Übermaltes Jesus-Fresko in Borja:Spanische Rentnerin fordert Tantiemen

Tausende Touristen strömten in den spanischen Ort Borja, nachdem Cecilia Giménez ein Jesus-Fresko aus dem 19. Jahrhundert verhunzt hatte. Die Rentnerin musste viel Spott und Häme ertragen - und fordert nun ihren Anteil an den Gewinnen. Ihr Anwalt beruft sich auf das Urheberrecht.

Caspar Schlenk

Seit die spanische Rentnerin Cecilia Giménez Mitte August ein Jesus-Fresko übermalte, schaut die ganze Welt auf die 5000-Einwohner-Ortschaft. Giménez hatte kurzerhand in der örtlichen Kirche einen verblassten Jesus mit Dornenkrone aus dem 19. Jahrhundert "restauriert" - manche würden sagen stümperhaft. Das Bild gleiche nun einem "haarigen Affen", lästern sie. Der Jesus wurde zum Internetgag, Tausende Touristen pilgern seitdem in die Kleinstadt, der Billigflieger Ryanair hat seine Flüge zum benachbarten Flughafen aufgestockt.

Übermaltes Jesus-Fresko in Borja: Vier Euro Eintritt bezahlen die Schaulustigen, um sich über das misslungene Kunstwerk zu amüsieren - mehrere tausend Euro soll die Kirchengemeinde bereits eingesammelt haben.

Vier Euro Eintritt bezahlen die Schaulustigen, um sich über das misslungene Kunstwerk zu amüsieren - mehrere tausend Euro soll die Kirchengemeinde bereits eingesammelt haben.

(Foto: AP)

Die 80-jährige Giménez fordert nun für ihr Kunstwerk einen Gewinnbeteiligung. Das berichtet die britische Zeitung The Guardian. Der Anwalt der Rentnerin, Enrique Trebolle, beruft sich dabei auf das Urheberrecht. Giménez wolle das Geld einer Organisation spenden, die Menschen mit Muskelschwund hilft, sagte Trebolle. Ihr eigener Sohn leidet an der Krankheit.

Vier Euro Eintritt bezahlen die Schaulustigen, um sich über das misslungene Kunstwerk zu amüsieren - mehrere tausend Euro soll die Kirchengemeinde bereits eingesammelt haben. Trotz des großen Ansturms will die Kirche die Übermalung der Rentnerin wieder entfernen. Der Leiter der örtlichen Kulturbehörde, Juan Maria Ojeda, hatte Mitte August gesagt, die Dame wolle sich bald mit Experten treffen, um mitzuteilen, welche Farben sie benutzt habe. Zur Not wolle man sogar ein Foto über das zerstörte Fresko hängen, so Ojeda.

Die Erben des 1934 verstorbenen Malers Elías García Martínez drängen ebenfalls auf eine Wiederherstellung des Freskos. Sie behalten es sich vor, rechtliche Schritte gegen die Hobby-Malerin einzuleiten. Erst vor Kurzem hat der Enkel des Künstlers dem örtlichen Zentrum für die Erhaltung von Kunstwerken eine großzügige Spende zukommen lassen. Die Restaurierung sollte bald beginnen. Doch dann kam Cecilia Giménez dazwischen.

Mehrere tausend Internetnutzer wollen nun mit einer Online-Petition verhindern, dass die Kunst der Rentnerin wieder verschwindet. Giménez selbst sagt, sie habe "spontan und mit guten Absichten" gehandelt.

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