Bürgerkrieg in Syrien:UN-Beobachter überwachen Freilassung von Oppositionellen

Beobachter der Vereinten Nationen haben in Syrien offenbar erstmals erfolgreich zwischen Regime und Opposition vermittelt. Demnach seien zwei Gefangene im Tausch gegen einen zerstörten Panzer freigekommen. Unterdessen bemüht sich das Regime verzweifelt, Details eines angeblichen Giftkomplottes gegen Assads engste Vertraute zu vertuschen.

Zum ersten Mal seit Beginn ihrer Mission in Syrien haben die UN-Militärbeobachter erfolgreich zwischen dem Regime und der Opposition vermittelt. Eine Sprecherin teilte am Mittwoch mit, die Beobachter hätten in der Ortschaft Chan Scheichun die Freilassung von zwei gefangenen mutmaßlichen Regimegegnern überwacht.

Die Bewohner von Chan Scheichun hätten der Armee im Gegenzug erlaubt, einen zerstörten Panzer abzutransportieren. Die UN-Beobachter veröffentlichten ein Video vom Dienstag, in dem die Verhandlung und der Austausch zu sehen sind. Ebenfalls zu beobachten ist, wie Helfer des Roten Halbmondes die beiden freigelassenen Männer begleiten.

Die unbewaffneten Militärbeobachter sind seit April in Syrien. Ihre Mission ist Teil eines Friedensplans von UN-Vermittler Kofi Annan. Dieser sieht eine Waffenruhe und einen politischen Dialog zwischen dem Regime von Präsident Baschar al-Assad und der Opposition vor.

Artilleriebeschuss und Bombenanschlag

Bei einem Bombenanschlag in Damaskus wurden nach Angaben syrischer Oppositioneller mindestens drei Menschen getötet. Der Sprengsatz sei auf der Flughafen-Schnellstraße explodiert, teilte die Syrische Menschenrechtsbeobachtungsstelle in London mit. Es war zunächst nicht klar, ob es sich bei dem angegriffenen Fahrzeug um ein Militärfahrzeug handelte.

Obwohl UN-Beobachter im Land sind, berichten Aktivisten auch weiter von schwerem Artilleriebeschuss in der Region Al-Rastan in der Provinz Homs. Über mögliche Opfer wurde dabei zunächst nichts bekannt. Das Gebiet war am Vortag von UN-Beobachtern besucht worden. Die Berichte können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden, weil die Behörden kaum Journalisten ins Land lassen.

Spekulationen über Giftkomplott gegen Assad-Vertraute

Das syrische Regime bemüht sich seit Tagen, Spekulationen über einen angeblichen Giftmord im innersten Zirkel der Macht zu entkräften. Dennoch dringen immer mehr Details über das angebliche Komplott gegen die Mitglieder des Krisenstabs von Präsident Baschar al-Assad an die Öffentlichkeit.

Am vergangenen Samstag behaupteten Assad-Gegner, die sich selbst als Brigade der Freien Syrischen Armee in Damaskus bezeichnen, Mitglieder eines sogenannten Krisenstabs des Regimes während einer Zusammenkunft in der Hauptstadt vergiftet zu haben. Einen Tag später traten jedoch zwei der Totgesagten - Innenminister Mohammed Ibrahim al-Schaar und General Hassan Turkmani, der Assistent des Vizepräsidenten - im staatlichen Fernsehen auf, um die vom arabischen TV-Sender Al-Dschasira verbreitete Nachricht über den Giftmord zu dementieren.

Der Nachrichtensender Al-Arabija meldete, in Al-Madahle, dem Heimatdorf von Schawkat, trauerten die Menschen um den Ehemann von Assads Schwester Buschra. Asef Schawkat, der in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Positionen im Sicherheitsapparat besetzte, hatte in den vergangenen Monaten eine wichtige Rolle bei der Unterdrückung gespielt.

Milliardenverluste durch Sanktionen

Wie jetzt bekannt wurde, hat die syrische Ölindustrie auf Grund der Sanktionen gegen das Land nach Angaben des Regimes finanzielle Probleme. Im Rahmen der internationalen Strafmaßnahmen sind Ölimporte aus Syrien seit September verboten. Mit den Sanktionen reagierte die internationale Gemeinschaft auf die gewaltsame Niederschlagung der Oppositionsbewegung in Syrien. Die amtliche Nachrichtenagentur Sana zitierte Syriens Ölminister Sufian Alao, der die Sanktionen für einen Verlust von etwa vier Milliarden US-Dollar (etwa 3,1 Milliarden Euro) verantwortlich machte.

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