US-Bank mit Milliardenverlusten:JPMorgan trennt sich von Top-Managern

Die US-Großbank JPMorgan zieht personelle Konsequenzen aus den milliardenschweren Fehlspekulationen: Mit Ina Drew muss die mächtigste Frau der Wall Street die Bank verlassen. Sie zählt zu den engsten Vertrauten von JPMorgan-Chef Dimon.

Die US-Großbank JPMorgan trennt sich Presseberichten zufolge von drei Top-Managern, darunter die 55-jährige Ina Drew. Sie arbeitet seit drei Jahrzehnten für die Bank und gilt als mächtigste Frau der Wall Street. Die Manager sollen verantwortlich sein für einen Verlust von etwa 2,3 Milliarden Dollar, den JPMorgen-Chef Jamie Dimon am Donnerstagabend nach Börsenschluss einräumte. Der Kurs der Aktie brach daraufhin am Freitag um 9,3 Prozent ein, der Börsenwert der Bank ging um 14 Milliarden Dollar zurück.

Ursache für den Verlust sind Fehlspekulationen der Handelsabteilung, dem sogenannten Chief Investment Office, das Ina Drew leitete. Sie hatte sich mit Kreditausfallversicherungen verspekuliert. Solche Versicherungen standen auch im Mittelpunkt der Finanzkrise 2008.

JPMorgan-Chef Jamie Dimon führte den Verlust auf eigenes Verschulden des Instituts zurück. Demnach machte die Investmentabteilung "unerhörte Fehler". "Das ist nicht die Art und Weise, wie wir unser Geschäft betreiben wollen", sagte er.

Ina Drew soll ihren Rücktritt selbst angeboten haben, aber Dimon habe wegen ihrer großen Verdienste für die Bank lange gezögert, berichteten Insider der New York Times. Drew verdiente zuletzt etwa 14 Millionen Dollar im Jahr. Von Manhattan aus führte sie das Londoner Büro der Bank, das ein Portfolio mit einem Wert von fast 400 Milliarden Dollar betreut. Der Abschied von Drew, eine der engsten Vertrauten von Dimon, erhöht auch den Druck auf den Bank-Chef.

Der "Wal von London" soll der Hauptschuldige sein

Neben Drew wird wohl auch Bruno Iksil die Bank verlassen. Iksil, der ebenfalls in London handelte, erlangte mit seinen risikoreichen Geschäften in der Szene die Spitznamen "Wal von London" und "Voldemort", nach dem Bösewicht aus den weltberühmten Harry-Potter-Büchern von J. K. Rowling. Für den nun eingefahrenen Verlust soll der französischstämmige Iksil angeblich der Hauptverantwortliche sein.

Der Fall ähnelt den spektakulären Verlusten, die einzelne Händler bei anderen Großbanken verursacht haben sollen. Jérôme Kerviel war im Oktober 2010 zu fünf Jahren Haft und einer Rekordgeldstrafe von 4,9 Milliarden Euro verurteilt worden - der Summe, die die französische Société Générale durch seine riskanten Spekulationen verloren hatte. Kweku Adoboli ist in London angeklagt, weil er der Schweizer UBS mit Fehlspekulationen einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro beschert haben soll.

JPMorgan gerät unterdessen weiter unter Druck. Die US-Ratingagentur Fitch senkte die Kreditwürdigkeit des Instituts um eine Stufe von "AA-" auf "A+", während die Agentur Standard & Poor's ihre Bewertung zwar beibehielt, aber den Ausblick senkte. Auch gab es Spekulationen über Ermittlungen der US-Börsenaufsicht SEC in dem Fall. Nach Angaben von Fitch ist der Verlust der Bank zwar kontrollierbar, gibt aber trotzdem Anlass zur Sorge um deren Stabilität. Zudem stellte die Agentur das Risikomanagement der Bank in Frage. Eine weitere Herabstufung der Bonität sei möglich, warnte Fitch.

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