Marlene Dietrich zum 20. Todestag:Keine wird je sein wie sie

Marlene Dietrich hielt sich nie an die strengen Normen ihrer Zeit, gerade deswegen war die Schauspielerin und Sängerin auch eine Mode-Ikone und ein Vorbild für die Frauenbewegung. Sie kämpfte gegen die Nationalsozialisten und galt Zeit ihres Lebens bei vielen Deutschen als "Vaterlandsverräterin". Vor 20 Jahren starb die "Femme Fatale" in Paris.

Martina Pock

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Vor 20 Jahren starb Marlene Dietrich

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Marlene Dietrich hielt sich nie an die strengen Normen ihrer Zeit, gerade deswegen war die Schauspielerin und Sängerin auch eine Mode-Ikone und ein Vorbild für die Frauenbewegung. Sie kämpfte gegen die Nationalsozialisten und galt Zeit ihres Lebens bei vielen Deutschen als "Vaterlandsverräterin". Vor 20 Jahren starb die "Femme Fatale" in Paris.

Es gibt zwar viele Mädchen, die mit ihrem Namen unzufrieden sind, doch es gibt nur wenige, die sich bereits im Alter von elf Jahren selbst umbenennen. Marie Magdalena von Losch, besser bekannt als Marlene Dietrich, war ein solches Mädchen.

Text: Martina Pock/Süddeutsche.de

FILE PHOTO:  20 Years Since The Death Of Marlene Dietrich

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Geboren wurde die spätere Leinwand-Ikone am 27. Dezember 1901 im Berliner Bezirk Schöneberg. Sie wuchs zusammen mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester Elisabeth gutbehütet in bürgerlichen Kreisen auf und bekam schon früh Geigen- und Klavierunterricht und lernte sowohl Englisch als auch Französisch.

"Meine Eltern waren wohlhabend, ich habe die denkbar beste Erziehung genossen", schrieb sie später in ihren Memoiren. Ihr Vater, ein Polizeileutnant der kaiserlichen Elitetruppe, starb bereits 1908, wahrscheinlich an Syphilis. Ihre Mutter, Tochter eines Berliner Juweliers, heiratete 1914 erneut einen Leutnant, doch auch dieser starb früh. Er erlag drei Jahre später einer Kriegsverletzung.

1917 begann Marlene an der Musikhochschule Weimar eine Ausbildung zur Konzertgeigerin, musste diese jedoch aufgrund einer Sehnenscheidenentzündung nach ein paar Jahren abbrechen. Daraufhin beschloss sie Schauspielerin zu werden.

Im Bild: Die dreijährige Marlene 1904, fotografiert von ihrem Vater.

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Zunächst tanzte sich Dietrich als Mitglied einer "Girl"-Truppe durch die Varietés Deutschlands, doch diese Auftritte stellten die junge Frau nicht sonderlich zufrieden, vielmehr strebte sie ans Theater. "Das Theater war der einzige Ort, wo man schöne Texte und schöne Verse vortragen konnte, wie die von Rilke, die mir das Herz brachen und doch zugleich auch wieder Mut machten", sagte sie.

1922 erhielt die damals 21Jährige ihre erste Rolle in dem von Max Reinhardt inszenierten Shakespeare-Stück Der Widerspenstigen Zähmung am Deutschen Theater. In den folgenden acht Monaten spielte sie, meist als Statistin, in beinahe hundert Aufführungen mit. Noch im selben Jahr gab sie im Stummfilm So sind die Männer ihr Leinwanddebüt.

Mit ihrer Rolle der "Lola Lola" in Der blaue Engel gelang Marlene Dietrich 1929 schließlich der Durchbruch als Schauspielerin. Der Film nach der Romanvorlage Professor Unrat von Heinrich Mann war erst der zweite deutsche Tonfilm. Ihre Darbietung des Liedes "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt", in Korsage, Strapsen und Zylinder, ist bis heute legendär und machte die damals noch etwas üppige Frau zu einem Weltstar - und das Lied zu einem Welthit.

Vor 20 Jahren starb Marlene Dietrich

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Bei den Dreharbeiten zu ihrem dritten Film Tragödie der Liebe 1923 lernte sie ihren künftigen Ehemann kennen, den Produktionsassistenten Rudolf Sieber. Im Dezember 1924 kam das einzige gemeinsame Kind des Paars, Maria Elisabeth, zur Welt.

