Nach Abstimmung:Rettungsversuche für das Semesterticket

Trotz Zustimmung an zwei Universitäten ist die Einführung eines Semestertickets in München gescheitert. Der Wissenschaftsminister will das Projekt ohne die LMU durchsetzen.

Martin Thurau

Zweimal ja, einmal nein - formal ist damit die Initiative für ein Semesterticket gescheitert. Denn das Preisangebot der Münchner Verkehrsbetriebe für das verbilligte Fahrscheinabo für Studenten ist daran gekoppelt, dass sich alle drei großen Münchner Hochschulen beteiligen. Doch trotz des Neins der LMU-Studenten wollen alle Beteiligten das Ticket noch retten, unter anderem mit guten Vorschlägen für Zugeständnisse des jeweils anderen. Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) fordert die LMU und die Hochschule München auf, dem Beispiel der Technischen Universität (TU) zu folgen.

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(Foto: Foto: ales)

Deren Präsident, Wolfgang Herrmann, hat in Aussicht gestellt, 30 Euro des Sockelbetrages von 78,50 Euro, den jeder Student zu zahlen hätte, aus Studiengebühren zu finanzieren. Mit einem solchen Zuschuss dürfte, so Ude, die Zustimmung auch an der LMU sicher sein, an der eine dünne Mehrheit gegen das Ticket votiert hatte. Auch eine "Hilfe des Freistaats", zumindest für ein Jahr, hält Ude für denkbar. In Nordrhein-Westfalen zahle das Land jedes Jahr dafür 21Millionen Euro.

Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) befürwortet dagegen "nachdrücklich" den Vorschlag, das Ticket an der TU und der Hochschule München "als Pilotprojekt" einzuführen - zu den bisher vorgeschlagenen Konditionen. Diese sehen ein Zwei-Stufen-Modell vor: Alle Studenten bezahlen den Sockelbetrag, mit diesem Zwangsticket können sie aber nur abends und an Wochenenden im MVV-Gesamtnetz fahren. Wer das volle Abo will, zahlt 143,50 Euro zusätzlich - als insgesamt 222 Euro im Semester.

An der TU stimmten, wie berichtet, 82,5Prozent mit Ja, das ist bei einer Beteiligung von fast 65 Prozent sogar die Mehrheit aller Eingeschriebenen. An der Hochschule München klickten zwei Drittel auf den Ja-Button. Lediglich an der LMU, ausgerechnet der größten der drei, scheiterte die Initiative knapp mit 52 Prozent Nein-Stimmen. Insgesamt hatten an der über zwei Wochen laufenden Abstimmung 54 Prozent aller eingeschriebenen Studenten teilgenommen, über die drei Hochschulen gemittelt liegt die Zustimmung immerhin bei 62 Prozent.

Dass das Ja zum Ticket an der TU so deutlich ausfällt, hat weniger damit zu tun, dass die studentische Initiative von dort ausging. Vor allem haben die Studenten der auf die drei Standorte Innenstadt, Garching und Weihenstephan verteilten Hochschule im Schnitt die höchsten Fahrtkosten. Womöglich hatte auch die Absenkung des Sockelbetrages, die TU-Chef Herrmann in Aussicht gestellt hat, einen Effekt.

An der LMU, wo derzeit unter anderem gegen die Studiengebühren heftig protestiert wird, hat die Aussicht auf eine weitere Zwangsabgabe bei den Studenten womöglich Unwillen hervorgerufen. Sicher aber sei das Interesse am Ticket deswegen geringer, weil viele in der Innenstadt studierten und auch dort wohnten, sagt Vize-Präsident Sigmund Stintzing. Deswegen habe sich die Hochschulspitze schon im Vorfeld der Abstimmung "neutral" verhalten. Jetzt nehme sie das Votum der Studenten ernst und schließe sich der wenn auch knappen Mehrheit an, erklärt Stintzing mit Blick auf Udes Vorstoß.

Ob sich das Projekt Semesterticket noch retten lässt, ist unklar. Das Studentenwerk, so Sprecherin Anke van Kempen, schließt sich dem Wunsch der Studenten an, es doch an TU und Hochschule einzuführen. Die Verkehrsbetriebe verweisen darauf, dass das Projekt kostenneutral sein müsse. Falle der Beitrag von 45.000 LMU-Studenten weg, gehe die Kalkulation nicht mehr auf und das Semesterticket müsste erheblich teurer werden. TU-Präsident Herrmann erinnert indes daran, dass man neben den großen vielleicht auch einige der kleineren Hochschulen mit ins Boot nehmen könnte.

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