Petershausen:Runter mit den Schadstoffwerten

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950 Stunden ehrenamtliches Engagement der Bürger stecken im Leitbild für den Klimaschutz in Petershausen. Nun wurde es verabschiedet.

Petra Schafflik

Während die Bundesregierung mit der geplanten Energiewende nicht recht vorankommt, setzt Petershausen ein Zeichen. Einstimmig votierte der Gemeinderat am Donnerstag für ein Klimaschutzleitbild. Ziel des Konzepts, das gut 50 engagierte und fachkundige Bürger ehrenamtlich gemeinsam mit der Gemeinde erarbeitet haben, ist die nachhaltige kommunale Energieversorgung. "Damit sind wir einen wichtigen Schritt weiter", betonte Bürgermeister Günter Fuchs (CSU). Auch wenn jetzt die Arbeit erst anfängt. Denn die anspruchsvollen Vorgaben des Leitbilds gilt es nun mit konkreten Maßnahmen anzusteuern.

Petershausens Klimaschutzleitbild sieht vor, auf neue Baugebiete zu verzichten und Lücken im Ort (hier der Pertrichplatz) zu schließen. (Foto: DAH)

Ähnliche Klimaschutzleitbilder, wie es nun in Petershausen verabschiedet worden ist, mag es in Zeiten von Klimawandel und Energiewende schon mancherorts geben. Das Besondere in Petershausen ist aber die Art und Weise, wie das Papier entwickelt worden ist. Denn auf Initiative der örtlichen Agenda 21-Gruppe haben sich die Petershausener selbst eingemischt. Mehr als 50 Bürger haben seit September 2011 in vier Arbeitsgruppen Fakten, Strategien und Zielvorgaben zusammengetragen. "950 Stunden ehrenamtliches Engagement in fünf Monaten", präzisierte Manfred Rößle, der als Experte für Bürgerbeteiligung das Petershausener Projekt betreut hat. Der erfahrene Moderator ist geradezu begeistert von den Bürgern, die Kompetenz und Herzblut in die Arbeit gesteckt hätten. Vorgelegt wurde mit dem Leitbild auch ein 60-seitiger Maßnahmenkatalog, den der Gemeinderat jetzt Schritt für Schritt abarbeiten soll.

Verschiedene Teilziele legt das Leitbild unter den Stichwörtern Bestandsaufnahme, kommunale Entwicklungsplanung, Energiemanagement und Mobilität bereits fest. So wird der Gemeinde aufgegeben, klimarelevante Daten zu erfassen und zu veröffentlichen. Aus den Ergebnissen will man Ansätze für Einspar-Investitionen gewinnen. "Die Kommune ist Vorbild", so Rößle. Um einer Zersiedelung vorzubeugen, sollen Brachflächen im Dorf bebaut werden statt neue Baugebiete am Ortsrand auszuweisen. In Bebauungspläne will man konkrete klimaschutzrelevante Vorgaben aufnehmen wie die Pflicht zu regenerativer Energieerzeugung. Um Mobilität effizienter, umwelt- und auch sozialverträglicher zu gestalten, gelte es den öffentlichen Nahverkehr noch weiter zu stärken und den Ort für Fußgänger und Radler attraktiver zu gestalten. "Gut, dass dem Konzept keine Termine hinterlegt sind", merkte FW-Gemeinderätin Elisabeth Kraus an. Denn die Umsetzung des bereits vorhandenen Radwegekonzepts laufe äußerst zögerlich. Anvisiert wird in Anlehnung an das Kyoto-Protokoll bis 2020 eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent gegenüber 1990. Auch wenn diese Marge möglicherweise nicht erreicht werden kann, "wollten wir keinen Petershausener Sonderweg beschreiten", erklärte SPD-Gemeinderat Wolfgang Stadler.

Nachdem sich der Gemeinderat auf das Klimaschutzleitbild geeinigt hat, gilt es konkrete Maßnahmen anzupacken. Aus dem umfangreichen Katalog, den die Bürger gleich mitgeliefert haben, müssen geeignete Projekte ausgewählt und angestoßen werden. Damit das auch passiert und die Initiative nicht im Wirrwarr der Tagespolitik untergeht, werden Bürger ein Energieforum bilden, das den Gemeinderat bei der Umsetzung unterstützt. Parallel soll ein Energiemanager aus der Verwaltung und ein Energiereferent aus dem Gemeinderat das Projekt vorantreiben.

© SZ vom 26.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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