Tod des israelischen Friedensnobelpreisträgers:Ein stiller Revolutionär

Ein halbes Jahrhundert hat Schimon Peres die Politik im Nahen Osten geprägt. Der Friedensnobelpreisträger hat viel bewegt. Stationen seines Lebens in Bildern.

Von Lara Gruben

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Quelle: AFP

Ein halbes Jahrhundert hat Schimon Peres die Politik im Nahen Osten geprägt. Der Friedensnobelpreisträger hat viel bewegt. Nun ist er im Alter von 93 Jahren in einem Krankenhaus nahe Tel Aviv gestorben. Er erlag den Folgen eines Schlaganfalls.

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Peres und Abbas beten gemeinsam

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Quelle: AFP

Seine politische Karriere endete mit einem großen Symbol. Papst Franziskus, Schimon Peres und sein palästinensischer Kollege Mahmud Abbas beten 2014 gemeinsam. Der Papst hatte die beiden zum Gebet für den Frieden geladen. Er mahnte: "Um Frieden zu schaffen, braucht es Mut, sehr viel mehr, als um Krieg zu führen".

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Politische Anfänge im Verteidiungsministerium

ISRAEL-PERES

Quelle: AFP

Peres' politische Karriere beginnt unter dem ersten israelischen Ministerpräsident David Ben-Gurion, den er als Mentor bezeichnet, beruft Peres 1948 and die Spitze der Marineabteilung im Verteidigungsministerium. Geboren in Wischnewa, im heutigen Weißrussland, wandert seine Familie 1934 nach Palästina aus. Peres besucht Schulen in Tel Aviv und studiert in New York und Boston. In seiner Jugend schließt er sich einem Vorläufer der israelischen Arbeitspartei an.

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Kontakt zu Strauß

Franz Josef Strauß lässt sich die Funktionsweise der Maschinenpistole "Uzi" erläutern, 1963

Quelle: DPA

Für die Regierung Ben-Gurion sucht er in den 50er Jahren den ersten Kontakt zu Deutschland. In seiner Zeit als Verteidigungsminister baut er Rüstungsindustrie und Streitkräfte aus. Mit Franz Josef Strauß (rechts) handelt er Rüstungshilfe aus und zeigt ihm, wie die Maschinenpistole "Uzi" funktioniert. Er bezeichnet Strauß als einen Freund.

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Der ewige Zweite

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Quelle: AFP

Nach dem Rücktritt Ben-Gurions bleibt Peres zunächst Verteidigungsminister. In den Folgejahren wechselt er in verschiedene Ämter - zwanzig zählt er am Ende seiner politischen Karriere. Und das, ohne je eine öffentliche Wahl gewonnen zu haben. Siebzehn Mal unterliegt er in Wahlen, was ihm den Titel des ewigen Zweiten einbringt.

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Als Ministerpräsident macht Peres eine gute Figur

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Quelle: AFP

Als Ministerpräsident führt Peres ab 1984 die Große Koalition, die seine Arbeitspartei mit der konservativen Likud eingegangen ist. Sein Ansehen steigt in der Rolle des Ministerpräsidenten. Er beschließt den militärischen Rückzug aus dem Libanon und ein wirtschaftliches Stabilisierungsprogramm. Als erster Ministerpräsident nimmt er diplomatische Kontakte mit Ägypten auf.

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Die Beziehung zur katholischen Kirche

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Quelle: AFP

Schon 1985 besucht Peres Papst Johannes-Paul II. im Vatikan. Fast zehn Jahre später lädt Peres den Papst nach Israel ein. Er ist der erste Papst, der sich wieder für das Verhältnis der katholischen Kirche zu Israel einsetzt.

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Händedruck unter Freunden

BIO MARGARET THATCHER

Quelle: AFP

Schimon Peres empfängt Margaret Thatcher 1986 in Jerusalem. Sie ist die erste britische Premierministerin, die nach Israel reist. Nach ihrem Tod nennt er sie Freundin Israels. Offen kritisiert Thatcher den Konflikt mit den Palästinensern und fordert Israel auf, Land gegen Frieden zu tauschen.

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Peres wirkt aus dem Hintergrund

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Quelle: AFP

Als Außenminister wirkt Peres aus dem Hintergrund auf Friedensverhandlungen der Regierung Rabin ein. Zuvor hatte Peres die parteiinterne Auswahl des Spitzenkandidaten gegen Jitzchak Rabin verloren. Trotzdem vergisst er sein Ziel der Aussöhnung mit den Palästinensern nicht, und es gelingt ihm, den skeptischen Rabin von seiner Idee zu überzeugen. Das Verhältnis der Politiker wird danach immer enger. Laut Zeit ergänzen sich der "harte Unterhändler" Rabin und der "verständnisvolle Diplomat" Peres. 1993 unterzeichnet Rabin das Gaza-Jericho-Abkommen, welches das Ende der israelischen Besatzung in Gaza und Jericho besiegelte.

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Sein politischer Meilenstein

Ytzhak Rabin, Bill Clinton, Schimon Petes und Yassir Arafat, 1993

Quelle: DPA

Gemeinsam mit Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat unterzeichnet er 1994 das Oslo-Abkommen. Palästinenser und Israeli verpflichteten sich damit, Konfliktthemen durch Gespräche zu klären. Das Abkommen wird als Ende des Jahrhundertkonfliktes gefeiert. Noch im selben Jahr erhalten Peres, Rabin und Arafat dafür den Friedensnobelpreis. Militante Anhänger beider Seiten halten sich nicht an das Abkommen, und so leben Gewalt und Terror immer wieder auf.

