Schiffe, Eisenbahn und Kloster:Ungewöhnliche Einblicke

Unter dem Motto ´Naturstoff Holz` rückt der Tag des offenen Denkmals landkreisweit historische Holzbauten und Kunst in den Fokus: Schiffe, Eisenbahnen oder Klosterschätze.

Armin Greune

- "Naturstoff Holz": Das Motto des europaweiten Tags des offenen Denkmals umfasst nur vier Buchstaben, bietet aber eine Vielfalt thematischer Möglichkeiten für Führungen und Ausstellungen: Modelleisenbahnen, Modeln und Methusalem-Bäume stehen am kommenden Sonntag im Fünfseenland im Blickpunkt - aber auch historischer Holzbau und sakrale Kunstwerke.

Utting BSV Bordfest

Der alte Raddampfer `Andechs`dient der Segelvereinigung seit 1956 als Clubheim. Am Sonntag ist das Schiff ausnahmsweise der Öffentlichkeit zugänglich. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Losgelöst vom Schwerpunktthema wird in einer kleinen Ausstellung das 100-jährigen Bestehen der Lourdes-Grotte in Unterbrunn gewürdigt. Von 14 Uhr an sind außerdem im Geigerhof an der Kirchstraße alte Postkarten von Gautinger Ortsteilen und Filme aus dem Archiv zu sehen.

In Inning wird ein historischer Spaziergang angeboten: Der Verein Heimatgeschichte lädt wie stets am Tag des Denkmals zu einer Tour entlang der "Spuren der Inninger Geschichte" ein. Heuer allerdings sind wegen der 1100-Jahr-Feiern die Häuser entlang dem Weg mit Fahnen geschmückt, die von der Historie der Häuser und ihren Bewohnern erzählen. Gestartet wird um 10 Uhr beim Rathaus. Stationen auf dem etwa zweistündigen Rundgang sind unter anderem der Inninger Bach, die merowingische Ausgrabungsstätte, die Friedhofsmauer und die Reinpoldsche Gruftkapelle. Zum Abschluss wird die Kirche St. Johann Baptist besichtigt.

In Herrsching öffnet der Archäologische Park beim Friedhof am östlichen Ortsrand von 10 bis 17 Uhr seine Pforten. In der Adelskirche wird eine völlig neu konzipierte Ausstellungen zur Frühgeschichte des Orts gezeigt: Die Texttafeln zur Bajuwaren- und Römerzeit hat eine Arbeitsgruppe des Vereins für Archäologie und Geschichte in den vergangenen zwei Jahren zusammengestellt. In einer Vitrine werden Funde aus dem verschollenen Weiher Ramsee präsentiert. Den ganzen Tag über stellt die Gruppe "Der Uhl zu Wilhaim" das frühe Mittelalter dar und vor: In zeitgenössischen Gewändern berichten Gerald Uhl und seine Freunde von Kultur und Handwerkskunst am Ende der Bajuwarenepoche. Um 15 Uhr erzählt Astrid Brüggemann von der Münchner Kulturbühne "Wortschatz" Sagen aus der Zeit Herzogs Tassilo III.

Wie immer an Sommersonntagen sind am Westufer des Ammersees der Dießener Schackypark (11 bis 18 Uhr, stündliche Führungen) und die Gasteiger-Villa in Holzhausen (13 bis 17 Uhr, Führungen nach Bedarf) geöffnet. Den Park neben der Villa stellt Ramsar-Gebietsbetreuer Franz Wimmer um 14, 15 und 16 Uhr vor, die "Mobile Umweltschule" informiert spielerisch über das Leben in den Gewässern beim Gasteigerhaus.

Im Erholungsgebiet nördlich von Utting können ausnahmsweise zwei Schiffe der Bayerischen Seglervereinigung besichtigt werden: Der Schaufelraddampfer "Andechs", ein ehemaliges Fahrgastschiff, das seit 1956 als Clubheim dient und der Kreuzer "Condor", eine 45 Quadratmeter-Holzyacht, die heuer den 100. Geburtstag feiert. Beide mobile Denkmale sind zu den Führungen um 10, 13 und 16 Uhr geöffnet.

Der Arbeitskreis Dießener Heimatforscher hat für den Sonntag zwei Ausstellungen organisiert, die zum Thema "Holz" passen: Von 13 bis 17 Uhr werden im Speicher der Carl-Orff-Volksschule die "Keil'sche Eisenbahn" und die "Modelsammlung Spitzenberger" gezeigt. Letztere umfasst 135 Hohlformen von sechs Dießener Lebzeltern und Wachsziehern, die meisten sind aus Birnbaumholz gefertigt. Die Modelleisenbahn hat der Dießener Schreiner Rudolf Keil in jahrzehntelanger Arbeit aufgebaut und dabei so viel Holz wie möglich verwendet.

Auch im Kloster Andechs wird am Sonntag bei Führungen besonderes Gewicht auf das Leitthema gelegt: Eine Holzkonstruktion trägt den Turmhelm der Wallfahrtskirche; das Gehäuse der Barockorgel, der Reliquienschrein und einen großen Teil der Ausstattung haben Handwerker und Künstler aus Holz hergestellt. Ein Zimmerer wird im Kirchturm über seinen Beruf informieren. Das Kloster öffnet von 10 bis 17 Uhr seine Tore, die Fürstenräume sind von 11.30 bis 15 Uhr zu besichtigen. Außerdem werden Führungen durch die Brauerei, die Brennerei und den Kräutergarten angeboten. Vor dem Pfarrhof ist ein Büchermarkt aufgebaut.

Ein kleiner Adelssitz in Privateigentum steht am Sonntag im Tutzinger Gemeindeteil Rößlberg von 11 bis 18 Uhr offen. Das Schlösschen mit Krüppelwalmdach hat einen mächtigen, mehrgeschossigen Holzdachstuhl mit Turmaufsatz, der nach einem Brand 1698 errichtet wurde. Eigentümer und Architekt führen um 11, 14 und 16 Uhr durch das Anwesen, das von Unterhirschberg an der Bundesstraße 2 oder von Diemendorf aus zu erreichen ist. Ein ähnlich altes Holzblockhaus ist in Bernried zu sehen: Am Hopfgarten 1 zeigen Ursula und Michael Kröninger die Fortschritte ihrer Sanierungsarbeiten am 1681 errichteten Gebäude: Führungen finden um 10, 11, 13 und 14 Uhr statt.

In Bernried ist der Fortgang der Renovierung von St. Martin zu besichtigen: Der Messner führt um 10.30, 13 und 15 Uhr auf den Turm der Pfarrkirche. Das Projekt "Bernrieder Vorsprung" widmet sich den Naturschätzen der Gemeinde und somit dem lebendem Holz: Am Tag des offenen Denkmals stellt der Gautinger Mykologe Peter Karasch um 14 Uhr Pilze an alten Bäumen vor, die Teilnehmer treffen sich um 14 Uhr an der Klosterpforte. Die "Methusalem-Bäume" im Bernrieder Park präsentiert Karl-Otto Kullmann , Treffpunkt für die Tour ist um 17 Uhr das Feuerwehrhaus.

Mit dem lebendem Holz befasst sich auch der Pöckinger Wilhelm Seerieder: Der Leiter des Staatsforstbetriebs München erläutert am Sonntag die Bedeutung des Forstenrieder Parks für Holzerzeugung und Erholung. Die Führung startet um 11 Uhr am Gatter bei Unterdill und dauert eineinhalb Stunden.

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