Frauen in der Wissenschaft:Krippenplätze statt Frauenquote

Frauen sind in den Führungsetagen großer Unternehmen Mangelware. Aber nicht nur dort fehlen sie: Auch die Hochschulen beklagen, dass Frauen in der Wissenschaft deutlich unterrepräsentiert sind. Die Gründe unterscheiden sich kaum.

Frauen sind nicht nur in Führungspositionen in der freien Wirtschaft Mangelware - sie fehlen auch in der Wissenschaft. Nur rund jede fünfte Professur ist an deutschen Hochschulen von einer Frau besetzt. Grund dafür ist in erster Linie die schlechte Vereinbarkeit von Karriere und Kindern - so sehen es zumindest die Professorinnen und Professoren, die das Centrum für Hochschulentwicklung in Güterloh für eine Studie befragt hat.

Mehr Betreuungsmöglichkeiten müssen nach Ansicht der Wissenschaftler her, um das Problem zu lösen. Eine Professorin etwa sagte, "solange nicht jeder Habilitandin ein zwölf Stunden offener Hort in Fußnähe zur Verfügung gestellt wird und dumme Sprüche unterbleiben, wird sich nichts ändern". Weiteres Problem: "Wissenschaftliche Kongresse und Treffen interdisziplinärer Forschungsverbünde sind in der Regel an Wochenenden und abends". Auch böte die freie Wirtschaft oft deutlich bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter als die Wissenschaft. Zudem sei das Ausland gerade für Naturwissenschaftlerinnen oft eine reizvolle Alternative.

Doch sehen Professoren wie auch Professorinnen zum Teil eine geringere Motivation bei Frauen als bei Männern, eine Professur anzustreben, wie das CHE mitteilte. Ein Professor etwa schrieb: "Meine vielen Versuche, gute Mitarbeiterinnen zum Berufsziel Professor zu ermutigen, sind leider nicht erfolgreich gewesen." Für ihn lasse sich schwer nachvollziehen, dass junge Wissenschaftlerinnen zwar in den universitären Mittelbau, aber nicht Professorin werden wollen.

Stark unterschiedliche Einschätzungen von Männern und Frauen zeigen sich dagegen bei dem, was die Forscher die eher subtileren Hindernissen für die weibliche Wissenschaftskarriere nennen. Während die Professoren beispielsweise meinen, dass das Vorhandensein "informeller Strukturen und Entscheidungsprozesse bei Einstellungen" keinen bis wenig negativen Einfluss auf die Karrierechancen von Frauen haben, sehen Professorinnen teilweise durchaus einen Einfluss, so das CHE.

Diese unterschiedliche Wahrnehmung schlägt sich auch in den vorgeschlagenen Maßnahmen der befragten Professorinnen und Professoren nieder: Insbesondere Wissenschaftlerinnen halten Mentoringprogramme und Coachingangebote für sinnvoll, um Frauen den Weg zu einer Professur zu erleichtern. Maßnahmen wie feste Richtlinien für Berufungsverfahren, die Verankerung von Chancengleichheit in Zielvereinbarungen befürwortet jeweils noch rund die Hälfte der Professorinnen aber jeweils nur ein Viertel der Professoren. Geschlechterspezifische Quotenregelungen werden ebenfalls von fast der Hälfte der Professorinnen, jedoch nur von 17 Prozent der Professoren als wirkungsvolles Instrument zur Beseitigung der Unterrepräsentanz von Frauen auf Professuren angegeben.

Das CHE hat 1117 Professorinnen und Professoren der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer nach den Gründen für die Unterrepräsentanz von Frauen in Professuren gefragt.

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