TSG Hoffenheim stürzt tiefer in die Krise:Der schlimme Tag des Tim Wiese

Als die TSG Hoffenheim gerade dabei ist, an den ersten Punkt in dieser Saison zu glauben, taucht Torwart Tim Wiese zweimal durch Flanken durch. Dadurch gewinnt der SC Freiburg das torreichste Spiel der Saison, die Hoffenheimer bleiben am Tabellenende. Dort steckt auch der HSV fest: Rückkehrer Rafael van der Vaart kann den Klub nicht vor einer Niederlage gegen Frankfurt bewahren.

Fußball-Bundesligist 1899 Hoffenheim rutscht auch durch einige Patzer von Torhüter Tim Wiese immer tiefer in die Krise - die Luft für Trainer Markus Babbel wird nach der vierten Pflichtspielniederlage in dieser Saison (drei in der Bundesliga, eine im Pokal) immer dünner. Die mit großen Zielen in die Saison gestarteten Kraichgauer unterlagen beim SC Freiburg in einer torreichen und turbulenten Begegnung mit 3:5 (1:2) und bleiben nach der saisonübergreifend siebten Schlappe ohne Punkt auf dem letzten Platz.

SC Freiburg - TSG 1899 Hoffenheim

Tim Wiese, von sich selbst erschüttert.

(Foto: dpa)

Der Nationaltorhüter Wiese leistete sich zunächst beim dritten Gegentreffer durch Fallou Diagne (68.) einen schweren Fehler, als er einen Eckball unterlief. Beim vorentscheidenden 3:4 durch Cedric Makiadi sah der Schlussmann erneut nicht gut aus (84.). Bei einer Hereingabe verschätzte sich Wiese abermals, Makiadi traf aus kurzer Distanz ins Netz.

Dabei sah es im badischen Derby vor 22.800 Zuschauern erst nach der von Hoffenheim heraufbeschworenen Wiedergutmachung aus. Matthieu Delpierre sorgte für einen Blitzstart (2.), der den Gästen aber keine Sicherheit gab. Die Gastgeber ließen sich vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw nicht beeindrucken und drehten das Spiel durch Karim Guede (9.) und Max Kruse (27.) völlig verdient noch vor der Pause. Nach dem Ausgleich durch den zur Pause eingewechselten Boris Vukcevic (57.) nutzte Innenverteidiger Diagne Wieses Aussetzer zu seinem ersten Saisontreffer. Der vom FC Bayern nach Hoffenheim abgegebene Japaner Takashi Usami (76.) glich für die Gäste zwar aus, doch Makiadi und Sebastian Freis (87.) sorgten mit ihren Treffern in der Schlussphase für den ersten Saisonerfolg der Freiburger.

Hoffenheim offenbarte erneut viele Unkonzentriertheiten und Abstimmungsschwächen. Babbel hatte mit drei Wechseln versucht, für die Wende nach dem 0:4-Debakel gegen Frankfurt zu sorgen - die Maßnahmen verpufften wirkungslos. Hoffenheim hat nun schon elf Gegentreffer in drei Bundesligaspielen kassiert.

Freiburg hingegen bleibt unter Trainer Christian Streich nach zehn Spielen im heimischen Stadion weiter ungeschlagen und befreite sich aus der unteren Tabellenhälfte. Streichs Mannschaft spielte mutig nach vorne und versuchte immer wieder, über die Flügel Wiese im Hoffenheimer Tor in Bedrängnis zu bringen.

Guede belohnte beim 1:1 die Offensivbemühungen der Hausherren per Abstauber nach einer Hereingabe des herausragenden Kruse. Zehn Minuten später sorgte dieser selbst per Kopf für die Führung. Fünf Minuten vor dem Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Felix Zwayer konnte sich Babbel zudem bei Wiese bedanken, der mit einer Glanztat den Schuss von Guede entschärfte.

Die Leidenschaft und der Kampfgeist der Freiburger setzten sich in der turbulenten zweiten Halbzeit durch. Und damit hat Trainer Babbel seit seinem Amtsantritt in Hoffenheim am 10. Februar nur vier Siege geschafft. Mäzen Dietmar Hopp hatte noch vor dem Spiel festgestellt: "Wir haben volles Vertrauen in Markus Babbel."

