Olympia, Pech & Pannen:Blaues Auge schützt nicht vor Gold

Die Vorbereitung auf den Höhepunkt Olympia ist lang - und dann ereilt einige Athleten ein schlimmes Missgeschick. Manche verletzen sich schwer, andere stürzen vom Sportgerät oder verlieren ihr Trikot. Doch die Spiele in London zeigen, dass der Wettkampf selbst nach einem Unglück noch nicht verloren ist.

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London 2012 - Ringen griechisch-römisch

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Die Vorbereitung auf den Höhepunkt Olympia ist lang - und dann ereilt einige Athleten ein schlimmes Missgeschick. Manche verletzen sich schwer, andere stürzen vom Sportgerät oder verlieren ihr Trikot. Doch die Spiele in London zeigen, dass der Wettkampf selbst nach einem Unglück noch nicht verloren ist.

Texte: Frieder Pfeiffer

Die Frage, ob Kim Hyeonwoo in Südkorea das Programm deutscher TV-Sender verfolgt, muss unbeantwortet bleiben. Als gesichert darf jedoch gelten, dass der Ringer einer hiesigen öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt als Werbefigur - im wahrsten Sinne des Wortes - gut zu Gesicht stehen würde. Der Slogan "mit dem Zweiten sieht man besser" findet in Kim (Stil: griechisch-römisch) seine, ja, goldene Entsprechung. Nach seinem Finalsieg über den Ungarn Tamas Lorincz sah er zwar nur noch auf einem Auge etwas. Das was er sah, war eine Goldmedaille am violetten Bande, passend zu Auge Nummer zwei.

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Quelle: AP

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Liu Xiang war eines der Gesichter der Spiele von Peking, obwohl er weit weg von allen Podesten seines Heimatlandes wandelte. Die Lichtgestalt sollte er werden, der Beckenbauer Chinas sozusagen, damals 2008. Doch dann verletzte er sich, wurde nicht richtig fit, zeigte sich in einem Vorlauf und humpelte davon. Ähnlich ist, bei allem Mitgefühl, sein Auftritt 2012 in London zu beschreiben. Vorlauf über 110 Meter Hürden, erste Hürde, ein Fall, ein schmerzverzerrtes Gesicht, eine gerissene Achillessehne. Und auch wenn es dafür keine Medaillen gibt: Mit dieser Verletzung auf einem Bein ins Ziel zu hüpfen, die letzte Hürde zu küssen um sich erst dann im Rollstuhl abholen zu lassen, gehört zu den größten Leistungen von Ldonon. Und so gehört Liu doch wieder zu den Gesichtern der Spiele.

Olympics Day 11 - Gymnastics - Artistic

Quelle: Getty Images

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Eine alte Redaktionsweisheit lautet: Sportbilder vom Turnen gehören zu den schönsten - spektakulär und abwechslungsreich. Gabrielle Douglas aus den USA gehörte dabei zu den beliebtesten Motiven der ersten Tage in London, als sie Gold im Mehrkampf im Einzel und mit der Mannschaft gewann. Die 16-jährige Turnerin kann aber noch mehr. Im Finale am Stufenbarren lenkte sie den Blick auf eine weitere Komponente erfolgreicher Sportfotografie. Die Wertungsrichter waren weniger begeistert.

Olympics Day 12 - Athletics

Quelle: Getty Images

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Nicht so gut endete der Olympia-Ausflug von Lazaro Borges aus Kuba. In der Qualifikation brach dem Stabhochspringer das Arbeitsgerät. Der 26-Jährige blieb unverletzt, äußerlich. Auch der Stab ist austauschbar. Wie aber sieht es mit der Psyche aus? Der nötige Mut nach einem unfreiwilligem Sturz aus mehreren Metern Höhe, ist da gerne schon auf dem Heimflug. So auch bei Borges. 5,50 Meter sind keine Höhe für den WM-Zweiten von 2011, mehr wurde es an diesem Mittag im Olympiastadion aber nicht. Borges kennt die olympischen Enttäuschungen. 2008 schied er ohne gültigen Versuch aus.

