Weltweiter Aufruhr wegen Mohammed-Darstellungen:Mindestens 19 Tote bei Protesten in Pakistan

Eskalation nach den Freitagsgebeten in pakistanischen Großstädten: Bei Protesten gegen die Darstellung des Propheten Mohammed in einem Film und in Karikaturen sind mindestens 19 Menschen ums Leben gekommen, andere Quellen sprechen von mindestens 23 Toten.

Wieder Tote und Verletzte am Tag der Freitagsgebete: Ein Anti-Islam-Video aus den USA und französische Mohammed-Karikaturen haben in der islamischen Welt erneut Massenproteste und blutige Unruhen provoziert. In Pakistan, wo Zehntausende Muslime auf die Straße gingen, eskalierte die Gewalt trotz scharfer Sicherheitsvorkehrungen. Mindestens 19 Menschen starben, Hunderte wurden verletzt.

Weltweiter Aufruhr wegen Mohammed-Darstellungen: Straßenschlachten, brennende Häuser und Autos: Pakistanische Demonstranten demonstrieren in Karatschi gegen die USA.

Straßenschlachten, brennende Häuser und Autos: Pakistanische Demonstranten demonstrieren in Karatschi gegen die USA.

(Foto: AFP)

Bei den mit Abstand schlimmsten Ausschreitungen in Pakistan starben in der Hafenstadt Karatschi nach offiziellen Informationen mindestens zwölf Menschen, darunter drei Polizisten. Allein dort wurden 80 Menschen verletzt. In Karatschi waren nach Polizeiangaben mehr als 20.000 Menschen auf der Straße. Im nördlichen Peschawar gab es nach Angaben des Rettungsdienstes vier Tote. Auch ein Mitarbeiter eines Fernsehsenders kam ums Leben.

In der Hauptstadt Islamabad gelang es der Polizei erst gegen Abend, die aufgebrachte Menge unter Kontrolle zu bringen. Zuvor hatten nach Medienberichten Hunderte Muslime Absperrungen rund um das Regierungsviertel durchbrochen. In dem Bereich liegen in einem zusätzlich gesicherten Areal auch westliche Botschaften. Zahlreiche Polizisten und Demonstranten seien verletzt worden. Innenminister Rehman Mailk erklärte, die Armee stünde zum Eingreifen bereit.

Im ostpakistanischen Lahore lieferten sich Demonstranten in der Nähe des US-Konsulats Straßenschlachten mit Sicherheitskräften. Die Kommunikation im Land war schwierig, weil die Regierung in 15 großen Städten zeitweise den Mobilfunkservice ausgesetzt hatte.

Obama betont religiöse Toleranz der USA

Die Wut der Massen entzündet sich an einem laienhaft produzierten Video aus den USA, das den Propheten Mohammed verunglimpft. Seit eineinhalb Wochen kommt es in islamischen Ländern rund um den Globus zu Massenprotesten mit etlichen Toten. Der explosiven Lage zum Trotz veröffentlichte das Pariser Satiremagazin Charlie Hebdo seitenweise Mohammed-Karikaturen.

Die USA bemühten sich um Deeskalation. Präsident Barack Obama und Außenministerin Hillary Clinton distanzierten sich im pakistanischen Fernsehen von dem Schmähfilm. Übertragen von sieben Sendern sagte Obama, die Vereinigten Staaten seien ein Land, das alle Glaubensrichtungen akzeptiere. Clinton betonte, ihr Land habe mit dem Video nichts zu tun. Für die TV-Sendezeit gab die US-Regierung umgerechnet mehr als 50 000 Euro aus.

Pakistans Premierminister Raja Pervez Ashraf hatte den Freitag zum landesweiten Feiertag zu Ehren des Propheten Mohammed erklärt. Zahlreiche politische und religiöse Gruppen hatten zuvor zu Protesten nach den Freitagsgebeten aufgerufen. Das Anti-Islam-Video sei die "schlimmste Art von Bigotterie", sagte Ashraf.

Gleichzeitig forderte er die internationale Gemeinschaft auf, Wege zu finden, um Äußerungen zu verbieten, die "Hass schüren und die Saat der Zwietracht säen". Der Sprecher der UN-Kommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, kritisierte die Mohammed-Karikaturen und das Anti-Islam-Video als boshaft und bewusst provozierend, verurteilte aber die Gewalt.

In Ägypten konnte die radikale Salafisten-Bewegung nicht die Massen für ihre Proteste gegen die Mohammed-Karikaturen mobilisieren. Eine Gruppe von etwa 70 Männern sei zur französischen Botschaft in Kairo marschiert, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Groß war der Andrang dagegen bei einer Protestaktion der libanesischen Schiiten-Bewegung Hisbollah. Tausende Anhängern marschierten unter dem Motto "Wir werden zu diesen Beleidigungen der Religion nicht schweigen", durch die libanesische Stadt Baalbeck.

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