Investigativer Journalismus auf YouTube:Inhalt statt Kätzchen

Katzenvideos und Promo-Filmchen: Das Videoportal YouTube ist bislang eher nicht berühmt für hochwertigen Journalismus. Das soll jetzt anders werden. Der Kanal "The I Files" bündelt in dem Videoportal künftig Reportagen namhafter internationaler Redaktionen. Auch Amateure sollen eine Chance haben.

Benjamin Zeeb

Bisher war das Videoportal YouTube nicht gerade dafür bekannt, qualitativ hochwertigen Journalismus zu liefern. Wer beispielsweise Videos zum Syrien-Konflikt suchte, musste sich umständlich durch Myriaden ungeprüfter Amateuraufnahmen klicken, dabei die eingestreuten Katzenvideos und Promo-Filmchen von Computerspielfirmen umschiffen, die an dieser Stelle ihre zweifelhaften Wüstenabenteuer anpreisen. Waren diese Hürden genommen, galt zumeist: Viele Bilder, wenig Kontext, keine redaktionelle Kontrolle.

I Files auf YouTube

Einstiegsseite von "The I Files" auf YouTube. 

(Foto: Screenshot: YouTube)

Eine neue Kooperation der Seite mit dem Center for Investigative Reporting (CIR/Sitz ist in Kalifornien) und zahlreichen englischsprachigen Nachrichtenorganisationen soll diesen Missstand nun beheben. Seit Donnerstag dieser Woche bündelt das CIR bei YouTube unter dem Namen "The I Files" in einem eigenen Kanal investigative Videoreportagen namhafter Redaktionen wie die der New York Times, der BBC, von ABC News, Al Jazeera oder dem öffentlich-rechtlichen National Public Radio (NPR).

CIR, eine 1977 gegründete gemeinnützige Organisation, die unter anderem investigative Recherchen finanziell unterstützt und auch selbst Reportagen zum neuen Web-Sender beitragen wird, übernimmt auch die Betreuung des Kanals. "The I Files" soll mehr sein als nur ein Aggregator von Medieninhalten. Das Projekt ziele, so Stephen Talbot vom CIR, auch darauf ab, Amateurfilmern ein Forum zu geben, weil man dem eingreichten Rohbildmaterial nachrecherchieren könne.

Finanziert wird die Seite mit 800.000 Dollar von der Knight Foundation, einer philanthropischen Organisation, die 1950 von den Medienunternehmern John S. und James L. Knight gegründet wurde. Zweck der Stiftung - deren finanzielle Mittel nach dem Tod der beiden schwerreichen Brüder inzwischen auf mehr als 2,3 Milliarden Dollar angewachsen sind - ist auch die Förderung von Qualitätsjournalismus und innovativen Medienkonzepten.

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