James Bond wird Biertrinker:Nicht geschüttelt, nicht gerührt

Anzug, Luxusschlitten, Martini: Das ist James Bond, Geheimagent, Lebemann, Gentleman. Doch dank des erfolgreichen Marketings einer niederländischen Brauerei ist im Herbst Schluss damit. In "Skyfall" wird Bond Bier trinken. Unmöglich.

Lena Jakat

Außer vielleicht Obelix gibt es wohl keine Figur in der Popkultur, die so untrennbar mit einem bestimmten Trank verknüpft ist wie James Bond. Wer sagt "Wodka Martini, geschüttelt, nicht gerührt", der meint James Bond - und das seit ziemlich genau 56 Jahren. Am 26. März 1956 erscheint mit Diamonds are Forever Ian Flemings vierter Bond-Roman. Zum ersten Mal bestellt der britische Geheimagent darin den Drink, der fortan zu seinem Markenzeichen werden sollte. Im Gedenken an die Ursprünge des Bond-Martini-Mythos' bot das Tokioter Ritz-Carlton zu seiner Eröffnung 2007 einen Martini für 18.000 Dollar an. Statt einer Olive lag ein Diamant am Boden des Glases.

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Bei den Dreharbeiten von Casino Royale machte Daniel Craig schlechte Erfahrungen mit Martini. In Skyfall soll er nun Bier trinken dürfen.

(Foto: dpa)

Doch mit derlei Firlefanz soll nun Schluss sein: Daniel Craig, der in Casino Royale nach den nonchalanten Abgehobenheiten seiner Vorgänger 007 auf den Boden zurückgeholt hatte, trinkt - ganz bodenständig - künftig Bier. Der Brauereigigant Heineken sicherte sich eine Kooperation für den Bond-Film Skyfall, der im Herbst in die Kinos kommen soll. Der Agent sei "perfekt" für die Marke, sagte Marketingchefin Lesya Lysyj dem Branchenmagazin Advertising Age. Er sei der "Inbegriff der Mannes von Welt." Und der Mann von Welt trinkt ausgerechnet Bier?

James Bond soll also im Herbst auf Plakatwänden, in Internetkampagnen und auf Sixpack-Kartons einen heben. Regie über den passenden Werbeclip führt ein Mitarbeiter der Amsterdamer Werbeagentur Wieden&Kennedy, sein Name: Bond, Fredrik Bond. Der andere Bond, James Bond, soll sogar in dem Hollywoodfilm selbst sein Stammgetränk gegen ein kühles Blondes tauschen, zumindest in einer Szene.

Von der Debatte um Product Placement einmal abgesehen: James Bond und Bier? Wo kommen wir denn da hin? Tauscht er künftig etwa auch noch den Smoking gegen löchrige Jeans und seine Luxuskarossen gegen einen Kombi? Man stelle sich den MI5-Mann vor, wie er sich nach einem beherzten Schluck aus der grünen Flasche mit dem Handrücken über den Mund fährt und die überschüssige Kohlensäure geräuschvoll wieder entweichen lässt. Ist das der Gentleman, der selbst in der wüstesten Schießerei noch eine elegante Figur macht?

Und überhaupt: Die Niederländer stellen sich das so einfach vor. Aber die Aufgabe für die Drehbuchschreiber in Hollywood scheint fast unlösbar: Was sollen sie Craig sagen lassen, wenn der mit trockener Kehle an der Bar steht? Bier wird nunmal weder geschüttelt noch gerührt. "Ein Bier. Gebraut, nicht gepanscht"? Hätte zumindest vielleicht den gewünschten Werbeeffekt. "Kein Eis, kein Glas"? Hätte wenigstens einen Hauch von Stil. Oder "Blond, nicht braun"?

Wie auch immer Bond im Herbst sein Bier bestellt, den Schauspieler hinter der Rolle wird es freuen, denn offenbar ist er nicht ganz der starke Mann, den er vor der Kamera gibt: Während der Dreharbeiten zu Casino Royale bekannte Daniel Craig der New York Post zufolge: "Ich habe ungefähr zehn Martini probiert. Die hauen einen um. Am Ende lag ich unter dem Tisch."

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