VfB Stuttgart im Stimmungstief:Wir können alles - außer Fußball

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0:3 gegen Hoffenheim, Platz 17 in der Fußball-Bundesliga: Der VfB-Präsident Gerd E. Mäuser spricht vom "Stuttgarter Weg" als eigene Klub-Philosophie, doch das löst längst mehr Häme als Begeisterung aus. Es propagiert einen Markenkern, der mit der Realität beim VfB kaum noch etwas zu tun hat.

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Der VfB-Präsident Gerd E. Mäuser war früher mal bei Porsche fürs Marketing zuständig, da weiß er natürlich, dass Emotionen wichtig sind, um ein Produkt an die Leute zu bringen. Emotionen und gute Slogans. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Mäuser auch für seinen Fußballklub mit einem griffigen Spruch um Sponsoren wirbt: Mäuser spricht vom "Stuttgarter Weg". Das soll nach eigener Philosophie klingen, nach regionaler Verankerung. Nach: Wir hier beim VfB machen die Dinge ein bisschen anders als die Anderen.

Spätestens nach dem grotesken 0:3 gegen Hoffenheim dürfen sie sich in Stuttgart wenigstens in dieser Hinsicht bestätigt fühlen: Sie machen die Dinge tatsächlich ein bisschen anders. Dermaßen anders sogar, dass Gerd E. Mäuser, quasi in regionaler Tradition, bald auch mit diesem Slogan werben könnte: Wir können alles. Außer Fußball.

Enttäuscht, aber dankbar für die Unterstützung: Die Stuttgarter Mannschaft bedankt sich nach dem Spiel gegen Hoffenheim bei den Fans.  (Foto: dpa)

Das Gerede vom Stuttgarter Weg löst am Neckar auch deshalb längst mehr Häme als Begeisterung aus, weil es einen Markenkern propagiert, der mit der Realität beim VfB kaum noch etwas zu tun hat. Der Stuttgarter Weg sollte eigentlich aus folgenden Etappen bestehen: Ausbildung und Förderung von einheimischen Talenten. Integration dieser Talente in die erste Mannschaft.

Neu ist das nicht unbedingt, anderswo nennt man diese vergleichsweise kostengünstige Weiterentwicklung einer Klubs aus sich selbst heraus: Aus der Not eine Tugend machen. Ein Verein erkennt, dass ihn das ewige Kaufen und Verkaufen von Fußball-Söldnern bloß immer ärmer macht - also besinnt er sich auf seine Substanz. Dagegen ist wenig zu sagen.

In Stuttgart sieht es allerdings so aus, als hätten die Verantwortlichen aus der Not keine Tugend gemacht - sondern bloß noch mehr Not. Der Präsident Mäuser hat im Sommer derart stur beim Budget geknausert, dass dem Manager Fredi Bobic selbst eine moderate Entwicklung des Kaders kaum möglich war. Gleichzeitig hat der Trainer Bruno Labbadia keinesfalls jene Leidenschaft für die Jugend entwickelt, die man qua Konzept von ihm verlangte - und nun ist sogar von der einst hoch gelobten VfB-Nachwuchsabteilung nicht mehr viel übrig.

So radikal wie im ersten Jahr des Präsidenten Gerd E. Mäuser hat man sogar beim VfB Stuttgart bisher selten den Holzweg beschritten.

© SZ vom 29.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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