Die Briten und die Nazis:Ausrutscher nach rechts

Pete Doherty singt das Deutschlandlied, Bryan Ferry bewundert Nazi-Ästhetik, Prinz Harry erscheint in Uniform: Die Briten und ihre Fehltritte nach rechts.

Ulrike Bretz

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Pete Doherty, Prinz Harry, Beatles; Foto: Sonnabend/dpa/Reuters

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Umfragen zeigen es immer wieder: Jeder zwanzigste britische Schüler hält Hitler für einen Fußballtrainer und den Holocaust für eine Feier zum Kriegsende. Und einer von sechs glaubt, das Konzentrationslager Auschwitz sei ein Themenpark über den Zweiten Weltkrieg.

Trotzdem - oder wegen? - der Ahnungslosigkeit - hegen viele Briten eine Faszination für Nazi-Deutschland und zeigen dies auch in der Öffentlichkeit. Die Briten und ihre Fehltritte nach rechts in Bildern.

Es sollte ein Überraschungsauftritt sein und wurde ein Eklat: Sänger Pete Doherty, der beim Festival des BR-Jugendsenders "on3" am 29. November 2009 für einen Spontan-Gig auf die Bühne des Münchner Funkhauses kam, wurde vom Publikum nicht die Begeisterung entgegengebracht, die er gerne gehabt hätte.

Foto: Sonnabend/dpa/Reuters

Ausrutscher nach rechts, Pete Doherty; Foto: Lisa Sonnabend

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Da stimmte er die erste Strophe des Deutschlandlieds an: "Deutschland, Deutschland, über alles" - das Publikum war entsetzt. Der Sender auch: Der Fehltritt wurde live im Radio übertragen.

Danach hat sich Doherty entschuldigt: Sein Manager teilte mit, der Sänger habe "dem Publikum nahe sein wollen". Die kontroverse Natur der Zeilen des Deutschlandlieds sei ihm nicht bekannt gewesen.

Foto: Lisa Sonnabend

Ausrutscher nach rechts, Beatles; Foto: dpa

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Doherty ist mit seinem Ausrutscher in bester Gesellschaft. Auch John Lennon (re.) wagte beim Thema Nationalsozialismus immer wieder den Tabubruch. Bei den Auftritten der noch unbekannten Beatles im Hamburg fragte er die Zuschauer, was sie während des Krieges getan hätten und klopfte Sprüche wie "Geh doch zurück zu deinem Panzer." Bei einem Gastspiel der Beatles auf der Reeperbahn trat Lennon vor das Publikum, um den Hals eine Klobrille, und begrüßte das Publikum mit "Heil Hitler!".

Im Bild: Der erste Auftritt der Beatles in Deutschland im Münchner Circus-Krone-Bau, November 1963

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Ausrutscher nach rechts, Bryan Ferry; Foto: Getty Images

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Auch Roxy Music-Sänger Bryan Ferry hegt offenbar eine Faszination für Nazi-Deutschland. In einem Interview mit der Welt am Sonntag im März 2007 gestand er, dass er sein Studio in London als "Hauptquartier" bezeichne. Er fügte hinzu: "Aber die Art und Weise, wie sich die Nazis inszeniert und präsentiert haben, meine Herren! Ich spreche von den Filmen von Leni Riefenstahl und den Gebäuden von Albert Speer und den Massenaufmärschen und den Flaggen - einfach phantastisch. Wirklich schön." Auch er entschuldigte sich für den Ausrutscher - seine Kommentare über die Nazi-Ikonographie habe er lediglich aus kunsthistorischer Sicht gemeint.

Im Bild: Bryan Ferry bei einem Auftritt im Jahr 1979

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Ausrutscher nach rechts, Bernie Ecclestone; Foto: dpa

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Formel-1-Funktionär Bernie Ecclestone sorgte im Juli mit einem versteckten Lob für Hitlers Führungsqualitäten für einen Eklat: "Auch wenn es vermutlich schrecklich ist, so etwas zu sagen, aber abgesehen von der Tatsache, dass Hitler überzeugt wurde, Dinge zu machen, von denen ich nicht weiß, ob er sie wollte oder nicht, war er in der Lage, eine Menge Menschen zu befehligen und Dinge erledigen zu können." Später entschuldigte sich der 79-Jährige und relativierte seine Aussage: "1933 bis 1938 hat er aus einem bankrotten Land eine ziemlich starke Kraft in Europa gemacht. Danach war der Typ dann offensichtlich ziemlich durchgeknallt."

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Ausrutscher nach rechts, Daniel Hannan; Foto: AFP

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Auch Politikern passieren solche Ausrutscher. Im EU-Parlament sorgte der konservative britische Abgeordnete Daniel Hannan im Januar 2008 für Aufregung. Bei einer Debatte sagte er, er sei versucht, die Methoden des Europaparlamentpräsidenten Hans-Gert Pöttering "mit dem Ermächtigungsgesetz von 1933 zu vergleichen". Dann schob er schnell hinterher: Dies sei "unangemessen und vielleicht ein bisschen ungehobelt" gegenüber dem Präsidenten, "der ein Demokrat und ein anständiger Mann ist".

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Ausrutscher nach rechts, The Sun, Prinz Harry; Foto: Reuters

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Das wohl bekannteste Beispiel britischer Taktlosigkeit in Sachen Nationalsozialismus ist jedoch der peinliche Ausrutscher von Prinz Harry. Er erschien zu einer Kostümparty im Januar 2005 in Nazi-Uniform: Mit Hemd und der Hakenkreuz-Binde wollte der damals 20-Jährige einen Soldaten des Afrikakorps von Generalfeldmarschall Erwin Rommel darstellen. Der Versuch ging gründlich daneben, bescherte der Zeitung The Sun aber die skandalträchtige Schlagzeile "Harry the Nazi".

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Ausrutscher nach rechts, The Sun, Papst, Foto: dpa

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Die britische Boulevardzeitung witzelt immer wieder in die rechte Richtung. Nach der Wahl von Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst im April 2005 druckte die Sun auf dem Titel ein Bild Ratzingers als Hitlerjunge.

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Ausrutscher nach rechts, Logo Fußball-WM Polizei; Foto: ddp

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Vor allem wenn es um Fußball geht, betreibt die Sun gerne German-Bashing. Gefundes Fressen war das Polizei-Logo für die Fußball-WM 2006: ein Ball mit Gesicht und Mütze. Für die Sun-Macher stellte sich das etwas anders dar: Sie sahen in dem Gesicht Adolf Hitler persönlich - mit schwarzem Scheitel. Den Schatten auf der Nase interpretierten sie als Hitler-Bärtchen.

Foto: ddp

Ausrutscher nach rechts, The Sun, Nazi-Waschbär, Screenshot: www.thesun.co.uk

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Auch Tiere entkommen der britischen Presse nicht: Die Sun schrieb 2004 über "Nazi-Waschbären", die sich auf dem Festland immer weiter verbreiteten. Sie seien auf dem "Durchmarsch durch Europa", in einem "pelzigen Blitzkrieg". Grund für die Invasion sei eine Initiative Hermann Görings gewesen, der die europäische Fauna bereichern wollte. Das ist historisch richtig - ansonsten nehmen viele junge Briten es mit den Fakten nicht so genau. Das ist nicht neu. Anlässlich des Patzers von Prinz Harry sagte der damalige Außenminister Joschka Fischer: Wenn man heute noch irgendwo Stechschritt lerne, dann im britischen Fernsehen.

Screenshot: www.thesun.co.uk

(Text: sueddeutsche.de/bre/pfau/bgr)

© sueddeutsche.de/bre
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