Michael Adam:Landrat Liebling

Ein 27-Jähriger Genosse lässt das etablierte SPD-Personal alt aussehen: Im Festzelt von Karpfham überrascht Landrat Michael Adam mit einem bemerkenswerten Auftritt - und bekommt ein Angebot von Spitzenkandidat Christian Ude.

Mike Szymanski

Eigentlich sollte es ja Christian Ude, 64, sein, der Münchner Oberbürgermeister und SPD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2013, der die Leute beim Karpfhamer Volksfest mit seiner Rede mitreißt.

Michael Adam , SPD Buergermeister Bodenmais

Nachwuchs und schon Altbürgermeister: Die SPD zeigt Michael Adam gerne her wie eine Trophäe.

(Foto: Rolf H. Seyboldt)

Aber die Niederbayern haben einen anderen Liebling an diesem Abend: Michael Adam. Sie sind vom neuen Landrat von Regen verzückt - einem erst 27 Jahre alten Politiker. Eigentlich müsste man ihn zum Nachwuchs der SPD zählen, aber das fällt schwer bei einem Mann, dem von der Bayerwald-Gemeinde Bodenmais gerade erst der Titel Alt-Bürgermeister verliehen worden ist.

Es ist ein bemerkenswerter Auftritt, den Adam am Donnerstagabend hinlegt. Ihm steht das Begrüßungswort zu. Aber das reicht ihm, um die Hauptredner des Abends ein wenig in den Schatten zu stellen: Weder Bayerns SPD-Chef Florian Pronold noch das politische Schwergewicht Ude schaffen es, das Publikum so für sich zu gewinnen wie Adam in seiner kurzen Rede.

Er erzählt, wie stolz auch er sei, dass sich Niederbayern wirtschaftlich so prächtig entwickelt habe. Dies sei aber den Leuten zu verdanken, die teils weite Wege zur Arbeit auf sich nehmen würden, etwa zu BMW nach Dingolfing. 100 Kilometer zur Arbeit jeden Tag. "Wer macht das sonst?", fragt er in das Zelt und bekommt großen Applaus.

Es sei längst nicht alles so rosig wie von der Staatsregierung dargestellt. Und die vielen Bürgermeister vor Ort dürften nicht zu "Insolvenzverwaltern" werden, weil etwa Schulen auf dem Land schließen müssten. Am Pult steht einer, der sich mit den Problemen, die die Leute bewegen, wirklich auskennt. "Der macht eine gute Arbeit", sagt ein SPD-Mitglied im Publikum mit rotem Schal um den Hals.

Im Gespräch für Udes Schattenkabinett

Pronold als nächster Redner langweilt das Publikum eher, und Ude braucht immerhin eine gute Stunde, um zum Ende seiner Rede einigermaßen Stimmung aufkommen zu lassen.

Es ist gar nicht so lange her, da lief Adam noch wie ein unbedarfter Bub neben Landeschef Pronold zu Terminen der SPD. Pronold zeigt ihn gerne her wie eine Art Trophäe: Ein SPD-Politiker, dazu noch sehr jung, evangelisch und schwul, mischt die CSU im traditionell tiefschwarzen Niederbayern auf. Das gibt es nicht alle Tage.

Mittlerweile krempelt Adam die Ärmel hoch und hält Bierzeltreden ohne Manuskript, die selbst gestandene Rathauschefs nicht besser vortragen könnten, und lässt Pronold blass aussehen.

Auch SPD-Spitzenkandidat Ude hat Adams politisches Talent längst erkannt. Er hätte ihn gerne in seinem Wahlkampf-Team für 2013. Ude ist längst dabei, sein Schattenkabinett weiter zu formen, er will schließlich zeigen, dass er es mit dem Projekt Regierungsübernahme ernst meint. Den Philosophieprofessor Julian Nida-Rümelin beispielsweise würde er wohl gerne zum Wissenschafts- und Kunstminister machen. Für viele andere Politikbereiche, etwa der Wirtschaftspolitik, sucht er noch Personal, das der SPD-Politik ein Gesicht geben würde.

Wie Ude jetzt bestätigte, hat er auch mit Adam schon konkrete Gespräche geführt. "Ich habe mit ihm gesprochen, ob er sich die Landesebene vorstellen kann", sagt Ude. Aber Adam lehnte ab: 2008 Bürgermeister in Bodenmais, 2011 Landrat von Regen. Es sei zu früh für neue Aufgaben, sagt er zu seinen Plänen. Ein Wechsel in die Landespolitik komme nicht in Frage: "Definitiv nicht."

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