Führungswechsel bei der Deutschen Bank:Ackermanns Nachfolger haben längst das Sagen

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Bis Ende Mai ist Josef Ackermann noch Chef der Deutschen Bank. Doch schon jetzt hat er nichts mehr zu sagen. Seine Nachfolger Jain und Fitschen haben die Führung übernommen, Monate vor der offiziellen Übergabe. Die Ängste vor dem Einmarsch der Investmentbanker sind verständlich - aber übertrieben.

Caspar Busse

Zehn Jahre lang war Josef Ackermann die Personifizierung des Finanz-Managers in Deutschland, atemberaubend schnell zerfällt jetzt seine Macht. Offiziell gibt der Schweizer die Führung der Deutschen Bank erst Ende Mai in die Hände seiner Nachfolger.

Der Alten und die Neuen: Handstreichartig übernehmen die Nachvolger Anshu Jain (links) und Jürgen Fitschen (rechts) von Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann. (Foto: dpa)

Ackermann war sehr darauf bedacht, dass er bis zuletzt das Heft des Handelns in der Hand behält und nicht zur "lame duck" wird, zur lahmen Ente. Aber dies gelingt ihm nicht. Gerade ist sein Plan für einen Millionenvergleich im Rechtsstreit mit den Erben des verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch peinlich gescheitert. Nun müssen einige seiner langjährigen Mitstreiter aus dem Vorstand weichen. Es ist offensichtlich: Das Sagen haben längst die Nachfolger Anshu Jain und Jürgen Fitschen.

Überraschend klar und fast handstreichartig serviert das neue Duo alte Vertraute von Ackermann ab, sie werden durch eigene Leute ersetzt, die übrigens alle schon sehr lange für die Deutsche Bank arbeiten. Die Unruhe in Frankfurt, aber auch in der Politik in Berlin, ist trotzdem beträchtlich.

Jain und Fitschen versichern, die Deutsche Bank werde eine Universalbank bleiben

Viele fürchten den Einmarsch der Investmentbanker und damit das Ende der Deutschen Bank, wie es sie bisher gab. Ackermann selbst hatte bis zuletzt gegen Jain argumentiert. Ist das nun Geschichte? Verliert die Bank ihre Bodenhaftung in Deutschland? Wandert die Führung womöglich nach London ab? Wird das einzige deutsche Kreditinstitut von wirklich internationaler Bedeutung künftig eine echte Zocker-Bank? Die Ängste sind verständlich, aber sie sind übertrieben.

Jain und Fitschen versichern, die Deutsche Bank werde wie bisher eine Universalbank bleiben. Daran werden sie gemessen werden. Eine Alternative gibt es auch gar nicht. Es ist klar, dass die Kasino-Mentalität, die die Welt in den vergangenen Jahren in eine Krise gestürzt hat, vorbei ist.

Auch Jain, der seine Karriere bisher im Investmentbanking gemacht hat und damit auch für dubiose Geschäfte der Bank in der Vergangenheit verantwortlich ist, weiß, dass eine Bank dieser Größe mehrere Geschäftsfelder braucht. Das Investmentbanking alleine wäre viel zu riskant und zu anfällig für Schwankungen. Privatkunden und Vermögensverwaltung werden auch künftig ihre Bedeutung behalten.

Es wird in den kommenden Jahren zu erheblichen Veränderungen in der internationalen Bankenwelt kommen. Die Deutsche Bank will und muss auch künftig zu den Großen der Branche gehören. Dass Jain künftig nicht plötzlich der alten Zockermentalität erliegt, dafür wird auch der Dritte im Bunde sorgen. Paul Achleitner, der bei der Deutschen Bank die Führung des Aufsichtsrats übernehmen wird, hat in seinen Jahren bei der Allianz gezeigt, dass er weiß, wie ein verantwortungsvolles Geschäftsmodell aussieht. Er wird sich aktiv einmischen.

Internationales Geschäft, internationale Führung

Natürlich wird die Führung der Bank nun internationaler. Einer der beiden künftigen Chefs kommt aus Indien, zwei seiner Vorstandskollegen sind Amerikaner, einer ist Österreicher. Auch im erweiterten Führungskreis entscheiden mehr Nicht-Deutsche als früher. Das darf nicht schlecht sein. Schließlich ist auch das Geschäft der Deutschen Bank in den vergangenen Jahren immer internationaler geworden, mehr als zwei Drittel wird inzwischen nicht mehr in Deutschland erwirtschaftet. Die weltweite Präsenz ist wichtig, zum Beispiel für die deutschen Unternehmen, die überall Geschäfte machen und ein globales Kreditinstitut brauchen.

Von Ackermann ist dabei in den vergangenen Tagen auffällig wenig zu hören. Es spricht für den Noch-Chef, dass er nun keinen Grabenkrieg mehr führt, sondern das Feld räumt. Querelen kann die Bank nicht gebrauchen. Ein so radikaler Schnitt, wie ihn die Bank nun macht, ist ungewöhnlich. Aber es ist gut, wenn schnell Klarheit herrscht. Die Unsicherheiten an den internationalen Finanzmärkten sind groß genug.

© SZ vom 09.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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