Berg:Bravorufe für die Botschaft des Königs

Bei der Gedenkfeier für Ludwig II. in Berg ersteht für einen kurzen Moment ein Bayern längst vergangener Tage

Gerhard Summer

BergSo muss es gewesen sein früher in Bayern, als das Bier noch dunkel, die Menschen typisch waren und die Honoratioren ein bisschen vornehm und ein bisschen leger. Die leichte Kavallerie wartet in grün- und blauroten Uniformen und Pickelhauben auf ihren Einsatz. Damen mit weißblondem Haar tragen Dirndl, Ludwig-Medaillons um den Hals und goldene Anstecker in Kronenform. Und der König ist auch da, sogar zweimal, und zwar in Gestalt des jungen Doubles Andreas Asang aus München und des älteren Siegfried Mathes aus Neumarkt. Mathes trägt einen merkwürdig eleganten, schwarzen Gehrock, seine ganze Erscheinung wirkt exaltiert, so soll es ja auch sein. Doch wer mit ihm spricht, erlebt einen freundlichen offenen Mann, der schon seit 30 Jahren an der Gedenkfeier für Ludwig II. in Berg teilnimmt.

126. Todestag von König Ludwig II - Gedenkfeier

126. Todestag von König Ludwig II - Gedenkfeier Trachtler nehmen am Sonntag (17.06.2012) in Berg am Starnberger See (Oberbayern) an einer Gedenkfeier für König Ludwig II. von Bayern teil. Vor 126 Jahren (am 13.06.1886) ertrank König Ludwig II. von Bayern im Starnberger See. Foto: Sven Hoppe dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++

(Foto: dpa)

Knapp 200 Menschen dürften es sein, die sich am 126. Todestag des Märchenkönigs zu Gottesdienst und Ansprache bei der Votivkapelle im Schlosspark eingefunden haben, vorwiegend ältere Leute, einige mit Anzügen, die längst aus der Mode sind. Ein bisschen sieht das aus, als ob ein altes Stück Bayern auf engstem Raum versammelt ist, mit Menschen, die aus dem "Königlich Bayerischen Amtsgericht" stammen könnten. Trachtler mit gewaltigen Gamsbärten auf dem Hut, die bei jeder Kopfdrehung wippen, dass es eine Freude ist, sind aufmarschiert. Peter Gauweiler ist dabei, natürlich Bergs Bürgermeister Rupert Monn mit seiner Frau und Prinzessin Theresa von Bayern. Und auch ein Ehepaar aus Belgien hört von der Treppe aus der Rede des Bezirksrats Hubert Dorn (Bayernpartei) zu. Die beiden fahren seit 1974 nach Oberbayern, um das Königs zu gedenken.

Dorn steht leicht gebückt vor dem Mikrofon, aber in seiner Rede trumpft er groß auf. Dass sich Hunderte von Leuten oder wie beim 125. Todestag von Ludwig II. im Vorjahr sogar Tausende immer noch zu solchen Feiern aufmachten, sei "einmalig in ganz Europa, wenn nicht sogar auf der ganzen Welt", sagt er. Nein, die Anhänger des Märchenkönigs seien keine Fantasten, Träumer oder ewig Gestrige. Denn: Ludwig II., der das Schicksal des 1870/71 untergegangenen eigenstaatlichen Bayern personifiziere, "hat uns noch was zu sagen". Seine Botschaft heiße Frieden, Versöhnung und Ja zu einem Europa, in dem nicht die "Glühbirnenverbieter" regieren, sondern in dem Südtirol noch Südtirol und Bayern noch Bayern sein dürfe. Beifall rauscht auf, Bravorufen ertönen.

Bald darauf ist die Feier der Vereinigung "König Ludwig II. - Deine Treuen" beendet, die Gruppen lösen sich schnell auf, auch Siegfried Mathes zieht seiner Wege. Die wirklichen Ludwig-Verehrer kämen aus Italien oder den USA, hat er vorher noch gesagt. Aber: "In Bayern ist Bayern nichts mehr wert."

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