Protest gegen Atomkraft:Kalt erwischt

Knapp ein Jahr nach Fukushima kommen nur wenige zur Mahnwache auf dem Ebersberger Marienplatz.

Felix Hütten ;

Von der Klimaerwärmung ist momentan nicht viel zu spüren. Trotz Sonnenschein herrschen eisige Temperaturen am Marienplatz in Ebersberg, auf dem sich am Samstagmittag rund 30 Atomkraftgegner eingefunden haben. Unter dem Motto "Fukushima mahnt" gedenken sie - eingehüllt in dicke Winterjacken, auf denen "Atomkraft, nein danke!"-Anstecker prangen - der Todesopfer des Reaktorunfalls in Japan vor knapp einem Jahr. Ähnliche Veranstaltungen fanden am Samstag in ganz Deutschland statt. Zu der Kundgebung in Ebersberg hatte ein Bündnis von Organisationen und Parteien aufgerufen. Deren Sprecher Andreas Münnich zeigte sich hinterher enttäuscht von der geringen Beteiligung, auch wenn er angesichts der Kälte Verständnis für die geringe Beteiligung hatte: "Ein wenig mehr hätten es schon sein dürfen." Denn Münnich sieht nach wie vor dringenden Handlungsbedarf. "Ich glaube nicht daran, dass der Atomausstieg ohne weitere Anstrengungen beschlossene Sache bleibt. Die Menschen vergessen schnell, was in Fukushima passiert ist." Dabei dauere die Atomkatastrophe an. Sie werde nur "totgeschwiegen", so der Sprecher des Ebersberger Bündnisses für den Atomausstieg. Auch der Grünen-Kreisvorsitzende Thomas von Sarnowski kritisierte in seiner kurzen Ansprache auf der Mahnwache die Politik der Bundesregierung: "Es wird immer noch zu wenig getan, um die erneuerbaren Energien zu fördern." Atomausstieg bedeute auch, den Einstieg in die erneuerbaren Energien voranzutreiben anstatt diese durch Kürzungen der Fördergelder auszubremsen. Auch das Thema Windenergie wurde auf dem Ebersberger Marienplatz diskutiert. "Setzt euch für die Windkraft ein", forderte von Sarnowski seine Zuhörer auf und griff die Gegner des geplanten Windparks im Ebersberger Forst scharf an: "Ich kann die Blockierer der Windkraftpläne nicht verstehen. Stellen Sie sich mal vor, Isar 2 geht in die Luft. Davon sind wir hier unmittelbar betroffen." Dass die Atomenergie für den Landkreis negative Folgen haben kann, davon ist auch Ernst Edelmann überzeugt. "Ich bin hier, weil ich mich für die kommenden Generationen einsetzen möchte", erklärte der 52-jährige Grafinger seine Teilnahme. Es sei naiv zu glauben, man könne allein mit Unterschriften die Energiepolitik beeinflussen. "Da müssen schon Naturgewalten ausbrechen, damit etwas passiert." Nach einer Stunde löste sich die Versammlung auf. Der Platz lehrte sich, die Veranstalter hängen Plakate und Fahnen wieder ab. Einige Teilnehmer hatten die Versammlung wegen der Kälte schon vorher frierend verlassen. "Wir wiederholen unsere Kundgebung im Sommer", kündigte Organisator Münnich an, der dann auf mehr Teilnehmer hofft. Davor, am 11. März, fahren die Mitglieder des Ebersberger Bündnisses zu einer Demonstration vor dem Kernkraftwerk Gundremmingen. "Das Thema ist nicht mehr in den Köpfen präsent. Sollte die Regierung die Ausstiegspläne wieder rückgängig machen, wird der Platz hier voll", ist sich Münnich sicher. "Aber das wollen wir nicht hoffen."

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