Con Dao in Vietnam:Die Hölle liegt gleich neben dem Paradies

Besucher lernen von der Insel Con Dao in Vietnam meist nur die schöne Seite kennen. Doch auf der Insel gibt es ein Gefängnis mit einer grauenvollen Vergangenheit - wegen diesem heißt Con Dao auch die "Teufelsinsel".

Auf Con Dao liegt eine Nationalheldin begraben. Der Name Vo Thi Sau sagt westlichen Reisenden nichts. Sie wurde 1949 im Alter von nur 16 Jahren nach einer bewaffneten Aktion gegen die französischen Kolonialherren gefasst und als erste Vietnamesin zum Tode verurteilt. Auf dem idyllischen Friedhof Hang Duong hat sie ihre letzte Ruhestätte gefunden, Ausländer stehen ratlos vor ihrem imposanten Grab aus Marmor, das eine beliebte Pilgerstätte ist.

Nachts, so sagen Vietnamesen verträumt, könne man seiner Heldin noch näher sein. Sie bringen gebratene Hähnchenteile, weiße Blumen, Räucherstäbchen und Shampoo an Vo Thi Saus Grab.

Die verwunschene Schönheit dieses Friedhofs wirkt tröstlich, denn hier ruhen viele Menschen, deren Leben gewaltsam ein Ende gesetzt wurde. Franzosen, Süd-Vietnamesen und Amerikaner haben das Gefängnis betrieben, das sich in der Villa des ehemaligen französischen Gouverneurs befand.

Dort gibt es heute eine kleine Ausstellung über die grauenhafte Zeit, die der Insel den Namen "Teufelsinsel" einbrachte. Rund 20.000 Menschen haben hier ihr Leben verloren. Die Tigerkäfige, in denen Menschen wie Raubtiere gefangen gehalten wurden, erlangten weltweit Berühmtheit.

Das ist die eine Seite der Insel Con Dao, die rund eine Flugstunde von Ho-Chi-Minh-Stadt entfernt im südchinesischen Meer liegt. Die andere ist viel schöner.

Irgendwo da draußen schwimmen sie: Seekühe. Es sind jene geheimnisvoll anmutenden Tiere, die man als Europäer nur aus dem Zoo kennt. Sie sind so scheu, dass man sie in freier Natur so gut wie nie sieht. Außer man hat viel Zeit und ist geduldig.

Mit den Touristen um die Wette lachen

Die Elefantenbucht ist ein paradiesischer Ort, an dem vor kurzem ein Luxushotel eröffnet hat. Wer das ursprüngliche Vietnam jenseits der großen, berühmten Städte sehen möchte, der findet auf Con Dao überwältigend-freundliche Menschen, die mit den Touristen um die Wette lachen.

Manchmal lachen sie natürlich auch über die Touristen, aber das kann man ihnen wirklich nicht übelnehmen. Sie sehen ja auch ulkig aus, diese Langnasen, beim Probieren der bunten Plastik-Motorradhelme oder wenn sie ratlos auf dem Markt herumstehen und fragen, warum Wasser hier aus großen Plastikflaschen in kleine Flaschen umgefüllt wird. Dabei handelt es sich doch um selbstgebrannten Schnaps.

Rund um den Markt geht es, freundlich ausgedrückt, beschaulich zu. Ein paar Läden, Wohn- und Geschäftshäuser, ein paar Straßenzüge. In der Hauptbucht gibt es eine bescheidene Promenade, dahinter schaukeln ein paar schlichte Fischerboote. Der Gang der Menschen hier, stets ein untrügliches Zeichen für den Rhythmus eines Ortes, ist gemächlich. Nur keine Eile! Eine liebenswerte Einstellung.

Warten auf den neuen Flughafen

Das Paradies ist ruhig und es ist klein, nur 16 Inseln gehören zum Con-Dao-Archipel. Wenig Land, wenig los, wenige Touristen. Noch. Denn die Pläne der Regierung, die niemand genau kennt, aber alle irgendwie ehrfurchtsvoll besprechen, sehen vor, Con Dao zum Touristenparadies zu machen. Sanft natürlich, verspricht man Reisenden.

Alle warten auf den neuen Flughafen, der 2012 eröffnen soll. Der alte ist ziemlich gemütlich. Die Gefahr, sich in langen Gängen zu verirren oder seinen Flieger zu verpassen, besteht hier nicht. Zum Flugzeug laufen die Passagiere. Es sind schließlich nur ein paar Schritte, gerade einmal fünf Flieger landen hier täglich. Noch.

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