Protest gegen antimuslimische Plakate in New York:"Sieh her, Amerika"

Mit greller Farbe besprüht oder mit Wörtern wie "Rassist" oder "Hassrede" überklebt: Nach den Unruhen in der muslimischen Welt wehren sich in New York Aktivisten gegen eine Plakataktion, die Muslime mit "Wilden" gleichsetzt. Eine Journalistin wurde nun verhaftet.

Mona Eltahawy hat kaum mit ihrer Spraydose losgesprüht, da schiebt sich plötzlich eine Frau mit Videokamera direkt vor sie: "Glauben Sie, Sie haben das Recht das zu tun?", fragt sie. "Ja, das ist genauso Meinungsfreiheit wie das da Meinungsfreiheit ist", sagt sie ruhig und zeigt auf das Plakat vor ihr. Darauf steht: "Unterstützt in jedem Krieg zwischen dem zivilisierten Menschen und den Wilden den zivilisierten Menschen. Unterstützt Israel, besiegt den Dschihad." Die weiße Schrift hat sich durch den Farbstrahl aus Eltahawys Spraydose leicht rosa verfärbt.

Protest gegen antimuslimische Plakate in New York: In zehn New Yorker U-Bahnstationen hängen Plakate auf denen von "Dschihad" und "Wilden" zu lesen ist. Die städtische Verkehrsbehörde hatte versucht, sich gegen das Aufhängen zu wehren - ohne Erfolg.

In zehn New Yorker U-Bahnstationen hängen Plakate auf denen von "Dschihad" und "Wilden" zu lesen ist. Die städtische Verkehrsbehörde hatte versucht, sich gegen das Aufhängen zu wehren - ohne Erfolg.

(Foto: AFP)

Als die muslimische Welt wegen eines in den USA produzierten Schmähfilms gegen den Propheten Mohammed in Aufruhr geriet, startete in New York eine Plakataktion, in der Muslime mit "Wilden" gleichgesetzt werden. Urheberin ist die rechtskonservative Bloggerin Pamela Gellar. Sie betont immer wieder, dass sich die Kampagne nicht allgemein gegen Muslime richtet. Dennoch hatte sie die Erlaubnis zum Aufhängen der Plakate in zehn New Yorker U-Bahnstationen gerichtlich einklagen müssen, da die städtische Verkehrsbehörde die Aktion mit der Begründung abgelehnt hatte, dass Muslime auf den Postern erniedrigt würden.

Nun wehren sich die New Yorker selbst. Prominentestes Beispiel ist die ägyptischstämmige Journalistin und Aktivistin Mona Eltahawy. "Richtig so, verteidigen Sie Rassismus", sagt sie wütend zu der Frau, die sich ihr in den Weg stellt. In einem Video ist zu sehen, wie Eltahawy versucht, um sie herum zu sprühen. Plötzlich tauchen zwei Polizisten auf und nehmen die 45-Jährige fest. "Dies ist ein gewaltfreier Protest. Sieh her, Amerika!", ruft Eltahawy als ihr Handschellen angelegt werden. Auf Twitter schreibt sie, dass sie über Nacht im Gefängnis bleiben musste.

Im Gegensatz zu Mona Eltahawy sind andere Aktionen gegen die Plakate bisher niemandem zuzuordnen. Wie die Internetseite Metro berichtet, wurden mehrere Poster mit Aufklebern, auf denen "Rassist" oder "Hassrede" steht, überklebt. Pamela Gellar zeigt sich wenig überrascht. "Das sind linke Verbrecher und islamische Spinner, die unsere Freiheit auf freie Rede beschneiden wollen", sagte sie Metro. Die verunstalteten Plakate sollen ersetzt werden.

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