Haushaltsstreit in New Jersey:In Trenton wird Toilettenpapier knapp

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Einem Stadtrat, der seine Ausgaben überwacht, ist im Grunde nichts vorzuwerfen - schließlich ist das seine Aufgabe. Doch in Trenton im US-Bundesstaat New Jersey ist deshalb die Bestellung von Toilettenpapier blockiert. Und die Vorräte nähern sich, Blatt um Blatt, ihrem Ende.

Lena Jakat

Zugangskarte, Zeitung, einen Apfel für die Frühstückspause - und eine Rolle Toilettenpapier: So könnte es schon in den nächsten Tagen in den Aktentaschen von Mitarbeitern der Stadtverwaltung Trenton aussehen. In der Hauptstadt des US-Bundesstaats New Jersey werden die Hygieneartikel knapp. Bis Ende der Woche reichen die Vorräte noch für die Sanitäranlagen im Rathaus, doch bei der Feuerwehr oder der Polizei könnte es schon in den nächsten Tagen knapp werden.

Grund für den Engpass: Das Geld fehlt. Beziehungsweise liegt es im drittreichsten Staat der USA einfach herum und wartet, für kilometerweise dreilagiges Hygienegefühl ausgegeben zu werden. Doch die Stadtverwaltung kommt nicht an die Summe. Grund ist ein seit Monaten schwelender Streit zwischen Bürgermeister Tony Mack und seinem Stadtrat, bei dem es eigentlich um die Bestellung des Jahresvorrats an Papierhandtüchern, Toilettenauflagen und -papier geht, genauer noch: um Pappbecher.

Die Bestellung mit einem Volumen von 42.573 Dollar (32.453 Euro) wurde vom Stadtrat im November, Dezember und Januar immer wieder abgelehnt. Ein Posten erregte besonders den Unmut der Ratsmitglieder: 50 Kartons Pappbecher mit Henkeln für Heißgetränke, zu einem Preis von 79,89 Dollar (60,90 Euro) das Stück. Der Posten wurde gestrichen, der Bedarfsplan erneut an die Stadtverwaltung zurückgegeben. Und dort schwinden, Blatt um Blatt, die Vorräte.

Der Stadtrat bleibt trotz dieser Notlage hart. Die Rechnung für Pappbecher sei zu hoch und der Bürgermeister habe nicht für ausreichend Information gesorgt, sagte Ratsmitglied George Muschal Bloomberg News. Muschal verwies auch darauf, dass die Bestellung möglicherweise deshalb so groß sei, weil Mitarbeiter die Becher für den Hausgebrauch mitgehen lassen würden. "Wir kontrollieren die Verwaltung und wir werden keine Blankoschecks ausstellen." Möglicherweise, notiert Noreen Malone vom New York Magazine sarkastisch, weil sie bald gezwungen sein könnten "alternative Nutzungsmöglichkeiten dieser Blanko-Schecks auszuprobieren".

Die Pattsituation erinnert an eine Drohung Cory Brookers. Der Bürgermeister von Newark kündigte 2010 im Angesicht eines 150-Millionen-Dollar-Lochs im Haushalt an, möglicherweise "alles von Druckerpapier bis Toilettenpapier" kürzen zu müssen. Damals bot ein örtlicher Toilettenpapierhersteller an, 50.000 Rollen des wertvollen Papiers vorbeizubrigen. Damals wurde es dann doch nicht nötig, auf das großzügige Angebot zurückzukommen. Vielleicht kann der edle Spender ja nun in Trenton vorbei kommen? Von Newark aus sind es dorthin nur knapp 90 Kilometer.

Tut er es nicht, drohen New Jersey die größten Toilettenpapier-Proteste seit mehr als 20 Jahren. Damals erwog Gouverneur Jim Florio, eine Steuer auf das Hygieneprodukt einzuführen - und löste damit einen Sturm der Empörung aus. Menschen gingen auf die Straßen und entrollten meterweise Papier, um ihren Ärger zu demonstrieren. Zu letzterem Protestmittel werden die Mitarbeiter der Stadt Trenton angesichts der Knappheit allerdings wohl eher nicht greifen.

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