Seehofer gegen Ferber:CSU streitet über Euro-Rettung

CSU-Chef Horst Seehofer in der Zwickmühle: Einerseits will er die Europa-Skeptiker stärker einbinden, andererseits ist da die Eurogruppe der Partei - die auf ein stärkeres Europa drängt. Nun ist dieser Konflikt zu einem offenen Schlagabtausch eskaliert.

Mike Szymanski

Zwischen CSU-Chef Horst Seehofer und der Europagruppe seiner Partei ist es im Streit über die Euro-Politik zum offenen Bruch gekommen. Am Mittwoch gingen die CSU-Abgeordneten im Europaparlament auf Distanz zu Seehofers Forderung, die Bürger in Deutschland über die Rettung der europäischen Währung abstimmen zu lassen. "Währungsfragen haben - mit Verlaub - in Volksabstimmungen nichts zu suchen", sagte Europagruppenchef Markus Ferber.

Themenpaket Europawahl

Zwischen CSU-Chef Horst Seehofer (links) und Eurogruppenchef Markus Ferber gibt es schon länger Spannungen.

(Foto: dpa)

Seehofer wies seine Abgeordneten zurecht: "Das bestimmt ganz gewiss nicht der Herr Ferber, wie der Kurs der Partei ist", sagte Seehofer. Er lasse sich nicht von seiner Position abbringen: "Das wäre ja noch schöner." Ferber entgegnete: "Ich bin Mitglied einer demokratischen Partei. Für mich zählt, was auf dem Parteitag beschlossen wurde. Volksabstimmungen zählten nicht dazu."

Seit Monaten schwelt innerhalb der CSU ein Richtungsstreit darüber, wie viele Kompetenzen angesichts bereits geleisteter und noch anstehenden Milliardenhilfen zur Rettung des Euro auf europäische Ebene übertragen werden sollten. Die CSU-Europagruppe setzt auf ein stärkeres Europa. Seehofer will jedoch die Kritiker eines solchen Kurses, die stark in seiner Partei vertreten sind und nach außen durch Generalsekretär Alexander Dobrindt und dem Bundestagsabgeordneten Peter Gauweiler vertreten werden, stärkeres Gewicht verleihen.

Nun ist es zur Machtprobe gekommen, und Seehofer hat in ungewohnt Schärfe klar gemacht, wer die Richtung in der Partei in der Europapolitik vorgibt. Wie aus Parteikreisen verlautete, stellt Seehofer bereits in Frage, dass Ferber 2014 erneut als Spitzenkandidat aufgestellt werde. Er erwäge, die Liste "neu aufzustellen", verlautete aus der CSU - womit auch Manfred Weber, zugleich Grundsatzkommissionschef der CSU, um einen guten Listenplatz fürchten müsste.

Zwischen Ferber, Weber und Seehofer gibt es seit langem Spannungen. Seehofer ist mit Ferbers und Webers Leistung unzufrieden. Die Europapolitiker beklagen ihrerseits ständige Querschüsse aus München.

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