Outdoor-Unterricht:Fischer machen Schule

Warum die Isar früher "die Wilde" genannt wurde und was dort heute alles so schwimmt, kreucht und fleucht, das haben Schüler der Neustifter Mittelschule am Freitag erfahren.

Janina Schreiber

Die Hintergründe des Ökosystems Fließgewässer erklären und den Sinn für die Natur an der Isar schärfen - das wollten Günter Wolter und Hans Michael Miller vom Kreisfischereiverein Freising am vergangenen Freitag mit dem Projekt "Fischer machen Schule". Dazu war die sechste Klasse der Mittelschule Neustift eingeladen worden, die nach einer anfänglichen Fragerunde mit viel Freude und Elan bei der Sache war.

Die Isar hat eine Länge von 295 Kilometern und entspringt im Karwendel-Gebirge, was bedeutet, dass sie die ersten Kilometer noch in Österreich fließt", erläuterte Günter Wolter, Vorsitzender des Kreisfischereivereins zur Begrüßung. Vor 200 oder 300 Jahren habe der Fluss noch beträchtlich mehr Wasser geführt und sei vor allem deshalb für die Wirtschaft besonders bedeutsam gewesen: "Es sind zum Großteil Gewürze und Seide darauf transportiert worden." Doch die Isar, die früher "die Wilde" genannt worden sei, habe sich ständig verändert. Daran seien Faktoren wie der Staudamm und der Isarkanal, der heute zur Stromproduktion genutzt wird, schuld. "Früher, als ich so alt war wie die Schüler der sechsten Klasse hier, konnte ich von der Brücke in die Isar sehen - und sah nur schwarz. Das lag an den vielen Fischen, die es damals noch gab", so Wolter. Heute allerdings fehlen oft Nebenarme der Isar, die während der Hochwasserzeiten voll laufen und bei Rückgang des Wasserpegels eigene Ökosysteme bilden. Solche Ökosysteme seien laut Wolter enorm wichtige Laichorte für die Fische in der Isar. Vor allem Schnaken würden sich oft an solchen Tümpeln aufhalten, da es weniger Fressfeinde als am Fließgewässer gibt, so Hans Michael Miller, Schriftführer des Vereins. Ein Beispiel für einen solchen Laichort und Nebenfluss der Isar ist der Pförreraugraben auf Höhe der Korbiniansbrücke. Doch wegen der Staudämme der Biber, die das Wasser abhalten, und der Verschmutzung durch den geplanten Flaucher, überlege man, den Pförreraugraben zu verlegen, erklärte Miller. "Normalerweise wird eine solche Investition von der Gemeinde übernommen. In diesem Fall aber haben wir uns schon mit dem Landesamt für Wasserschutz in Verbindung gesetzt", so Miller.

Nach jeder Menge Information gingen die kleinen Wasserforscher dann sogar selbst auf Expedition. Mithilfe von Becherlupengläsern, Netzen und Bestimmungsblättern versuchten die Sechstklässler, in der Isar Indikatorentierchen zu fangen, während eine andere Gruppe Proben entnahm. "Das ist immer sehr interessant - bei solchen Aktivitäten wird der Jagdinstinkt der Schüler geweckt", sagte Lehrerin Gertrud Orth. Eine Bartgrundel, Bachflohkrebse und Köcherfliegenlarven ergaben in der Auswertung die Gütewasserklasse zwei. "Das lässt auf eine gesunde Wasserqualität schließen", so Miller. Diese sei nach dem Fischsterben von 1984 weitaus schlechter gewesen. Damals habe der Fischerverein nur mit einem Neuaufbau des Fischbestandes die Isar wieder bereichern können. "Wie man an den Proben sieht, müssen wir uns aber keine Sorgen mehr machen. Wir können hier auf ein breites Spektrum an Kleinstlebewesen blicken", so Wolter zufrieden.

Stärken konnten sich die Schüler zum Abschluss mit geräucherten Forellen.

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