Diskussion um Quote in Unternehmen:Europa der Frauen

EU-Justizkommissarin Viviane Reding will nicht mehr bitten, sondern verordnen - sie bereitet für ganz Europa eine Frauenquote vor. Bis Sommer will sie entscheiden, ob künftig jeder dritte oder jeder zweite Spitzenjob mit einer Frau besetzt werden muss; und ob das für private, öffentliche oder gleich für alle Unternehmen gelten soll.

Cerstin Gammelin

Das beste Argument dafür, die männliche Monokultur in Unternehmen und Organisationen zu beenden, liefern die Herren selbst. Stoisch ignorierten sie das sanfte Drängen der Damen, mehr gut dotierte Positionen mit Frauen zu besetzen. Einer Frau, EU-Justizkommissarin Viviane Reding, ist inzwischen die Geduld ausgegangen. Sie will nicht mehr bitten, sondern verordnen - und bereitet nun für ganz Europa eine Frauenquote vor. Bis Sommer will sie entscheiden, ob künftig jeder dritte oder jeder zweite Spitzenjob mit einer Frau besetzt werden muss; und ob das für private, öffentliche oder gleich für alle Unternehmen gelten soll.

Es ist Reding zuzutrauen, dass sie es tatsächlich schafft, Vorständen und Aufsichtsräten eine verbindliche Frauenquote vorzuschreiben. Zum einen ist Reding ehrgeizig genug und weiß, dass sie sich damit ein Denkmal setzen würde. Zugleich ist sie erfahren genug, um zu wissen, wie sie sich die Rückendeckung für ihr Vorhaben holen kann.

Dass die Kommissarin zunächst nun öffentliche Anhörungen plant, ist ein kluger Schachzug. Sie ist überzeugt, dass drei von vier Bürgern die Quote unterstützen - und dass Politiker nicht ignorieren können, was Wähler wollen. Das verschafft ihr zudem die Zeit, die Quote juristisch abzusichern.

Nicht mit dem Hinweis auf Diskriminierung oder Gleichberechtigung - sondern mit einem Argument des Binnenmarktes: Ohne europaweite Quote kann es nämlich passieren, dass sich beispielsweise deutsche Unternehmen nicht mehr an Ausschreibungen in Spanien oder Frankreich beteiligen können, weil sie zu wenige weibliche Führungskräfte haben - und damit die Voraussetzungen für das Arbeiten in diesen Ländern schlicht nicht erfüllen.

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