Erste islamische Bank:Mit dem Segen Allahs im Ländle

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Kein Zins, keine Spekulation: Die "ethische Verwahrlosung" der Bankenlandschaft erfordere neue Lösungen, findet CDU-Mann Löffler - und lobt die Scharia.

B. Dörries

Reinhard Löffler ist eigentlich kein untypisches Mitglied der CDU im Stuttgarter Landtag: Ein Jurist, der gerne Spätburgunder trinkt und die katholische Kirche als einen "Ankerpunkt" in seinem Leben beschreibt. Löffler hat einmal bei IBM gearbeitet, sitzt in zahlreichen Aufsichtsräten und lobt als wirtschaftspolitischer Sprecher gerne den Mittelstand.

In islamischen Banken wachen Korangelehrte über die Einhaltung der Regeln der Scharia - das soll auch in Deutschland der Fall sein. (Foto: Foto: Reuters)

Es war nicht unbedingt abzusehen, dass Löffler einmal den Kapitalismus in seiner jetzigen Form in Frage stellen würde. Und dazu Sympathien für die Scharia erkennen lässt. "Islamische Finanzierung: Dritter Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus?", heißt ein kleines Papier, das Löffler geschrieben hat. So weit ist es schon gekommen.

"Halal", also "rein"

Die "ethische Verwahrlosung" der Bankenlandschaft erfordere neue Lösungen, findet Löffler. Er und vier weitere CDU-Abgeordnete fordern das baden-württembergische Finanzministerium auf zu prüfen, ob das Land nicht eine Staatsanleihe auflegen kann, die den Regeln der Scharia entspricht, also rein, "halal", ist und vor allem das Zinsverbot respektiert.

Löffler will so einer Anlageform in Deutschland zum Durchbruch verhelfen, die weltweit Wachstumsraten von 15 Prozent erzielt. Vor allem in arabischen Ländern, aber auch in Großbritannien wollen Muslime ihr Geld im Einklang mit der Religion anlegen. In England gibt es seit 2004 die Islamic Bank of Britain mit 50000 Kunden.

Erste islamische Bank in Mannheim

In Deutschland leben noch viel mehr Muslime, die nun auch die Möglichkeit erhalten sollen, Bankgeschäfte nach islamischen Regeln abzuwickeln. Institute wie die Deutsche Bank bieten in arabischen Ländern bereits Halal-Banking an, Mercedes verkauft seit kurzem seine Autos mit Islamic-Leasing. Das Land Sachsen-Anhalt legte eine islamkonforme Staatsanleihe auf. Und erst kürzlich organisierte die Bankenaufsicht Bafin eine Konferenz zum Islamic Banking, um Investoren zu zeigen, dass aus Sicht der Regulatoren keine Hindernisse bestehen.

Die erste Lizenz ist bereits erteilt, im Januar eröffnet die erste islamische Bank in Mannheim, weitere sollen folgen.

Bei den Banken wacht ein Scharia- Board von Korangelehrten über die Einhaltung der Regeln. Es gilt Zinsverbot: Will sich ein Kunde ein Haus kaufen, erwirbt die Bank das Haus für ihn und lässt ihn den Kaufpreis mit Aufschlag in Raten abbezahlen, bis ihm dann das Haus gehört.

Baden-Württemberg zögert noch

Islamische Banken sollten nichts erwerben, was in der Realität nicht existiert. Glücksspiel ist verboten: Die Banken sind deshalb an vielen spekulationsgetriebenen Märkten nicht aktiv. Geschäfte, bei denen unsicher ist, ob überhaupt Erträge zurückfließen, sind ebenso verboten wie eine Beteiligung an Unternehmen, die Alkohol oder Schweinefleisch verkaufen.

Die Finanzkrise, so meinen Finanzexperten, wäre nicht entstanden, wenn mehr Banken die Grundsätze der Scharia beachtet hätten. "Wenn man es richtig anwendet, hilf Islamic Banking, Exzesse zu verhindern", sagt Michael Gassner, beim Zentralrat der Muslime in Deutschland zuständig für Islamic Banking. Er vergleicht dies mit anderen Formen des sozialen und ethischen Investments, etwa dem ökologischen Green Banking.

Auch die Krise Dubais sei kein Argument gegen islamische Bankgeschäfte. Am Golf werde nicht immer gemäß der Scharia investiert, sagt Gassner. Mittlerweile hätten auch die London School of Economics und der Vatikan Bankgeschäfte im Namen Allahs gepriesen. Das eher katholische Baden-Württemberg zögert noch.

© SZ vom 19.12.2009/ehr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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