Maria Riva, wie Dietrichs Tochter später hieß, trat beruflich in die Fußstapfen ihrer Mutter. 1994, zwei Jahre nachdem Marlene Dietrich gestorben war, schrieb Riva eine Biographie über ihre weltberühmte Mutter mit dem Titel "Meine Mutter Marlene". Sie kam damit einem Auftrag der Dietrich nach: "Schreib ein Buch über mich. Nur Du kannst es. Die ganze Wahrheit. Aber erst nach meinem Tod.", hatte ihr die Schauspielerin und Sängerin aufgetragen.

Im Bild: Schauspielerin Marlene Dietrich wie so oft mit Kravatte und Hut, ihr Ehemann Rudolf Sieber und die gemeinsame Tochter Maria in Pasadena, USA 1931.

Foto von Marlene Dietrich soll versteigert werden

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Während nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten viele der damals bekannten Schauspieler freiwillig Teil der Nazi-Propaganda-Maschinerie wurden, lehnte Marlene Dietrich Hitlers Ideologie von Beginn an ab. 1936 machte ihr Joseph Goebbels, damals Leiter der Reichskulturkammer, ein Angebot, das ihr hohe Gagen und freie Wahl bei Drehbuch und Mitarbeitern für in Deutschland gedrehte Filme zusicherte, doch sie lehnte ab.

Im Bild: Marlene Dietrich 1931 in Paris.

Das Haus der sieben Sünden

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Stattdessen emigrierte sie bereits Anfang der 30er Jahre in die USA, wo sie schon in den Jahren davor in einigen erfolgreichen Filmen, wie 1930 in Marokko mit Gary Cooper oder 1932 in Shanghai Express mitgespielt hatte. Weltberühmt wurde eine Filmszene aus Marokko, in der sie als Mann verkleidet eine Frau küsst.

Doch ihre Filme erfüllten nicht die finanziellen Erwartungen der Produzenten. Ein Image-Wandel musste her: So wurde 1939 in Der große Bluff aus der unnahbaren devoten Dame eine prügelnde Barfrau, die schlüpfrige Lieder singt.

Das Bild zeigt die Schauspielerin in der 1940 gedrehten Komödie Das Haus der sieben Sünden mit ihrem Filmpartner John Wayne.

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Bereits 1939 nahm Dietrich die amerikanische Staatsbürgerschaft an und legte ihre deutsche ab. Um die US-Truppen in ihrem Kampf gegen die Nazis zu unterstützen, trat sie immer wieder für die Soldaten auf, oftmals auch sehr nahe an der Front.

Ihr Einsatz gegen das Dritte Reich brachte ihr große internationale Popularität ein, in ihrer Heimat Deutschland stieß ihr Handeln hingegen noch Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf Unverständnis. Immer wieder wurde sie als "Vaterlandsverräterin" tituliert. Noch 1996 gab es in Berlin Kontroversen rund um die Benennung einer Straße nach ihr.

Im Bild: Marlene Dietrich unterhält sich in Frankreich bei einem Besuch mit Mitgliedern des Women Army Corps im November 1944.

Marlene Dietrich bekommt Satire-Stern

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Von der Nachtclub-Sängerin zur ausdrucksvollen Künstlerin: Ab 1953 vollzog die nunmehr fast ausschließlich als Sängerin auftretende Diva erneut einen Image-Wandel. Mit Hilfe des amerikanischen Pianisten Burt Bacharach entwickelte sie eine "One-Woman-Show", opulent in Szene gesetzt und international gefeiert.

Bis heute einzigartig sind ihre Bühnen-Outfits: Bodenlange Kleider, die aufwendig nach den Wünschen der Diva gestaltet wurden. "Ich kann nicht singen, also muss das, was ich trage, eine Sensation sein", sagte eine der erfolgreichsten Sängerinnen aller Zeiten einmal über sich selbst.

