Krapfen gibt es bei Martin Schönleben nur bis Faschingsdienstag. Am Aschermittwoch backt er traditionell nur noch Apfelkücherl, dann wird die Fettpfanne weggestellt bis Kirchweih. So wolle es der Brauch, sagt der Bäcker und Konditor aus Puchheim im Landkreis Fürstenfeldbruck. Der 49-Jährige kann sich nicht vorstellen, das ganze Jahr über das Saisongepäck anzubieten. "Dann müsste ich es so machen, wie es alle machen, und das will ich nicht."
Geschmack ist für Martin Schönleben alles. Deshalb verzichtet er auch auf vorgefertigte Backmischungen. Und er probiert immer wieder Neues aus. Vor ein paar Jahren hat er sich dazu sogar mit seinen Nachbarn in der Lagerstraße von Puchheim, dem Metzgermeister und einem Restaurantbesitzer zusammengetan und die ,,Puchheimer Bärlauchtage'' erfunden. "Keiner konnte sich vorstellen, wie das zusammengeht, doch alle waren dann überrascht, was man alles machen kann", erinnert sich Schönleben.
Die Bärlauchtage haben sich gehalten und ziehen in Puchheim und Gröbenzell neue Kunden an, die Lust am Ausprobieren von handwerklichen Backprodukten ist geblieben. Dabei hält Schönleben, der einen Bäcker und eine Konditorin beschäftigt, drei Konditorlehrlinge ausbildet und vier Angestellte in seinem Laden stehen hat, mit seinem Wissen nicht hinterm Berg. Sein Backblog im Internet, sagt er, sei unter den 100 besten Kochblogs Deutschlands auf Platz 45. Seine Homepage hat Schönleben mit seinem Berufsmotto überschrieben: "Ich backe anders." Der Handwerksmeister, der keinen Filialbetrieb hat und auch nicht ausliefert, weiß, dass er mit dieser Haltung mittlerweile ziemlich allein ist. Und dass er dadurch auch Kunden verliert. Nämlich die enttäuschten Krapfenliebhaber zwischen Aschermittwoch und Kirchweih.
Text: Erich C. Setzwein