Fake-Accounts:Wenn Haustiere bei Facebook sind

Fast neun Prozent aller Facebook-Profile sind Fake-Accounts. Das hat das Unternehmen in seinem aktuellen Börsenbericht bekanntgegeben. Der Aktienkurs erreicht einen neuen Tiefststand - zusätzlich gibt es Ärger mit Werbekunden.

Wie viele Nutzer hat Facebook? Fast eine Milliarde Menschen weltweit sind Mitglied bei dem sozialen Netzwerk, so legen es die offiziellen Anmeldezahlen nahe. 955 Millionen User, die sich mindestens einmal im Monat einloggen, sind es genau.

Doch die tatsächliche Zahl der Nutzer liegt wohl um einiges niedriger. Abgezogen werden müssen sogenannte Fake-Accounts. Das Unternehmen hat diese Woche neue Zahlen vorgelegt, wie groß Facebook selbst die Zahl dieser Accounts schätzt: Etwa etwa 8,7 Prozent fielen darunter - also rund 83 Millionen. Im März lag dieser Wert noch zwischen 42 und 50 Millionen, und damit zwischen fünf und sechs Prozent.

Besonders "unerwünschte Konten" seien die geschätzten 1,5 Prozent, die Kriminelle für die Versendung von Spammails nutzten, schreibt das Unternehmen in seinem jüngsten Börsenbericht. 4,8 Prozent aller Profile gehören demnach Nutzern, die sich gleich zwei oder mehr Identitäten in dem weltweit größten sozialen Netzwerk gönnten. Auch Haustiere oder andere "nicht menschliche Einheiten" hätten Facebook-Auftritte. Gut 2,4 Prozent sollen dies insgesamt sein.

Bei Facebook könnten die neuen Zahlen eine Diskussion über die Qualität der Accounts auslösen, und darüber, wer für die Klicks bei Werbeanzeigen verantwortlich ist. Anfang der Woche sorgte ein Facebook-Eintrag eines Start-ups für Furore, das bei Facebook eine Anzeige gebucht hatte. Das Unternehmen Limited Run hatte Ungewöhnliches festgestellt: Rund 80 Prozent der Nutzer, die auf der Seite ankamen, hatten die Javascript-Funktion ihres Browsers deaktiviert. Aufgrund der erstaunlich hohen Zahl kam man zu dem Schluss, dass es sich hierbei nicht um Menschen handeln könne, sondern um Programme, die die Klicks auslösen.

In den Medien wurden daraufhin der Vorwurf laut, Facebook würde seine Werbeanzeigen gezielt manipulieren. Tatsächlich ist der Vorwurf des Klickbetrugs aber kaum haltbar, wie Spiegel Online analysiert.

Der Druck auf Facebook wächst dennoch. Ein weiteres Internet-Unternehmer aus den USA, App.net, hat sich mit einem offenen Brief an Facebook-Chef Mark Zuckerberg gewandt und diesem vorgeworfen, es gehe ihm nicht mehr um die Nutzer, sondern nur noch um Gewinne und den Börsenkurs: "Dein Unternehmen hat bewiesen, dass es die Nutzer und unabhängige Entwickler verarschen will, alles im Namen der Werbeeinnahmen", wettert Dalton Caldwell, der Gründer der noch im Aufbau befindlichen Seite App.net. Er sei entschlossen, nie wieder eine Zeile Programmcode für "zutiefst verdorbene Plattformen" wie Facebook oder Twitter zu schreiben.

Auslöser für den offenen Brief war laut Caldwell ein Treffen mit Facebook-Managern. Dabei habe er einen neuen Dienst auf der Facebook-Plattform vorstellen wollen, erklärte Caldwell. Die Manager des Unternehmens hätten ihm aber erklärt, dass sein Projekt mit dem kürzlich eingeführten App Center von Facebook in Konkurrenz stehen würde. Von Facebook gab es zunächst keine Reaktion auf den Brief und die Vorwürfe.

Auch von der Börse kommen derzeit nur Negativmeldungen für das soziale Netzwerk: Die Aktie sank am Donnerstag erstmals unter die Marke von 20 Dollar - ein neuer Tiefststand. Anleger, die beim Börsengang im Mai noch 38 Dollar pro Papier gezahlt hatten, haben damit fast die Hälfte ihrer Investition verloren.

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