Jenny Elvers im NDR:Draufgehalten

"Lall-Auftritt" nennt die Boulevardpresse das, was Jenny Elvers-Elbertzhagen zuletzt im Fernsehen ablieferte. Jetzt ist von Alkoholproblemen und einer Entziehungskur die Rede. Die eigentliche Frage ist jedoch: Was hat den NDR zu dieser schlimmen voyeuristischen Entgleisung getrieben?

Marc Felix Serrao

Inzwischen hat vermutlich das halbe Land die NDR-Sendung Das! vom Montagabend gesehen. Nicht, weil die Sendung so toll war, nicht, weil die Bild-Zeitung sie zur Titelgeschichte gemacht hat, sondern weil sie seitdem mit einer viralen Wucht durchs Netz jagt, wie es sich der öffentlich-rechtliche Sender nicht hätte ausmalen können.

Jenny Elvers-Elbertzhagen NDR

Will sich nach ihrem NDR-Auftritt jetzt in eine Entziehungsklinik begeben: Jenny Elvers-Elbertzhagen. (Foto vom 06.07.12)

(Foto: dapd)

Zu sehen war und ist die Schauspielerin Jenny Elvers-Elbertzhagen, die über ihre Arbeit als Schmuckdesignerin erzählt. Es geht der 40-Jährigen, vorsichtig ausgedrückt, nicht gut. Sie ist in dem Beitrag so fahrig, dass es schwerfällt, ihr länger als ein paar Sekunden zuzuschauen. "Lall-Auftritt", höhnte die Bild und zitierte ihren Mann Götz Elbertzhagen, dass seine Frau "ohne Frage ein Alkoholproblem" habe, das sie nun behandeln lasse.

Und der NDR? Erklärt, dass sein Gast "erst kurz vor Beginn der Sendung" ins Studio gekommen sei. "In der knappen Zeitspanne war nicht abzusehen, dass es ihr nicht gut ging und das Live-Gespräch schwierig werden könnte". Zum Glück habe die Moderatorin, Bettina Tietjen, die Situation dann "sehr gut aufgefangen". So kann man das natürlich sehen - wenn das Unglück schon passiert ist.

Man kann dem Sender aber auch vorwerfen, dass er eine der schlimmsten voyeuristischen Entgleisungen des Jahres produziert hat. Wer die Sendung gesehen hat, kann sich nur schwer vorstellen, dass Frau Elvers-Elbertzhagen in den Minuten vor ihrem Auftritt so viel anders gewirkt hat als vor der Kamera.

Und selbst wenn: Dieses Interview hätte man unterbrechen können - mit dem schlichten Hinweis darauf, dass es dem Gast nicht gut geht. Ihn stattdessen in einer 45 Minuten langen Sendung vorzuführen, ist unverantwortlich. Daran ändert auch die späte Bitte des NDR an Youtube nichts, Kopien des Videos zu entfernen.

Bleibt Bettina Tietjen, die ach so umsichtige Gastgeberin. Als ihr völlig neben sich stehender Gast ein Glas umstößt, besitzt die Moderatorin allen Ernstes die Frechheit zu sagen: "Wir schenken gleich nach - Wasser natürlich!" Was soll man dazu sagen? Es wäre nur ein schlechter Witz, wenn er nicht so niederträchtig wäre.

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