Rätselraten um Frau an Kim Jong Uns Seite:Verbotene Liebe auf koreanisch

Mann liebt Frau. Doch sein Vater ist gegen die Beziehung, verbietet seinem Sohn den Umgang mit der Geliebten. Nach dem Tod des Vaters findet das Paar zwischen Mickymaus und Dumbo wieder zueinander. Happy End? Nein, denn die Geschichte spielt in Nordkorea.

Jana Stegemann

Über Kim Jong Un ist nur wenig bekannt. Noch nicht einmal das Alter des nordkoreanischen Machthabers steht eindeutig fest. Südkoreanische Zeitungen schreiben, er sei jünger als 30 Jahre. Doch trotz seiner jungen Jahre und des milchbubihaften Aussehens, unterschätzen sollte man Kim Jong Un nicht: Seit dem Tod seines Vaters Kim Jong Il im vergangenen Jahr steht er einem der menschenverachtendsten Regime der Welt vor.

Nordkorea ist abgeschottet wie kaum ein anderes Land. Wenn der totalitäre Staat auf der ostasiatischen Halbinsel die Schlagzeilen dieser Welt bestimmt, dann geht es meist um Menschenrechtsverletzungen oder Atomraketen-Versuche. Seit kurzem rätselt die Welt allerdings über eine Frau an der Seite des Jung-Diktators.

Wie schon sein Großvater und Vater zeigte sich Kim Jong Un zunächst nicht in weiblicher Begleitung in der Öffentlichkeit. Doch in jüngster Vergangenheit wurde auffällig oft eine Unbekannte in unmittelbarer Nähe zu dem Machthaber fotografiert. Auf Bildern der Staatspresse ist eine Frau mit kurzen dunklen Haaren zwischen 20 und 30 Jahren zu sehen.

Journalisten aus aller Welt versuchten die Identität der unbekannten Dame zu bestimmen. Kim Jong Uns Schwester? Seine Tante? Eine berühmte Sängerin?

Alte Liebe

Das britische Boulevardblatt Daily Mail will das Geheimnis nun gelüftet haben. Demnach handelt sich um die in Nordkorea berühmte Sängerin Hyon Song Wol. Kim Jong Un soll sie seit Kindertagen kennen - und später lieben gelernt haben. Doch sein Vater, der im Dezember vergangenen Jahres verstorbene "Geliebte Führer" Kim Jong Ill, habe Kim Jong Un zu Lebzeiten den Kontakt zu dem Popstar verboten und eine Beziehung untersagt. Nun, so spekuliert das Blatt, setze sich der Sohn über die Anweisungen hinweg: Die Sängerin soll die Geliebte des Machthabers sein.

Mit der "Bochonbo Electronic Music Band" stürmte Hyon Song Wol die nordkoranischen Charts. "Ich liebe Pyongyang" und "Wir sind die Truppen der Partei" heißen Hits der regimetreuen Kombo. Im musikalischen Repertoire hat die Band außerdem ein Loblied auf die nordkoranischen Frauen, die "arbeiten können wie Pferde". Die Daily Mail weiß auch über das Privatleben von Frontfrau Hyon etwas zu berichten: Sie soll aus der Ehe mit einem Offizier der norkoreanischen Armee ein Kind haben. Ob sie mittlerweile von ihrem Mann getrennt lebt oder gar geschieden wurde, sei indes nicht bekannt.

In nordkoreanischen Führungskreisen werde über die Affäre der Musikerin mit dem Machthaber aber schon länger getuschelt, berichtet die Zeitung Joong Ang Illbo unter Berufung auf südkoreanische Geheimdienstmitarbeiter. Angeblich startete die Liebschaft der beiden bereits vor zehn Jahren, als Kim Jong Un seine Ausbildung an einem Schweizer Elite-Internat in Bern beendete. Offiziell hat Nordkorea freilich weder die Identität der Frau noch ihre Beziehung zu Kim Jong Un bestätigt.

Popkultur als gemeinsames Hobby?

Angesichts der zurückhaltenden Informationspolitik des Regimes verwundert es nicht, dass zahlreiche weitere Spekulationen über den Machthaber in Umlauf sind. Der dritte und jüngste Kim-Sohn soll fließend Deutsch, Französisch und Englisch sprechen. Und er soll sich für Basketball, Actionfilme und die französische Schauspielerin Sophie Marceau interessieren. Belegt ist hingegen sein Faible für US-amerikanische Trickfilme.

Kim Jong Un liebt Disney. Und er ist nicht der einzige Kim-Spross mit dieser Leidenschaft: Kim Jong Ils ältester Sohn Kim Jong Nam hatte es sich dereinst mit seinem Vater verscherzt, als er 2001 versuchte, mit gefälschten Papieren nach Japan einzureisen. Sein Ziel damals: Disneyland Tokio. Kim Jong Un wiederum hat jüngst den Zorn der Walt Disney Studios erregt und das hat - so darf zumindest spekuliert werden - mit seiner angeblich Angebeteten zu tun.

Vielleicht um seiner Popkultur affinen Geliebten eine Freude zu machen, tanzten jüngst bei einer Show in Pjöngjang berühmte Disney-Comicfiguren wie Mickymaus, Dumbo oder Pu der Bär über die Bühne. Auch Szenen aus Zeichentrickfilmen wie Die Schöne und das Biest oder Schneewittchen wurden eingespielt. Während Kim Jong Un und Hyon Song Wol das Spektakel sichtlich gefiel - nicht zuletzt das Foto des einträchtig klatschenden Paares hatte die Spekulationen um eine Geliebte des Diktators losgetreten - war Hollywood not amused.

"Die Firma Walt Disney hat keine Genehmigung für die Verwendung dieser Zeichentrickfiguren gegeben", hieß es in einer Erklärung aus Kalifornien. Ein Sprecher des US-Außenministeriums forderte Nordkorea auf, seine "internationalen Verpflichtungen" einzuhalten und "die Rechte des geistigen Eigentums" zu respektieren.

Den Diktator dürfte weder die Disney-, noch die diplomatische Kritik kümmern. Genausowenig wie diverse Internetseiten, die Propaganda-Bilder des Regimes lächerlich machen. "Kim Jong-Un looking at things" (Kim Jong Un schaut auf Dinge) heißt eine der populärsten Seiten. Hier ist der Machthaber zu sehen, wie er, ganz unspektakulär, beispielsweise eine Schale Muscheln oder ein Supermarktregal betrachtet.

Vielleicht entlarvt ja ein solcher verliebter Blick auch die Frau an seiner Seite als Geliebte.

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