Syriza-Chef bei der Linken in Berlin:Tsipras will Griechenland in der Euro-Zone halten

Linker Politstar beim Freundschaftsbesuch in Berlin: Der griechische Syriza-Chef Tsipras bekennt sich zum Euro und erklärt, was der "griechische Patient" jetzt am besten bräuchte. Seine Gastgeber Gysi und Ernst degradiert er zu Statisten.

Daniel Brössler

Sie lächeln. Erst nach links, dann nach rechts. Minutenlang geben die Fotografen keine Ruhe, als Klaus Ernst und Gregor Gysi vor der Presse erscheinen. Beide haben das schon länger nicht mehr erlebt und sind sich darüber im Klaren, dass sie es nur dem Gast in ihrer Mitte verdanken. Die deutschen Linken haben Alexis Tsipras mitgebracht, den Griechen, auf den ganz Europa schaut. Er hat sein linkes Wahlbündnis Syriza bei den Wahlen zur zweitstärksten Kraft gemacht und könnte aus dem neuen Wahlversuch im Juni als Sieger hervorgehen.

Als "Zeichen der Freundschaft an die Deutschen" sei er nach Berlin gekommen, sagt Tsipras. Es ist ein Zeichen, das nur von den Linken erwidert wird, die den griechischen Genossen vor dem Pressetermin in ihre Fraktion im Bundestag geladen hatten. Von einem Empfang im Kanzleramt aber kann keine Rede sein. So wendet sich Tsipras, wie er es nennt, in der "Sprache der Wahrheit" direkt an die deutsche Öffentlichkeit. "Wir bitten um die Solidarität der Völker in Deutschland und Frankreich", appelliert er.

Tsipras betont, sein in Deutschland linksradikal genanntes Parteienbündnis sei Wahrheit ganz anders. "Wir wollen nicht die Zerstörung Europas", versichert er. Syriza sei eine "tief europafreundliche" Kraft. Ganz so wie die deutsche Linke, bekräftigt er. Derweil machen es sich Ernst und Gysi als Statisten bequem. Das Interesse gilt fast ausschließlich dem Gast aus Athen. Ihm sei sowieso lieber, wenn nur Tsipras befragt werde, gesteht Gysi etwas gequält.

Die Ablehnung eines falschen Programms bedeute keineswegs, erläutert Tsipras, dass Griechenland aus der Euro-Zone austreten müsse. Athen sei aber nicht Mieter im Euro-Raum, sondern gleichberechtigter Partner. "Das Spar- und Reformprogramm als Gegenleistung für die Milliardenhilfen der internationalen Partner sei "vollständig ineffizient". Sein Land befinde sich im fünften Jahr in Folge in einer Rezession.

"Wenn wir den freien Fall der Wirtschaft nicht stoppen, gibt es keine Zukunft", warnt er. Was Griechenland brauche, sei ein Wachstums- kein Bankenrettungsprogramm. Und er warnt: "Wenn der griechische Patient nicht therapiert werden kann, wird es auch andere treffen."

Ob er auch einen Rat habe für die von Misserfolgen gebeutelten Freunde von der deutschen Linken, wird der Syriza-Chef gefragt. "Links und fortschrittlich, ist das, was vereint. Das wissen auch unsere Freunde in Deutschland", formuliert Tsipras diplomatisch. Er lächelt dabei. Auch das gelingt ihm besser als seinen deutschen Genossen.

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