Nasa-Mission:"Curiosity" sendet erste Bilder vom Mars

Von 20.920 Kilometern pro Stunde auf null abgebremst in sieben Minuten: Der Roboter "Curiosity" ist erfolgreich auf dem Mars gelandet, die Nasa-Ingenieure können aufatmen. US-Präsident Obama feiert den Erfolg: "Heute haben die USA auf dem Mars Geschichte geschrieben." Nun soll der Rover auf dem Planeten nach Spuren von Leben suchen.

Die "sieben Minuten des Schreckens" sind vorbei: Der Rover Curiosity ist auf dem Mars gelandet. Das teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa am späten Sonntagabend (Ortszeit) im Kontrollzentrum im US-Bundesstaat Kalifornien mit. Zu dieser Zeit hatten sie Signale einer sicheren Landung auf dem Mars empfangen.

Die erste Aufnahme von Curiosity nach der Landung.

Kurz nach der Landung in einem Krater hat die Sonde dann bereits die ersten beiden Bilder zur Erde gesendet. Auf den sehr gering aufgelösten Aufnahmen, die die Nasa zeigte, ist der Horizont des Planeten zu sehen und viel Staub, den der Rover bei seiner Landung aufgewirbelt hat. Auf einem der Fotos ist ein Rad des Fahrzeugs zu erkennen.

Die Anspannung war den Nasa-Mitarbeitern insbesondere während der sieben Minuten langen Landephase ins Gesicht geschrieben. In diesen zuvor als "sieben Minuten des Schreckens" bezeichneten Phase, in der Curiosity (Neugier) die dünne Mars-Atmosphäre durchflog und von einer Geschwindigkeit von 20.920 Kilometern pro Stunde auf null abgebremst werden musste, hatten die Ingenieure nämlich keine Möglichkeit mehr, in das programmierte Landemanöver einzugreifen.

Hier hätte vieles schiefgehen können - es war ein extrem kompoliziertes Anflugmanöver in einer Atmosphäre, die durch Stürme und Tiefdruckgebiete charakterisiert ist. Das Bodenfahrzeug Curiosity war vom dreieinhalb Tonnen schweren Mars Science Laboratory (MSL) durch die Atmosphäre des Roten Planeten transportiert worden. Das Raumfahrzeug von der Größe eines kleinen Autos und einem Gewicht von mehreren hundert Kilogramm ist das komplexeste und größte Gerät, dass den Mars bislang erreicht hat.

Es wurde vom Bordcomputer fast wie ein Flugzeug ins Zielgebiet gesteuert. Neben den Bremsfallschirmen verfügte MSL auch über Bremsraketen, die ab einer Höhe von 1,6 Kilometern die Fallgeschwindigkeit verringerten, bis das Gerät sich etwa 20 Meter über dem Boden befand. Anders als die Vorgänger von Curiosity, die Rover Spirit und Opportunity, die ebenfalls durch Fallschirme gebremst, schließlich geschützt durch Luftkissen auf die Marsoberfläche krachten, wurde der jüngste Besucher des Planeten von hier aus auf den Boden abgeseilt. Anschließend wurden die Seile abgesprengt.

Mit der Nachricht von der erfolgreichen Landung brach minutenlanger Jubel im Kontrollzentrum aus, die Mitarbeiter lagen sich in den Armen. "Die sieben Minuten des Schreckens haben sich in sieben Minuten des Triumphes verwandelt", erklärte John Grunsfeld, Wissenschaftschef der Nasa.

Selbst US-Präsident Barack Obama zeigte sich begeistert von einer "beispiellosen Technologie-Leistung". Tatsächlich handelt es sich um die teuerste und technisch ausgefeilteste Mission, die je zum Roten Planeten geschickt worden ist. Sie hat rund zwei Milliarden Euro gekosten. Innerhalb von zunächst 23 Monaten soll sie Aufschluss darüber geben, ob auf dem Mars Leben möglich war oder vielleicht sogar noch ist.

"USA haben auf dem Mars Geschichte geschrieben"

Der US-Präsident nutzte den Erfolg, um die Arbeit der Nasa als besondere Leistung Amerikas hervorzuheben. "Heute haben die USA auf dem Mars Geschichte geschrieben", sagte er in Washington einer Mitteilung zufolge. Die Landung des Roboterfahrzeugs werde in der Zukunft als "Argument des Nationalstolzes" dienen. "Der heutige Erfolg erinnert uns daran, dass unsere Vormachtstellung - sowohl im All als auch auf der Erde - davon abhängt, dass wir klug in Innovation, Technologie und Grundlagenforschung investieren, die schon immer dafür gesorgt haben, dass unsere Wirtschaft von der Welt beneidet wurde." Er warte gespannt auf die Ergebnisse, die Curiosity liefern werde.

Nicht nur in den USA zeigten sich Wissenschaftler begeistert von dem Erfolg der Nasa. Schließlich befinden sich an Bord der Sonde auch Geräte zum Beispiel aus Deutschland. So hat das Physikzentrum der Universität Kiel ein Gerät zur Messung von Strahlen beigesteuert. Die Kieler Universität habe nun eine Außenstelle auf dem Mars, freute sich der Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, Wolfgang J. Duschl.

Auch im Kontrollzentrum der Europäischen Weltraumagentur Esa in Darmstadt jubelten die Experten nach der Landung. Sie hatten mit Hilfe der Sonde Mars Express das Ereignis überwacht. "Wenn man sich vorstellt, was alles hätte schiefgehen können, dann fällt einem schon ein gewaltiger Stein vom Herzen", sagte der deutsche Astronaut und Esa-Direktor für Bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb, Thomas Reiter, in Darmstadt. "Jetzt haben sie einen funkelnagelneuen Wagen da oben stehen, ganz so, als hätten sie ihn gerade beim Autohändler gekauft", fügte Michel Denis, Mars Express Spacecraft Operations Manager der Esa hinzu.

In der Vergangenheit waren nur wenige Marslandungen erfolgreich. Von 14 Versuchen verschiedener Raumfahrtagenturen gelangen sechs.

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