Hannover 96 in der Fußball-Bundesliga:Der heimlichste Verfolger

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Stuttgart? Wolfsburg? Leverkusen? Nein, Hannover 96 hat sich nach drei Spieltagen in der Tabelle zwischen Bayern, Dortmund und Schalke hineingeschlichen. Und das dürfte mehr sein als nur eine Anfangslaune der Saison. Dabei würden sich die entscheidenden Personen von Herzen gerne aus dem Weg gehen.

Christof Kneer

Der VfB Stuttgart hat kein Tor geschossen am Wochenende, der VfL Wolfsburg auch nicht. Der VfB Stuttgart hat seinen gesperrten Spitzenstürmer Ibisevic vermisst, der VfL Wolfsburg hat gemerkt, dass er offenbar keinen Spitzenstürmer besitzt.

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Falls es jemand vergessen hat: Der VfB und der VfL waren die letzten Bundesliga-Meister, die nicht Borussia Dortmund oder Bayern München hießen. An beiden Vereinen kann man nicht nur sehr schön erkennen, dass Erfolg ein wunderbarer Anlass ist, um Fehler zu machen. Beide Vereine stehen auch stellvertretend für eine Liga, die Tabellentipper zur Verzweiflung treibt.

Bayern, Dortmund und Schalke konnte man vor Beginn der Saison risikofrei nach oben tippen, Düsseldorf, Fürth, Augsburg tendenziell eher nach unten - aber dann? Werden Stuttgart und Wolfsburg eher Vierter oder Vierzehnter? Und was ist mit Leverkusen, Hoffenheim, Bremen, Mönchengladbach? Das vermeintliche Verfolgerfeld ist so groß, dass es aus Gründen mathematischer Logik auch Abstiegskandidaten enthalten muss. Nicht mal in einer Liga, die sich als Premium Produkt vermarkten lässt, können sechs Klubs Sechster werden.

Hannover 96 hat drei Tore geschossen am Wochenende, vier am Wochenende davor, und am ersten Spieltag immerhin zwei. Dass sich die Niedersachsen in der Tabelle zwischen Bayern, Dortmund und Schalke hineingeschlichen haben, dürfte mehr sein als nur eine Anfangslaune der Saison.

Anders als Stuttgart, Wolfsburg, Leverkusen, Hoffenheim, Bremen, Gladbach u.a. besitzen die Hannoveraner fünf Spieler, die an guten Tagen als Topstürmer durchgehen (Abdellaoue, Ya Konan, Schlaudraff, Sobiech, Diouf); daran erweist sich einmal mehr die kleine, aber feine Personalpolitik dieses Klubs, der die Stuttgarts und Wolfsburgs auch perspektivisch überholt hat und es zum heimlichsten Verfolger der drei Champions-League-Teilnehmer gebracht hat. Nun, da 96 in der Lage zu sein scheint, selbst mäßige Spiele zu gewinnen, deutet einiges darauf hin, als könne diese zurzeit so undefinierte Liga eine stabile Kraft oben willkommen heißen.

Es macht den Charme dieser Erfolgsgeschichte aus, dass das Handwerk sich die handelnden Person untertan gemacht hat. Der geschmeidige Fußballverkäufer Mirko Slomka und der eckige Branchenskeptiker Jörg Schmadtke würden sich gerne von Herzen aus dem Weg gehen, aber ihre Qualitäten (Spielerentdeckung/Schmadtke plus Spielerentwicklung/Slomka) ergänzen sich leider so gut, dass der Manager Schmadtke mit dem Trainer Slomka gerade über eine Vertragsverlängerung verhandeln muss.

© SZ vom 17.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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