Olympics Day 9 - Athletics

Quelle: Getty Images

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Olympische Ausdauerläufer mit Büffeln zu vergleichen, wirkt auf den ersten Blick eher weniger überzeugend. Doch wie sich das Feld der Halbfinalisten im 1500-Meter-Lauf über den gestürzten Nathan Brannen hinwegbewegte, erinnerte durchaus an Tierherden mit der Wucht der tausend Hartings. Es ist ein kleines Wunder, dass Brannen unverletzt blieb. Und es ist wohl eine noch größere Überraschung, dass er das Rennen zu Ende lief. Und ja, er wurde nicht einmal Letzter. Das wurde ein Franzose - im Bild direkt über ihm zu finden.

London 2012 - Leichtathletik

Quelle: dpa

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Altgediente Olympiafachmänner spotten gerne, der Geist der Spiele wäre heutzutage so unsichtbar wie das Dopingkontrollsystem. Dabei wird aber a.) vergessen, dass es Chancengleichheit noch nie wirklich gegeben hat und b.) dass der Geist der Spiele den ein oder anderen Athleten noch umweht. So wie Merve Aydin aus der Türkei. Die 22-Jährige erntete im Vorlauf über 800 Meter mehr Applaus als die Siegerin. Nicht aus Mitleid, weil sie sich während des Rennens verletzt hatte. Nicht aus Anteilnahme, weil sie danach heftig in Tränen ausbrach. Nein, weil sie trotz Schmerz und Trauer das Rennen zu Ende lief. 800 Meter in 3:24,35 Minuten. Was klingt wie Bundesjugendspiele 3. Klasse war Olympia erster Klasse.

Djokovic falls during the men's singles tennis bronze medal match at the London 2012 Olympic Games

Quelle: REUTERS

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Es sind nicht die Wochen des Novak Djokovic. Erst verlor er seine Spitzenposition in der Weltrangliste an Roger Federer, dann war wie schon 2008 im olympischen Halbfinale Schluss. Andy Murray, später goldbehangener Nationalheld Großbritanniens, war zu stark. Der Serbe verlor zwar den Ball nie aus den Augen - dafür aber den Schläger aus der Hand. Und das, dafür braucht es nicht das größte Verständnis für die Filzballkünstler, ist keine Voraussetzung für erfolgreichen Tennissport. Und so verlor Djokovic auch gegen Manuel del Potro das Spiel und damit die Bronzemedaille aus dem Blick.

London 2012 - Leichtathletik

Quelle: dpa

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Manche nannten es Schlabbershirt, andere sprachen nüchtern vom T-Shirt - in jedem Fall sorgte Iwan Uchow für Aufsehen, als er im Hochsprungfinale plötzlich Schultern und Oberarme in russisch-blau bedeckte und trotzdem über die Latte sprang. Allein, es war nicht ganz freiwillig. Nach einer Entspannungsphase zwischen den Versuchen - andere nennen es Konzentrationsphase - streckte er plötzlich für eine gefühlte Ewigkeit seinen nackten Rücken in die Kamera. Sein Leibchen war weg. Kollegen halfen suchen, es half nichts, es musste Ersatz her. Das T-Shirt lag im Rucksack, er sprang und suchte weiter - und fand schließlich doch das blaue schulterfreie Hemdchen. Damit sprang er zu Gold.

***BESTPIX***  Olympics Day 3 - Equestrian

Quelle: Getty Images

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Mit den Pferden bei der Vielseitigkeit ist das so eine Sache. Immer wieder kommt es für die Tiere bei Wettkämpfen zu Verletzungen mit Todesfolge. Saloppe Sprüche verbieten sich also. Für Clayton Fredericks, den australischen Silbermedaillengewinner von Peking, zählt das nur in abgeschwächter Form. Der verbaute sich durch seinen Sturz im Geländeritt die Medaille, am Ende nur Rang sechs. Sein Pferd Bendigo konnte weitergaloppieren, diese Nachricht ist wichtig. Auch Fredericks - eigene Rockband, Name: Snatch - blieb unverletzt.

BESTPIX Olympics Day 10 - Athletics

Quelle: Getty Images

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Jewgenia Kolodko weint. Bitterlich. Auch diese Bilder gehören zu Olympia. Noch besser passt jedoch die Geschichte der russischen Kugelstoßerin zu den Spielen. Finale, letzter Versuch. Die vorherigen drei waren alle ungültig, Kolodko ist nicht mehr im Wettkampf, die Medaillen weit weg. Sie hat noch eine Chance. Und die nutzt sie. 20,48 Meter, persönliche Bestweite. Bronze. Sie rennt zu ihrem Trainer und weint. Glücklich.

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