Roland-Berger-Pläne:Finanzierung für europäische Ratingagentur soll stehen

Sie soll den Wettbewerb beleben und ein Gegengewicht zu Standard & Poor's, Moody's und Fitch bilden. Doch zunächst sah es so aus, als schaffe es die Beraterfirma Roland Berger nicht, genügend Investoren für eine europäische Ratingagentur zu finden. Nun soll das Projekt in Kürze starten.

Die von Roland Berger initiierte europäische Ratingagentur wird nun doch gegründet. Mittlerweile lägen genügend Zusagen für eine finanzielle Beteiligung vor, teilte die Beraterfirma am Donnerstag in München mit.

Markus Krall, der sich bisher bei Roland Berger um das Projekt gekümmert hat, werde Geschäftsführer der neuen Ratingagentur. Seine Position als Senior Partner der Beraterfirma wird er zum 1. Mai niederlegen, wie eine Sprecherin mitteilte.

Noch vor kurzem stand das Projekt auf der Kippe, die Financial Times Deutschland titelte vor wenigen Tagen "EU-Ratingagentur vor dem Aus". Krall hatte große Schwierigkeiten, genügend Investoren zu mobilisieren. Große Banken wie die Deutsche Bank oder die Commerzbank wollten sich nicht daran beteiligen. Krall wollte 30 Investoren finden, die das Startkapital von 300 Millionen Euro aufbringen sollten.

Roland Berger will Projekt weiter unterstützen

"Nach intensiven Gesprächen, die wir in den vergangenen Monaten europaweit geführt haben, hat nun eine Reihe von Finanzunternehmen die Bereitschaft erklärt, den Aufbau der global tätigen Ratingagentur europäischen Ursprungs zu unterstützen", sagte Krall. Er wolle bald das Werben um Geldgeber beenden und mit der Agentur starten. Roland Berger werde das Projekt weiter unterstützen, sagte die Sprecherin. Aufsichtsratschef Burkhard Schwenker werde erstes Mitglied des Beirats der Ratingagentur.

Die Ratingagentur will die Vormachtstellung der drei großen amerikanischen Unternehmen Standard & Poor's, Moody's und Fitch aufbrechen und ein europäisches Gegengewicht bilden. Die Bewertungen sollen unabhängiger sein. Im Unterschied zu den US-Anbietern soll die europäische Agentur nicht von denjenigen bezahlt werden, die die Wertpapiere herausgeben, sondern von den Investoren.

Die Bundesregierung hatte sich in der Vergangenheit immer wieder für eine europäische Ratingagentur stark gemacht, staatliche Hilfen lehnte sie jedoch ab. Neben Roland Berger legte Mitte April auch die Bertelsmann Stiftung ein Modell für eine international tätige Ratingagentur vor. Diese soll nicht profitorientiert sein und von einem Fonds getragen werden. Mögliche Geldgeber könnten Regierungen, Unternehmen, Stiftungen und Privatleute sein.

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