Kerneuropa:Michelin-Chef fordert europäischen Föderalstaat

Der Chef des französischen Reifenkonzerns Michelin spricht sich für einen europäischen Föderalstaat aus. Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" schlägt Jean-Dominique Senard vor, dass eine handvoll Staaten vorangehen und zunächst einen gemeinsamen Haushalt einführen sollten. Senard lobt das Krisenmanagement Deutschlands - und die hiesige Autoindustrie.

Der französische Spitzenmanager Jean-Dominique Senard spricht sich für ein Kerneuropa aus. Im Interview der Süddeutschen Zeitung (Montagsausgabe) sagte der Chef des weltweit agierenden französischen Reifenkonzerns Michelin, er glaube trotz aller Turbulenzen an eine starke Europäische Union. Die Krise biete auch Chancen.

Wenn sechs oder sieben Länder Europas enger zusammenrückten und einen föderalen Staat schaffen würden, gäbe das der EU und ihrer Wirtschaft enormen Auftrieb. Das Vertrauen der Menschen käme zurück. "Ich spreche von einem kleinen Kreis von Staaten, der zunächst vielleicht damit anfängt, ein gemeinsames Budget zu haben. Ein Kreis, der offen für andere ist, aber zunächst klein beginnt. Ich weiß, dass dies kein einfaches Thema ist, aber das darf uns nicht davon abhalten, darüber nachzudenken. Ich bin überzeugt, dass wir nur so das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen können."

Senard lobte die deutsche Autoindustrie im Vergleich zu ihrer franzsösichen Konkurrenz. "Zu allererst ist da die Fokussierung auf die Qualität der Produkte und der operationellen Prozesse. Hinzu kommt die Übereinkunft zwischen den einzelnen Landesregierungen und den Wirtschaftsverbänden, die Industrie zu fördern und sie zu einem Exportprodukt zu machen. Es gibt wohl kein anderes Land in der Welt, in dem Politik und Industrie derart an einem Strang ziehen. Und natürlich darf man die Mitbestimmung nicht vergessen", sagte der französische Manager. "Man diskutiert knallhart mit den Arbeitnehmervertretern, aber am Ende einigt man sich, und die Gewerkschaften tragen die Konzernstrategie mit. Daraus ergibt sich eine ungemeine Stärke. Sie als Deutsche sind sich Ihres Glücks vermutlich gar nicht bewusst. Alle arbeiten am Bestand und der Fortentwicklung ihres Unternehmens."

Das gesamte Interview lesen Sie in der Montagsausgabe der Süddeutschen Zeitung.

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