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Dialog für den Frieden

A file picture shows Palestinian President Yasser Arafat and former Israeli Foreign Miniter Shimon Peres

Quelle: REUTERS

Peres und PLO-Chef Arafat demonstrieren Frieden. Früher als die meisten anderen Politiker setzt Peres sich für Gespräche mit den Palästinensern ein. Doch nicht immer war sein Handeln von Frieden geprägt. In seinen politischen Anfangszeiten unter Ben-Gurion war er die treibende Kraft der Aufrüstung Israels.

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Für seine Mühen geehrt

Jassir Arafat, Schimon Peres, Yitzhak Rabin mit ihren Nobelpreisen in Oslo

Quelle: DPA

Für seine Verdienste um das Oslo-Abkommen erhält er 1994 den Friedensnobelpreis, gemeinsam mit Arafat und Rabin. Im Ausland wird er seither als "Friedensvisionär" (FAZ) betrachtet. In Israel überwiegt dagegen noch Ablehnung und Skepsis. Erst als er das Präsidentenamt übernimmt, wird er zunehmend auch von Israelis geschätzt, die ihn als Außenminister kritisiert hatten.

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Peres trauert um seinen Parteifreund

Israel gedenkt des Mordes an Rabin

Quelle: dpa/dpaweb

Nach dem Tod des Ministerpräsidenten Rabin übernimmt Peres im November 1995 vorübergehend die Regierung. Rabin wurde Opfer eines Mordanschlags rechtsextremer jüdischer Studenten in Tel Aviv. Der Anschlag offenbart, dass die Einigung auf dem Papier noch keinen gesellschaftlichen Frieden bedeutet. Hoffnung weckte der Besuch von zahlreichen arabischen Staatsmännern auf der Trauerfeier.

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Viele Worte, wenig Absichten

U.S. President Bush hugs Israeli President Shimon Peres after speaking to the Knesset in Jerusalem

Quelle: REUTERS

Nachdem Peres 2007 das Amt des Staatspräsidenten antritt, trifft er als ersten US-Präsidenten George W. Bush. Anlässlich des 60. Jahrestages des israelischen Staates spricht Bush zum Parlament. Zum Friedensprozess trägt Bush wenig bei. Einig sind sich Israelis und Palästinenser nach seinem Besuch nur über dessen Wirkung: "kitschig, kläglich, gefährlich" (FAZ).

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Obama geht auf Distanz

U.S. President Barack Obama meets Israel's President Shimon Peres in Washington

Quelle: REUTERS

2009 besucht Peres US-Präsident Barack Obama in Washington, D.C. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger versucht Obama, mit Distanz zu Israel den Friedensprozess im Nahen Osten voranzutreiben. So legte ein Mitglied seines Kabinetts unmittelbar vor dem Besuch die israelische Atompolitik offen. Ein bis dato von Präsident zu Präsident getragenes Geheimnis.

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Deutliche Worte am Flughafen

Pope Benedict XVI Farewell Ceremony At Ben Gurion Airport

Quelle: Getty Images

In Tel Aviv verabschiedet Peres 2009 Papst Benedikt XVI. nach dessen Reise durch den Nahen Osten. Am Flughafen hält der Papst seine Abschiedsansprache. Er fordert Israelis und Palästinenser dazu auf, Krieg und Terrorismus ein Ende zu setzen. Gleichzeitig verurteilt er Antisemitismus und Hass gegen Israel.

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Peres mahnt die Deutschen

Peres Adresses Bundestag On International Holocaust Remembrance Day

Quelle: Getty Images

Zum Gedenktag an die Opfer des Holocaust spricht Schimon Peres 2010 vor dem Bundestag. Er ruft dazu auf, den noch lebenden Verbrechern eine gerechte Strafe zu erteilen. Sein Ausblick ist trotzdem positiv. Er hofft auf eine Zukunft, in der die Worte Krieg und Antisemitismus nicht mehr existieren.

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Peres setzt Hoffnung in den Sport

Pau Gasol of LA Lakers and Spanish basketball in Jerusalem with I

Quelle: dpa

Klein wirkt der große Mann der Geschichte neben NBA-Spieler Pau Gasol. Anfang Juni trifft Peres Gasol, Co-Kapitän der Los Angeles Lakers, in Jerusalem. Gasol ist mit einer Gruppe junger jüdischer und arabischer Basketballer gekommen. Sport, sagt er, sei der Schlüssel zu einem friedlichen Miteinander.

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Die Rivalen

Ära Peres

Quelle: dpa

Zum Gedenktag für gefallene Soldaten haben sie zusammen gefunden, Schimon Peres und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Eine Ausnahme für die Männer, die sich selten einig sind. Netanjahus konservative Likud-Partei regiert seit Januar 2013 in einer rechtsgerichteten Koalition. Lange hatte Peres den Regierungschef nicht öffentlich kritisiert. Erst Netanjahus Iran-Politik lässt Peres seine Stimme erheben. Zuletzt kritisierte Peres, Netanjahu habe nahezu abgeschlossene Friedensverhandlungen gestoppt.

© Süddeutsche.de/mati/mike
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