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Oft dauerte es Monate, bis ein Kleid genau so fertig gestellt wurde, wie es sich Dietrichs vorgestellt hatte. "Man macht keine Kleider für 'die Dietrich', man macht sie mit ihr", sagte einmal eine Kostümdesignerin. Vor allem ihr Bühnenmantel aus Brustdaunen von Schwänen mit einer drei Meter langen Schleppe sorgte bei ihren Auftritten immer für großes Aufsehen. Angeblich sollen insgesamt 3000 Schwäne für zwei dieser Mäntel ihr Leben gelassen haben.

Durch ihren für die damalige Zeit nonkonformen Kleidungsstil wurde sie rasch zu einer Mode-Ikone. Sie trug Anzüge und Hüte und hatte eine stark androgyne aber auch gleichzeitig laszive Ausstrahlung. Nicht nur Männer, sondern auch Frauen fühlten sich von ihr angezogen. Bis heute gilt sie sowohl als Idol der Frauen- als auch von Homosexuellen-Bewegung.

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1957 stand Marlene Dietrich in dem von Billy Wilder inszenierten Filmklassiker Zeugin der Anklage in der weiblichen Hauptrolle wieder vor der Kamera. Der Film wurde 1958 für sechs Oscars nominiert und 2008 vom American Film Institute in seine Liste der "besten Gerichtsdramen aller Zeiten" aufgenommen.

Marlene Dietrich zählt mit Romy Schneider und Hildegard Knef zu den erforgreichsten deutschen Schauspielerinnen aller Zeiten. Das Bild zeigt sie mit der damals 29-jährigen Knef (links) in der Maske des Imperial-Theaters in New York 1955.

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1961 drehte Marlene Dietrich ihren drittletzten Film. Das Urteil von Nürnberg war hochkarätig besetzt, neben Burt Lancaster, Spencer Tracy, William Shatner, Maximilian Schell und Marlene Dietrich spielen auch Judy Garland und Montgomery Cliff mit. Der Film wurde neun Mal für den Oscar nominiert, darunter allerdings keine Nominierung für Dietrich. Maximilian Schell wurde schließlch als bester Schauspieler des Jahres 1962 mit dem Academy Award ausgezeichnet. Abby Mann erhielt den Oscar für das beste Drehbuch nach einer literarischen Vorlage.

Zu Beginn der 80er Jahre sagte Dietrich Schell zu, in einem Dokumentarfilm über sie mitzuwirken. Doch kurz vor Beginn der Dreharbeiten zog sie ihre Einwilligung zurück und erlaubte lediglich Tonbandaufnahmen. Marlene erschien 1984 und wurde für einen Oscar für den besten Dokumentarfilm nominiert.

Aufgrund von Alkoholproblemen und nach einem Oberschenkelhalsbruch, den sie sich 1975 bei einem Auftitt in Australien zugezogen hatte, zog sich Dietrich immer mehr in ihr Apartment in Paris zurück, wo sie inzwischen lebte. Den Fotografen stellte sie sich nicht mehr zur Verfügung: "Man hat mich zu Tode fotografiert", sagte sie. Ihre Tochter Maria kümmerte sich um ihre mittlerweile tablettensüchtige und alkoholkranke Mutter, die sich mittels eines speziell angefertigten Greifarmes alle Dinge holen konnte, die sie um ihr Bett aufgestellt hatte.

Im Bild: Marlene Dietrich bei Proben für "Musik der Welt" 1962 in Düsseldorf.

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Am 6. Mai 1992 starb Marlene Dietrich im Alter von 90 Jahren in Paris - offiziell an Herz- und Nierenversagen. Es kam allerdings das Gerücht auf, sie sei an einer Überdosis Schlaftabletten gestorben. Beerdigt wurde die große Deutsche auf dem Städtischen Friedhof Stubenrauchstrasse in Berlin - Friedenau. Wie es ihr letzte Wunsch war, wurde "die Dietrich" in weißer Seidenbluse und schwarzer Hose und Jacke in den Sarg gelegt. Auf ihren Grabstein wurde ein Zitat aus Theodor Körners Sonett "Abschied vom Leben" eingraviert: "Hier steh ich an den Marken meiner Tage".

Bis heute zählt Marlene Dietrich gemeinsam mit Hildegard Knef und Romy Schneider zu den berühmtesten und erfolgreichsten deutschsprachigen Schauspielerinnen und Sängerinnen. Keine war je wie sie und keine wird es je sein.

© Süddeutsche.de/pak
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