Hohe Ablösesumme für Martínez:Wie beim alten Cäsar

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Schon im alten Rom gab es juristische Regeln, nach denen der Transfer eines Gladiators geregelt war. Insofern hat sich binnen zweier Jahrtausende nicht viel geändert. Die horrende Ablösesumme für Javier Martínez war als abschreckende Maßnahme gedacht. Mittlerweile gibt es jedoch Klubs, die solche Summen bezahlen.

Klaus Hoeltzenbein

Alles schon mal dagewesen, schließlich waren die alten Römer auch nicht doof. Es heißt zwar, die Gallier seien schlauer und besser gedopt gewesen (Zaubertrank!), aber was die Unterhaltungskultur betrifft, hat den Römern damals keiner was vorgemacht.

Ab sofort Gladiator in der Arena zu Fröttmaning: Javier Martínez. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Nun gut, Uli Hoeneß und Julius Cäsar sind aus zeitlichen Gründen nie direkt aufeinander geprallt, aber es wäre sicher interessant geworden, hätte der Präsident des FC Bayern dem Imperator seinen besten Gladiator abkaufen wollen - und hätte Cäsar sich dann so lange stur gestellt wie jetzt dieser Josu Urrutia, stolzer Baske und Präsident von Athletic Bilbao. Hätte Hoeneß dann wie weiland Hannibal seine Elefanten über die Alpen geschickt? Um so den Schwertkämpfer seiner Wahl aus dem Circus Maximus in die Allianz-Arena zu entführen?

Nix da, hätte Cäsar dem Hoeneß vermutlich entgegengeschleudert, Gewalt sei in diesem Falle keine Lösung, denn seine Anwälte hätten längst vorgesorgt: Dieser Gladiator hat Vertrag! Schon im alten Rom gab es ja (dehnbare) juristische Regeln, nach denen der Transfer eines Gladiatoren geregelt war, ob nun nach Kairo zu Kleopatra oder direkt in die Freiheit. Entweder Kleopatra kauft den Muster-Athleten frei, oder der Muster-Athlet versucht es selbst, was jedoch aufgrund knapper Einkünfte kaum möglich war.

Insofern hat sich binnen zweier Jahrtausende in der Brot&Spiele-Industrie nicht viel geändert. Weiterhin haftet dem Gewerbe der Ruch des Menschenhandels an, auch wenn alle Beteiligten es sich in diesem System zum eigenen Vorteil passend eingerichtet haben. Der FC Bayern wollte Martínez, Martínez wollte zum FC Bayern; nur Bilbao wollte ihn jetzt nicht abgeben, auch deshalb hatte der Klub dem Spieler die absurd hoch erscheinende Ablöse von 40 Millionen Euro im Vertrag festgeschrieben.

Gedacht war dies eigentlich als abschreckende Maßnahme, nicht einkalkuliert war offenbar, dass die Realität so schnell die Absurdität überholt. Denn inzwischen finden sich Scheichs und Oligarchen mit eigenem Zirkus oder Klubs wie der FC Bayern, die bereit sind, Preise weit jenseits des als fair empfundenen Marktwertes zu bezahlen. Zur Abwehr solch einer feindlicher Übernahme sollen die Ablösesummen für Lionel Messi beim FC Barcelona und für Cristiano Ronaldo bei Real Madrid bei 300 Millionen beziehungsweise einer Milliarde Euro festgesetzt worden sein.

Das ist ein spanischer Irrwitz, aber auch Bundesliga-Vertragswerke sind ähnlich konstruiert. Für Marco Reus, den neuen deutschen Zauberfuß, waren 17 Millionen Euro festgeschrieben, als er jüngst von Mönchengladbach nach Dortmund wechselte. Es darf darauf spekuliert werden, dass es jetzt ans Doppelte heranreicht, was im Kontrakt fixiert ist, sollte ihn jemand aus Dortmund nach Anderswo weglocken wollen.

Gespielt wird wie einst beim Julius im alten Rom das Gladiatoren-Monopoly. Allerdings mit dem nicht zu unterschätzenden Fortschritt, dass keiner mehr den Löwen zum Fraß vorgeworfen wird.

© SZ vom 31.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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