Reallöhne steigen zum zweiten Mal:Aufschwung kommt im Portemonnaie an

Ein Lohnzuwachs wie zuletzt vor zehn Jahren: Die Realeinkommen in Deutschland sind 2011 zum zweiten Mal nacheinander gestiegen. Am Ende bleibt ein Plus von einem Prozent - trotz einer vergleichsweise hohen Inflation. Obwohl die Konjunktur nachlässt, könnte es auch in diesem Jahr wieder tatsächlich mehr Gehalt geben.

Die deutschen Arbeitnehmer hatten im vergangenen Jahr unter dem Strich wieder ein echtes Lohnplus verbuchen können: Die Reallöhne seien 2011 um durchschnittlich 1,0 Prozent gestiegen, hat das Statistische Bundesamt in Wiesbaden auf Grundlage vorläufiger Berechnungen mitgeteilt.

Die Nominallöhne - also die Einkommen ohne ein Herausrechnen der Inflation - stiegen um 3,3 Prozent im Vergleich zu 2010. Grund für die Lohnsteigerungen seien Gehaltszuwächse durch Tarifverhandlungen, Einmalzahlungen sowie der weitere Abbau der Kurzarbeit nach Ende der Wirtschaftskrise von 2009.

Die relativ stark gestiegenen Verbraucherpreise verhinderten 2011 einen noch höheren Kaufkraftgewinn: Die Inflation stieg vor allem wegen höherer Energiepreise mit 2,3 Prozent mehr als doppelt so stark wie 2010. Dadurch blieb von dem Lohnplus von 3,3 Prozent nur 1,0 Prozent an realem Zuwachs übrig. Endgültige Zahlen will das Statistische Bundesamt Mitte März vorlegen.

Reallohnzuwächse in mehreren Jahren nacheinander - das gab es zuletzt zu Zeiten des Internet-Booms um die Jahrtausendwende: In den Jahren 1998 bis 2002 waren die Löhne nach Informationen des Statistischen Bundesamtes preisbereinigt sogar fünfmal hintereinander gestiegen, wenn auch teilweise nur um 0,1 Prozent. Danach folgten fünf Jahre, in denen die Arbeitnehmer jeweils real ein Minus zu verkraften hatten, bevor es 2008 mit 0,5 Prozent wieder leicht nach oben ging.

Im Krisenjahr 2009 waren die Reallöhne dann wiederum um 0,4 Prozent gesunken. 2010 ergab sich allerdings wegen der damals geringeren Inflation sogar ein Plus von 1,5 Prozent.

Angesichts der Rekordbeschäftigung und der nachlassenden Inflation gehen viele Experten davon aus, dass die Reallöhne trotz der Konjunkturflaute auch in diesem Jahr zulegen. Der Deutschen Bank zufolge wird die Teuerungsrate auf etwa 1,5 Prozent fallen. Die Forderungen der Gewerkschaften bei den anstehenden Tarifrunden liegen teils deutlich darüber.

Für tarifgebundene Gehälter ist der Zuwachs 2011 allerdings nicht so hoch ausgefallen wie das Statistische Bundesamt allgemein berechnet hat, merkt die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung an. Demnach sind die Tarifgehälter im vergangenen Jahr real gesunken, weil die nominalen Tariflöhne und -gehälter durchschnittlich um 2,0 Prozent gestiegen - ein Zuwachs, der durch die Inflation aufgezehrt werde.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: