Polizeigewalt gegen Bergarbeiter in Südafrika:Wenn Deeskalation ein Fremdwort ist

Eine Welle des Zorns, wie es sie seit den Zeiten der Apartheid nicht mehr gegeben hat: Die tödlichen Schüsse auf streikende Minenarbeiter sind beschämend für die südafrikanische Polizei. Und bedrohlich für die junge Demokratie. Denn die Menschen entfremden sich zunehmend von ihrem Staat.

Arne Perras

Südafrika verharrt im Schock. Mehr als dreißig streikende Minenarbeiter sind tot, die Polizei verteidigt den Einsatz scharfer Schusswaffen als Notwehr. Doch damit macht sie es sich viel zu einfach.

Noch versucht die Nation zu begreifen, wie es zum Blutbad in Marikana kommen konnte, noch ist vieles unklar. Doch den Sicherheitskräften schlägt schon jetzt eine Welle des Zorns entgegen, wie es sie seit den Zeiten der Apartheid nicht mehr gegeben hat. Manche ziehen gar Vergleiche mit dem Massaker von Sharpville 1960, als Polizisten des weißen Apartheidregimes ein Massaker unter aufgebrachten Schwarzen anrichteten und mehr als 50 Menschen töteten.

Wenn Südafrikas Bürger ihre junge Demokratie nun in die Nähe des verhassten Apartheidregimes rücken, so ist das für den regierenden Afrikanischen Nationalkongress ANC nicht nur beschämend, sondern auch bedrohlich. Denn die Klagen zeugen von einer zunehmenden Entfremdung der Menschen zu ihrem Staat.

Die große Brutalität ist ein Zeichen der Schwäche, Südafrika bekommt seine inneren Konflikte nur schwer in den Griff. Es geht dabei nicht allein um höhere Löhne, sondern auch um politische Machtkämpfe, die in den Reihen der Gewerkschaften ausgetragen werden. All das hat zur Eskalation in der Platinmine beigetragen.

Aber das entschuldigt nicht die Exzesse einer Polizeitruppe, für die Deeskalation ein Fremdwort ist.

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