Bar Gabányi:Gepflegter Rausch

"Rusty Margarita" oder "Brandy Stinger": Freunde gepflegten Trinkens haben ab sofort eine neue Anlaufstelle: die Bar Gabányi unweit des Goetheplatzes. Ganz ohne Chichi stehen hier die Drinks im Mittelpunkt.

Andreas Schubert

Schon ein Blick auf die Karte am Eingang verrät, wo es hier lang geht: Um den Genuss von Alkohol und nicht um sinnloses Betrinken (das ginge auch mit Fusel aus dem Discounter). Hier, in der Bar Gabányi, geht es um das Erreichen eines gehobenen Rauschzustandes, eines kreativen Rausches wie er einst etwa Hemingway oder Bukowski inspiriert hat.

Denn das ist das Ziel von Stefan Gabányi, der viele Jahre Keeper und Whisky-Experte im Schumann's war. Mit der Metaphysik des Rausches hat er sich selbst als Autor schon beschäftigt. Und auf die Frage, wer denn die Zielgruppe seines neuen Ladens sei, kommt spontan die Antwort: "Der verständnisvolle Trinker."

Wer also die Karte vor der Bar Gabányi am Beethovenplatz liest, merkt gleich, dass hier kein 08/15-Besäufnis zu haben ist. Der nur am Dämmerzustand interessierte Trinker wird auch keine 7,50 Euro für den "Dark & Smokey" ausgeben, einen Drink, der die Kräuternote von Jägermeister mit dem rauchigen Aroma eines zehn Jahre alten Ardbeg-Whiskys paart. Ansonsten ist die Karte von Standards geprägt und von "Favoriten des Hauses". Die Preise sind moderat. So sind ein "Rusty Margarita" oder ein "Brandy Stinger" für 8,50 Euro zu haben. Whisky gibt es natürlich auch. Ausgewählte Sorten, versteht sich.

Vergangenen Samstag hat Stefan Gabányi endlich seine eigene Bar in den Souterrain-Räumen der früheren Aurora Bar eröffnet. 400 Gäste sollen da gewesen sein. Das berichtet zumindest Klatsch-Experte Michael Graeter. Und ob es wirklich so viele waren, ist Stefan Gabányi, dem der Boulevard-Kollege den Namen "Abraham Lincoln der Nacht" angedichtet hat, auch irgendwie egal - zumindest erweckt er den Eindruck.

Er unterhält sich sowieso lieber übers gepflegte Trinken in einer gepflegten Atmosphäre. In der Tat ist die Einrichtung mit ihren in Braun, Beige und Schwarz gehaltenen Wänden und den dunklen Ledersesseln unaufdringlich und irgendwie zeitlos. Im hinteren Bereich hat der neue Besitzer eine Bühne einbauen lassen, auf der ein schwarzes Klavier steht und wo in Zukunft jeden Donnerstag Konzerte stattfinden sollen.

Ganz ohne Chichi kommt auch das Angebot der Speisen aus: Einfaches Barfood, vom Boef á la Mode über Kaiserschmarrn bis hin zum Gulasch. Ganz nach dem Motto: Wer trinkt, braucht etwas Bodenständiges, um nicht abzuheben.

Wer die Lage der Bar im Altbauviertel der Ludwigsvorstadt für abseits hält, vergisst, dass auch sauber Angesäuselte den Fußweg zum Goetheplatz oder Hauptbahnhof in ein paar Minuten bewältigen können. "Ich glaube an die Gegend", sagt Stefan Gabányi über seine neue Heimat. Und wie er es so mit seiner Whisky-Stimme sagt, kann man gar nicht anders, als es ihm auch zu glauben.

Bar Gabányi, Beethovenplatz 2, www.bar-gabanyi.de, Mi- So von 17 bis 3 Uhr

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