Erster Auftritt nach Abgang bei Deutscher Bank:Ackermann rät Griechenland zum Schuldenschnitt

Der frühere Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, hat einige Empfehlungen für die Politik parat: Europa brauche Visionen und Griechenland einen weiteren Schuldenschnitt. Die EU nur als Friedensunion - das reicht ihm nicht.

Josef Ackermann hat sich bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach seinem Ausscheiden als Chef der Deutschen Bank grundsätzlich hinter das europäische Krisenmanagement der Bundesregierung gestellt. "Die EU braucht eine neue Vision. Die alte als Friedensgemeinschaft ist für die junge Generation nicht mehr überzeugend", sagte Ackermann auf einem Symposium der Deutsch-Schweizer Handelskammer in Zürich.

Josef Ackermann beim Führungstrefffen Wirtschaft in Berlin, 2011

Der EX-Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, empfiehlt einen weiteren Schuldenschnitt für Griechenland.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der 64-Jährige, inzwischen Präsident der Zürich-Versicherung, zeigte sich bei seinem Vortrag gelassen und erteilte lächelnd Ratschläge zur Bewältigung der Krise. Vehement plädierte Ackermann für eine Rettung Griechenlands, denn - so rechnete er fast schon beschwörend vor - die Kosten eines Scheiterns der Währungsunion wären ungleich größer als die Aufwendungen für die Rettung.

Deutschland habe im Zuge der Wiedervereinigung netto 1,5 Billionen Euro für Hilfen an die neuen Bundesländer gezahlt. "Wenn jetzt Hilfen über 100 Milliarden für Spanien für ganz Europa nicht der Bevölkerung vermittelt werden können, dann haben wir ein Führungsproblem." Einfach werde es nicht, fügte er hinzu, "Schmerzen und Lasten kann man nicht vermeiden".

Dazu zählt für ihn auch ein weiterer Schuldenschnitt für Griechenland. Der sei notwendig, um das Land "auf die Zielmarke von 60 Prozent der Schulden zum Bruttoinlandsprodukt" zu bringen. Der Ex-Banker hat als Präsident des Weltbankenverbandes IIF die Verhandlungen des ersten Schuldenschnittes im Frühjahr maßgeblich mitgeführt.

Wir müssen vereint handeln

Der Grundfehler im bisherigen Krisenmanagement sei gewesen, "die Irreversibilität des Euro anzuzweifeln", sagte Ackermann, also die Möglichkeit ins Gespräch zu bringen, dass sich die Gemeinschaftswährung wieder aufdröseln könnte in nationales Geld: "So kann keine Marktberuhigung eintreten." Immerhin versuche man jetzt, der Währungsunion einen institutionellen Rahmen zu geben.

Durch eine weitere Übertragung nationaler Kompetenzen könne die EU handlungsfähiger gemacht werden. Als wichtige Ziele nannte Ackermann eine Fiskal- und Bankenunion. "Nur wenn wir vereint handeln, können wir auf Augenhöhe mit USA und China bleiben. Sonst bestimmen andere für uns, das kann nicht die Zukunft unserer Kinder sein."

Das Krisenmanagement der Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel lobte Ackermann ausdrücklich. Deutschland werde seiner Verantwortung für Europa sehr wohl gerecht. Das Land sei große finanzielle Risiken eingegangen und weise zu Recht immer auf den Zusammenhang zwischen Hilfe und Verantwortung hin. "Ich will für Deutschland daher hier eine Lanze brechen", erklärte Ackermann.

Auch in der Betrachtung seines eigenen Berufsstandes legte Ackermann Milde an den Tag. "Ich bin vom Saulus zum Paulus geworden", gestand er ein. "Wir müssen weg von einer Kultur des Geldes und wieder hin zu einer Kultur des Dienens für die Realwirtschaft."

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