HSV-Krise trotz van der Vaart

Auch Hoffnungsträger Rafael van der Vaart hat den freien Fall des Hamburger SV nicht gestoppt: Beim Comeback des Niederländers nach vier Jahren und vier Monaten in der Fußball-Bundesliga unterlag der weiter punktlose HSV bei Eintracht Frankfurt mit 2:3 (1:2) und liegt weiterhin auf einem direkten Abstiegsplatz.

Occean and Aigner of Eintracht Frankfurt challenge der Vaart of HSV Hamburg during their German first division Bundesliga soccer match in Frankfurt

Kein Wundermittel gegen das Verlieren: HSV-Rückkehrer Rafael van der Vaart (mi.).

(Foto: Reuters)

Takashi Inui (13.), Olivier Occean (18.) und Stefan Aigner (52.) profitierten vor 51.500 Zuschauern in der ausverkauften WM-Arena bei ihren Treffern von groben Abwehrfehlern der Hanseaten. Heiko Westermann (45.) und Heung-Min Song (63.) erzielten die ersten Saisontore der Gäste. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit sah der Hamburger Petr Jiracek nach einem groben Foulspiel zudem die Rote Karte. Die Eintracht setzte hingegen mit ihrem ersten Bundesligaerfolg gegen die Hamburger nach zuletzt sieben erfolglosen Versuchen ihren Traumstart mit nun drei Siegen in Folge fort und rückte wieder auf den zweiten Tabellenplatz hinter Rekordmeister Bayern München vor.

Angetrieben von einem starken Inui spielten die Hessen von Beginn an mutig nach vorne. Der Japaner vergab auch die erste Torchance der Partie (2.). Im Gegenzug hatte van der Vaart, der für 13 Millionen Euro von Tottenham Hotspur zu den Norddeutschen zurückgekehrt war, seinen ersten Auftritt. Doch sein Weitschuss stellte den starken Eintracht-Keeper Kevin Trapp vor keine Probleme. Auf der Gegenseite nutzte Inui einen Abwehrfehler von Rechtsverteidiger Jeffrey Bruma und schlenzte den Ball zur Führung ins Netz.

Kurz darauf zeigte van der Vaart seine Klasse, als Trapp einen Freistoß des Niederländers nur mit Mühe über die Latte lenkte (15.). Doch Frankfurt blieb die bessere Mannschaft und spielte schwungvoll nach vorne. Zudem zeigte sich der Aufsteiger cleverer im Abschluss. Occean profitierte bei seinem Treffer nach einem Eckball erneut von der kollektiven Verwirrung in der Hintermannschaft des HSV. Nach rund einer halben Stunde erlöste HSV-Trainer Thorsten Fink den überforderten Verteidiger Michael Mancienne und brachte Dennis Diekmeier in die Partie, der für den fehlerhaften Bruma rechts in die Viererkette rückte. Am Spielverlauf änderte sich zunächst wenig. Alex Meier hatte den dritten Eintracht-Treffer auf dem Fuß (43.).

Wie aus dem Nichts kam der HSV dann zurück in die Partie. Westermann traf kurz vor dem Seitenwechsel nach einem Eckball zum Anschluss. Doch nur Sekunden später mussten die Hanseaten den nächsten Nackenschlag einstecken. Jiracek sah nach einem groben Foulspiel die Rote Karte. Zudem schickte Schiedsrichter Wolfgang Start (Ergolding) HSV-Coach Fink wegen Meckerns auf die Tribüne.

Auch im zweiten Durchgang änderte sich am Spielverlauf wenig. Die Hamburger waren kaum zu sehen, die Hessen dominierten die Partie mit viel Ballbesitz. Der dritte Eintracht-Treffer durch Aigner war nur folgerichtig. Danach spielte die Eintracht wie aufgedreht, verpasste es aber mit einem weiteren Treffer für die Vorentscheidung zu sorgen. So machte Son die Partie mit seinem Treffer wieder spannend. In der 74. Minute vergab Diekmeier die Riesenchance zum Ausgleich, als er freistehend an Trapp scheiterte. Insgesamt bot der HSV aber zu wenig. Van der Vaart war im zweiten Durchgang bis auf seine Vorlage zum 2:3 untergetaucht. Beste Akteure einer starken Eintracht waren die Torschützen Inui und Aigner, sowie Torhüter Trapp. Bei den Hamburgern überzeugten mit Abstrichen Son und Neuzugang Milan Badelj.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: