Probleme der Bundesligisten:Kaltstart nach 100 Tagen Testspiel-Klimbim

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Sechs Bundesligisten sind in der ersten Runde des DFB-Pokals gescheitert - das kommt überraschend, ist jedoch erklärbar. Die längste Sommerpause der Bundesliga-Geschichte hat ihre Spuren hinterlassen, manche Großklubs stecken noch in der Findungsphase. Die Amateure wussten ihre Chance zu nutzen.

Johannes Aumüller

Der heutige Berliner Bezirksligist Berolina Stralau hat in der Geschichte des DFB-Pokals einen besonderen Platz. Denn als Berolina Stralau noch Berolina LSC hieß, da empfing der Klub im Premierenjahr des Wettbewerbs 1935 den erstklassigen SC Hamburg - und gewann überraschend. Nun sind Sensationen und Sensatiönchen seit dem Coup des Berolina LSC ein ebenso regelmäßiger wie erfreulicher Bestandteil des Wettbewerbs, aber noch nie hat es so viele unerwartete Ergebnisse gegeben wie beim Start in die Saison 2012/13.

Raus mit Werder Bremen: Nils Petersen. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Gleich sechs Bundesligisten waren in der ersten Runde des DFB-Pokals ausgeschieden. Vor 25 Jahren hatte es zwar schon mal eine zweite Runde ohne sechs Vereine aus der Elite-Klasse gegeben - aber das auch nur, weil es damals schon in der ersten Runde zu direkten Duellen zwischen Bundesligisten gekommen war. Nun erfolgten die Niederlagen gegen: Zweitligisten (1), Drittligisten (3), Viertligisten (2).

Das liegt einerseits daran, dass sich die Strukturen bei den niederklassigen Klubs permanent verbessern; es gibt Viertligisten, bei denen für eine Vielzahl der Spieler eher der Begriff Profi als der Begriff Amateur angebracht wäre. Andererseits aber ist es kein Zufall, dass es ausgerechnet in diesem Jahr zu so vielen Überraschungen kam.

Denn so unterschiedlich der Spielverlauf bei den ausgeschiedenen Klubs auch gewesen sein mag, bei allen spielte eine Rolle, dass es sich bei der Pokal-Begegnung um die erste Pflichtpartie seit rund 100 Tagen handelte - nach einer einmalig langen Sommerpause, in der viele Klub-Animateure nicht recht wussten, wie sie denn sinnvoll zu gestalten sei.

Da waren nun also zum einen die Bundesligisten, von denen manche noch mitten in der Findungsphase stecken, an Aufstellung, Taktik sowie Integration der Neuen feilen - und die zwar ein reges Testspiel-Klimbim, aber noch kein Spiel unter Wettkampfdruck absolviert hatten. Und da waren zum anderen die niederklassigen Konkurrenten, die nach zwei bis vier harten Praxiswochen in den Pokal einstiegen.

Es gibt Vereine, die verarbeiten einen solchen Auftakt im Laufe einer Saison nicht. Doch die ausgeschiedenen Klubs müssen sich nicht zwingend grämen. Denn eines hat sich gegenüber den Jahren mit kürzeren Sommerpausen nicht geändert: Ein frühes Pokal-Aus kann auch heilsam wirken. Erinnert sei nur an Hannovers Trainer Mirko Slomka, der 2010 nach der Niederlage in Elversberg (damals Regionalliga) kurz vor der Entlassung stand - und das Team in der Bundesliga dann überraschend auf Platz vier und in die Europa League führte.

© SZ vom 21.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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