Neonazi Worch gründet "Die Rechte":Braune Kopie

Sie soll die Nachfolgerin der DVU sein: Die neue Minipartei "Die Rechte" propagiert die deutsche Identität und will keine Ausländer dulden. Ihr Gründer ist der mehrfach vorbestrafte Holocaust-Leugner und Neonazi Christian Worch. Bei Name und Logo bedient er sich ungeniert im anderen Spektrum.

Friederike Hunke

Die im Mai gegründete rechtsextreme Splitterpartei "Die Rechte" bekennt sich "vollinhaltlich" zum Grundgesetz. So steht es zumindest im Parteiprogramm. Demokratie und eine verstärkte Teilnahme des Bürgers seien ihre Ziele, heißt es im zehnten Punkt.

Nazidemo Leipzig/Gesicht zeigen

Christian Worch auf einer Neonazi-Demonstration in Leipzig. Im Mai gründete er die rechtsradikale Partei "Die Rechte".

(Foto: SEYBOLDTPRESS)

Aber worum es ihr tatsächlich geht, macht das Parteiprogramm bereits mit dem ersten Punkt klar. Die Rechte will Ausländer nicht länger dulden, sie will Werbung in ausländischen Sprachen verbieten und die "deutsche Identität" wahren.

Damit zeigt die neue Partei, dass ihr Name Programm ist. Ihr Inhalt ist die Verbreitung typisch rechtsextremen Gedankenguts. Und das "erste strategische Ziel", so erklärt Parteigründer Christian Worch, ist ein Erfolg bei der Europawahl 2014. Dort gilt, anders als bei der Bundestagswahl oder bei Landtagswahlen, die Fünf-Prozent-Hürde nicht mehr. Ob die Partei tatsächlich antreten darf, entscheidet der Bundeswahlleiter voraussichtlich im August.

Bislang von der Öffentlichkeit weitgehend ignoriert und unbeachtet, haben sich einige rechtsextreme Gesinnungsgenossen in Hamburg zu der neuen Minipartei zusammengeschlossen. Bereits am Pfingstsonntag wählten sie auf ihrem ersten Parteitag den Vorstand. Darunter: mehrere ehemalige DVU-Mitglieder.

Die rechtsextreme DVU fusionierte 2011 mit der NPD - inhaltlich ist sie nun das Vorbild für "Die Rechte", wie diese selbst auf ihrer Homepage mitteilt. Die neue Partei hat das Programm der DVU weitgehend übernommen. Dementsprechend sehen die Positionen aus, die sie vertritt - zu Themen wie Familie (Eltern sollen gegenüber kinderlosen Paaren bevorzugt werden, homosexuelle Paare dürfen keine Kinder adoptieren), Umweltschutz (Steuervergünstigungen für heimische Produkte) und Bildung (Studiengebühren nur für ausländische Studenten).

Selbst bezeichnet sich "Die Rechte" in einer Stellungnahme als "weniger radikal als die NPD", aber als "radikaler als die REPs (Die Republikaner; Anm. d. Red.) und die 'PRO-Bewegung'" (wie zum Beispiel Pro-NRW). Diese anderen rechten Parteien seien unbedeutend und schafften es nicht, sich klar zu positionieren. Mit ihnen sei "nicht wirklich viel anzufangen" - deshalb die Neugründung.

Nur bei NPD-Wählern eine Chance

Dabei stellen die neuen Rechtsextremisten ganz bewusst auch eine Assoziation zu der Partei Die Linke her. Ausgerechnet die ehemalige SED ist strategisches Vorbild für "Die Rechte", die sich als Gegengewicht zu Gysi, Lafontaine und Wagenknecht auf der anderen Seite des Parteienspektrums sieht. Sogar das Logo entspricht dem der Linkspartei - nur dass der rote Pfeil bei der neuen Partei eben nach rechts zeigt.

Irgendwie eine braune Kopie. Denn die treibende Kraft hinter der Rechten ist Christian Worch, 56. Dem Internetportal Endstation Rechts zufolge ist er, mit mehr als 35 Jahren in der Szene, einer der wichtigsten deutschen Neonazis.

Worch gilt als knallharter Neonazi. Er verbrachte bereits mehrere Jahre im Gefängnis, weil er verbotene Organisationen geführt hatte, unter anderem die "Aktionsfront Nationaler Sozialisten" (ANS, später ANS/NA). Mit dem bekannten und 1991 an Aids verstorbenen Neonazi Michael Kühnen prägte er die rechtsradikale Szene im Hamburger Raum.

Schon Ende der siebziger Jahre provozierte Worch öffentlich als Holocaust-Leugner und demonstrierte als Mitglied der "Hansabande" der ANS/NA in Hamburg mit Eselsmaske und umgehängtem Schild, auf dem stand: "Ich Esel glaube noch, dass in deutschen KZs Juden vergast wurden." Auch nach dem Verbot der Neonazitruppe führte er die Gruppierung weiter, stand nach dem Gefängnis der NPD nahe und war der Verbindungsmann zu den aus militanten Neonazis bestehenden "Freien Kameradschaften".

"Wenn so jemand versucht, eine Partei zu gründen, mag er sie vielleicht als rechtsoffen verkaufen", sagte der Düsseldorfer Rechtsextremismusforscher Martin Langebach im Gespräch mit Süddeutsche.de, "aber er zieht immer nur das extrem rechte Milieu an." Daher seien Worchs Chancen im breiten rechten Spektrum "limitiert bis gar nicht vorhanden".

Die Rechte könne nur eine relevante Rolle spielen, wenn sie NPD-Wähler abwirbt, glaubt Langebach. Passend dazu berichten mehrere Medien, die neue Partei wolle im Falle eines NPD-Verbots ein Auffangbecken für deren Mitglieder sein. Worch selbst bezeichnet diese Vermutung auf der Parteihomepage als "Unsinn". Die Rechte solle lediglich eine Alternative zur NPD bilden.

Langebach zufolge wisse Worch aber, dass er damit kaum Aussicht auf Erfolg hat. Irgendwann werde sich herauskristallisieren, was wirklich hinter der Parteigründung steckt.

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