Streit um Atomprogramm:Iran kündigt Verzicht auf Uran-Anreicherung an

Vor den Gesprächen über sein umstrittenes Atomprogramm kommt Iran den Vereinten Nationen entgegen. Der Leiter der Atombehörde stellte in Aussicht, die 20-prozentige Anreicherung von Uran bald zu stoppen. Konfliktpotential besteht jedoch weiter, vor allem wegen der kürzlich fertiggebauten, unterirdischen Anlage Fordo.

Iran gibt sich vor den neuen Atomgesprächen nun doch kompromissbereit. Der Direktor der iranischen Atomenergiebehörde, Ferejdun Abbasi, kündigte am Sonntag im Staatssender PressTV an, dass man nur noch für eine begrenzte Zeit Uran auf 20 Prozent anreichern werde.

Streit um Atomprogramm: Eine Luftaufnahme von 2009 zeigt die noch in Bau befindliche Atomanlage Fordo.

Eine Luftaufnahme von 2009 zeigt die noch in Bau befindliche Atomanlage Fordo.

(Foto: AP)

Dieses Uran solle gelagert und in den kommenden Jahren an einem Forschungsreaktor in Teheran genutzt werden. Das Land will nach den Worten von Abbasi kein Uran über 20 Prozent anreichern und damit kein waffenfähiges Material herstellen.

Die dritte Runde internationaler Atomgespräche soll am kommenden Samstag in Istanbul beginnen. Das hat die Europäische Union bestätigt. Sie erhoffe sich von dem Treffen "Ergebnisse, die ein Vorankommen erlauben", sagte ein Sprecher der Außenbeauftragten Catherine Ashton. Die vorangegangenen Gespräche waren im Januar 2011 in Istanbul ergebnislos abgebrochen worden.

Auch diesmal nehmen Iran und die fünf Veto-Mächte des UN-Sicherheitsrates und Deutschland teil. Der Westen will nach Informationen der New York Times bereits zu Beginn der Gespräche fordern, dass Iran die Anreicherung von Uran auf 20 Prozent stoppt und alle Bestände sofort außer Landes schafft.

Im Vorfeld deutet sich außerdem Streit um die erst kürzlich vollendete iranische Atomanlage Fordo an. Während der Westen nach einem Bericht der New York Times die Schließung der Anlage verlangen will, sprach Abbasi, von "unlogischen Forderungen". Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu, dessen Land sich durch das iranische Atomprogramm direkt bedroht fühlt, warf Iran vor, die Gespräche mit dem Westen nutzen zu wollen, um "Zeit zu gewinnen" und die Welt in die Irre zu führen.

Auf 20 Prozent angereichertes Uran erhöht aus Sicht des Westens die Möglichkeit, binnen Monaten waffenfähiges Uran herzustellen. Für den Bau einer Atombombe müsste Uran auf deutlich mehr als 80 Prozent angereichert werden. Der Westen verdächtigt die Führung in Teheran, dass sie unter dem Deckmantel der zivilen Atomforschung Kernwaffen entwickelt. Iran bestreitet das.

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