Wolfratshausen: Bürgerversammlung:Bürgermeister soll Farbe bekennen

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Die Wolfratshauser fordern Helmut Forster auf, sich für das historische Ensemble am Waldramer Kolpingplatz einzusetzen. Doch der gibt sich erneut zurückhaltend.

Isabel Meixner

Bürgermeister Helmut Forster (Bürgervereinigung) hat sich am Donnerstag deutlicher Kritik erwehren müssen. Mehrere Redner warfen ihm auf der Bürgerversammlung in der Loisachhalle zu große Zurückhaltung im Kampf gegen den Abriss der beiden historischen Gebäude am Waldramer Kolpingplatz vor. "Haben Sie schon daran gedacht, dass hier etwas Geschichtliches dem Erdboden gleich gemacht und zerstört wird?", fragte der Waldramer Wolfgang Weichlein unter dem Applaus der etwa 130 Anwesenden.

Dachziegel aus dem ehemaligen Badehaus weisen auf die Geschichte hin: Die Jahreszahlen 1939 und 1940 sind eingraviert. (Foto: Hartmut Pöstges)

Forster verwies mehrmals auf die rechtliche Situation, die es ihm und der Stadt nicht gestatte einzugreifen: "Wir leben Gott sei Dank in einem Rechtsstaat, in dem nur der Eigentümer entscheiden darf, ob ein Gebäude abgerissen werden oder stehen bleiben darf." Erst nach einigen Nachfragen sagte er, man werde versuchen, die Gebäude, die im Besitz der katholischen Kirche sind, zu erhalten: "Die Stadt hat bestimmt kein Interesse, geschichtsträchtige Häuser zu vernichten."

Werner Henschelchen, Vorsitzender des Sportvereins DJK Waldram, bezeichnete Waldram mit seiner bewegten Geschichte als Werbeträger für Wolfratshausen. "Woanders würde man sich die Finger abschlecken, wenn man so einen Stadtteil hätte." Henschelchen unterstützt die Idee des Historischen Vereins einer Dokumentations- und Begegnungsstätte im historischen Badehaus, in dem die Geschichte vom NS-Zwangsarbeiterlager Föhrenwald über das Lager für Displaced Persons nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur heutigen Wohnsiedlung erzählt werden könnte. Außerdem könne dort die Integration der unterschiedlichen in Waldram lebenden Nationen vorangetrieben werden, so Henschelchen.

Auch Bodo Martin wünschte sich vom Bürgermeister mehr Einsatz gegenüber der Erzdiözese München-Freising für die Erhaltung der Gebäude: "Ich bin der Meinung, dass Sie als Bürgermeister auch Ihre persönliche Meinung einbringen können. Das hat eine viel größere Wirkung." Das Bistum will mit dem Verkauf der Flächen die bereits abgeschlossene Erweiterung des benachbarten Spätberufenenseminars Sankt Matthias finanzieren. Forster erklärte sich einflusslos: "Da kann ich hundert Mal sagen: Lieber Kardinal Marx, bitte erhalten Sie das Gebäude."

Am 5. April findet im Rathaus ein Treffen zwischen Vertretern von Diözese, Stadt Wolfratshausen, Historischem Verein und Siedlungsgemeinschaft Waldram statt. Dabei sollen Alternativen zum Abriss diskutiert werden. Für das Treffen habe er einige Vorschläge, die er vorher aber nicht in der Öffentlichkeit diskutiert haben möchte, sagte Forster.

Bernhard Reisner, stellvertretender Vorsitzender des Historischen Vereins, legte in seiner Wortmeldung die Haltung des Vereins nochmals dar. Die Gebäude am Kolpingplatz seien wegen ihrer wechselhaften Geschichte das letzte authentische Ensemble. Reisner nahm Forster in die Pflicht: "Die Stadt Wolfratshausen ist aufgefordert, im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Projekt zu unterstützen." Im Stadtrat zeichnet sich inzwischen eine Mehrheit dafür ab, die historischen Gebäude nicht abzureißen und für ein Dokumentationszentrum zu nutzen. Das Thema, versprach Forster, soll bald erneut im Gremium diskutiert werden.

© SZ vom 31.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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