Nordkorea plant Raketenstart:Obamas Warnung an Pjöngjang

Offiziell will die nordkoreanische Führung zu Ehren ihres Staatengründers mit einer Trägerrakete einen Satelliten ins All schießen. Amerikaner und Südkoreaner sehen in den Plänen jedoch einen massiven Verstoß gegen mehrere UN-Resolutionen - und eine Bedrohung für den Weltfrieden.

Offiziell soll mit dem Start einer nordkoreanischen Langstreckenrakete dem verstorbenen Staatsgründer Kim Il Sung gedacht werden. Nach Lesart der USA und Südkoreas ist Pjöngjangs Vorhaben aber nichts Geringeres als eine Bedrohung des Weltfriedens: Vor dem Atomgipfel in Seoul haben US-Präsident Obama und sein südkoreanischer Kollege Lee Myung Bak deshalb die Nordkoreaner vor "Provokationen" gewarnt. "Nordkorea wird mit Drohungen nichts erreichen", sagte Obama bei der Pressekonferenz mit Lee.

Die Regierung in Pjöngjang hatte angekündigt, Mitte April eine Langstreckenrakete mit einem Beobachtungssatelliten ins All zu schießen. Nach offiziellen Angaben ist der Start zu Ehren des hundertsten Geburtstags des Staatsgründers Kim Il Sung gedacht. Nach Einschätzung der USA und ihrer Verbündeten handelt es sich dabei aber um einen Raketentest, was gegen mehrere UN-Resolutionen verstoßen würde.

Die Führung in dem kommunistischen Staat setzte unterdessen, wie am Freitag angekündigt, die Vorbereitungen für den Raketenstart fort. Ein Vertreter des südkoreanischen Verteidigungsministeriums sagte am Sonntag, Nordkorea habe zentrale Teile seiner Langstreckenrakete zur Abschussbasis transportiert. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon kritisierte den Plan am Samstag scharf. Sollte der Start wirklich stattfinden, wäre er "eine schwere Provokation der internationalen Gemeinschaft", sagte Ban.

Obama kritisiert Chinas Nordkorea-Politik

US-Präsident Obama kritisierte in Seoul auch die Haltung Chinas gegenüber dem verbündeten Nordkorea. Diese habe in den vergangenen Jahrzehnten nicht zu einer Änderung des Verhaltens der Führung in Pjöngjang geführt, sagte der US-Präsident. Die Strategie, Fehlverhalten zu belohnen und vor vorsätzlichen Provokationen die Augen zu verschließen, sei offensichtlich erfolglos geblieben, sagte Obama. "Ich glaube, dass China ein aufrichtiges Interesse daran hat, dass Nordkorea ohne Atomwaffen bleibt. Aber sie müssen dieses Anliegen auch nachdrücklich verfolgen."

Seiner Ansicht nach ist derzeit schwer zu beurteilen, wer in Nordkorea "die Strippen zieht". Es sei schwierig, sich ein Bild vom jungen Kim Jong Un zu machen, der nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il Mitte Dezember die Macht übernommen hatte und am Sonntag an einer Gedenkzeremonie für seinen vor genau 100 Tagen verstorbenen Vater Kim Jong Il teilnahm.

Obama besuchte am Sonntag nach seiner Ankunft in Südkorea als erstes US-Soldaten an der Grenze zu Nordkorea. "Ihr Jungs befindet euch an einer Freiheitsgrenze", sagte Obama und dankte den Soldaten für ihren Einsatz. In Südkorea sind 28.500 US-Soldaten stationiert.

Nordkorea und Südkorea befinden sich seit dem Korea-Krieg von 1950 bis 1953 offiziell im Kriegszustand. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Zwischenfälle zwischen den Staaten.

Bei seinem dreitägigen Besuch will Obama am Montag und Dienstag am zweiten Atomgipfel von 53 Staaten in Seoul teilnehmen. Dabei will er auch Gespräche mit Chinas Staatschef Hu Jintao und Russlands scheidendem Präsidenten Dmitrij Medwedjew führen. Auf der Agenda des Gipfels stehen die Themen Atomenergie, Atomwaffen und die Bedrohung durch nuklear bewaffnete Extremisten. Auch die umstrittenen Atomprogramme in Iran und in Nordkorea dürften zur Sprache kommen.

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