Eva Demski, Autorin, schreibt nicht nur über ihren Frankfurter Garten (Gartengeschichten), sie bestellt ihn auch selbst:
"Die Nieswurz habe ich durch Zufall entdeckt, an den noch frühlingskahlen Südhängen im Rheingau. Da saßen Blumennester in einem unwahrscheinlichen Grün, das allergrünste Grün, das ich je gesehen habe. Auch die Blüten waren grün, aber ein bisschen heller, und sie saßen wie Lichter auf der Pflanze. Ich hatte keine Ahnung, was das sein könnte, guckte es mir genau an, auf die Verwandtschaft mit der eindeutig winterlichen Christrose bin ich gar nicht gekommen. Diese frühen Frühlingsblumen waren im Gegensatz zu denen so unbändig heiter, ich habe mich aber nicht getraut, eine auszugraben und umzusiedeln. Vita Sackville-Wests florale Skrupellosigkeit habe ich noch nicht gelernt. Aber ich bin auf einem guten Weg. Wie die hübschen Dinger heißen, sah ich kurz drauf im Klostergarten von Seligenstadt, da wuchsen sie auch und hatten ein Schildchen. Nieswurz. Die Rheingauer Exemplare - es sind sehr viele - sind höchstwahrscheinlich aus Gärten in die Wildnis ausgewandert. Deshalb habe ich sie in die Zivilisation zurückgeholt, auf dass sie das grünste aller Grüns auch zu mir in den Garten bringt. Die Nieswurz mag Halbschatten und ein bisschen kalkhaltigen Boden. Als Gesellschaft ziehe ich Skabiosen in Erwägung, die blühen später. Als Halbwilde kommen sie mit wenig Wasser aus, überhaupt vertraue ich auf ihren Behauptungswillen, schließlich sind sie ein Hahnenfußgewächs!"
Foto: dpa