Bundesweiter Bildungsvergleich:Bayerns Grundschüler lernen am besten

Sie können am besten lesen, rechnen und zuhören: Bayerns Grundschüler hängen in einem bundesweiten Leistungsvergleich die Schulkinder aus den anderen Bundesländern ab. Während die Kinder aus den südlichen Bundesländern dominieren, haben die Grundschüler aus den Stadtstaaten große Probleme.

Bayerns Grundschüler können am besten lesen, rechnen und zuhören - und daraus auch die richtigen Schlüsse ziehen. Als leistungsstärkste Grundschüler folgen darauf die Kinder aus Sachsen und Sachsen-Anhalt. Dies zeigt der Bunderländer-Grundschulleistungsvergleich, den die Kultusministerkonferenz am Freitag vorstellt, wie die Nachrichtenagentur dpa vorab berichtet.

Erstklässler

Bayerns Grundschüler können am besten lesen und rechnen.

(Foto: Jonas Güttler/dpa)

In allen drei getesteten Disziplinen Lesen, Zuhören und Mathematik dominieren in der Spitzengruppe überwiegend Länder aus dem Süden Deutschlands. Danach folgt im Leistungsranking ein sehr breites Mittelfeld mit marginalen Punktunterschieden. Erhebliche Probleme in allen Bereichen haben dagegen die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg.

Für diesen innerdeutschen Grundschulleistungsvergleich wurden im vergangenen Jahr mehr als 30.000 Viertklässler an mehr als 1300 Grund- und Förderschulen getestet. Anders als bei den internationalen Schulleistungsstudien Pisa, Iglu und Timms wurden die Testaufgaben für den nationalen Vergleich allein aus den von den Kultusministern verabredeten neuen bundesweiten Bildungsstandards entwickelt. Sie beschreiben, was ein Schüler am Ende der jeweiligen Jahrgangsstufe können soll. Dabei wurde der Lernfortschritt in Punkten gemessen. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 500 Punkten.

Soziale Herkunft und Bildungserfolg hängen bundesweit zusammen

Dem Bericht zufolge liegen beim Lesen in der Spitzengruppe Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen dicht beieinander. Die Schlusslichter Hamburg, Berlin und Bremen liegen dagegen deutlich unter dem Bundesschnitt.

In der Mathematik bilden Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie Baden-Württemberg die Spitzengruppe. Klar unter dem Mittelwert liegen dagegen Brandenburg, Schleswig-Holstein und Hessen sowie die Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin.

Die Untersuchung bestätigt frühere Erkenntnisse, dass Jungen besser rechnen, die Mädchen dagegen besser lesen und schreiben können. Dies wird besonders bei der Orthografie deutlich. Dort sind die Mädchen den Jungen im Schnitt um 32 Punkte voraus - was dem Lernfortschritt von einem halben Schuljahr entspricht.

Herkunft beeinflusst Bildung

In allen Bundesländern zeigt sich erneut eine hohe Abhängigkeit von sozialer Herkunft und Bildungserfolg. Vergleichsweise geringe Unterschiede beim Lesen finden sich in Sachsen. In Mathematik gilt dies für Brandenburg - während in Bremen die Mathe-Leistungen der Schüler in einem besonders hohen Maß an die soziale Herkunft der Familien gekoppelt sind.

Die Schulforscher gingen auch der Frage nach, wie weit Kinder mit Migrationshintergrund in den Schulen gefördert werden. Grundschüler, deren beide Elternteile im Ausland geboren wurden, hinken im Bundesschnitt gegenüber deutschen Gleichaltrigen mit ihren Lese-Leistungen ein Schuljahr hinterher. Besonders ausgeprägt ist dies in Berlin, günstiger hingegen in Nordrhein-Westfalen.

Kennen Sie sich aus in der deutschen Geschichte? Machen Sie den Test!

In Mathematik kommen bei der Integration von Ausländern neben Bremen und Berlin auch Baden-Württemberg und Niedersachsen auf ungünstige Werte. Die geringsten Unterschiede zwischen deutschen und nichtdeutschen Schülern in diesem Fach gibt es in Rheinland-Pfalz und im Saarland.

Der Bildungsvergleich liefert zwar Ergebnisse, wird aber auch kritisiert. Die Bildungsgewerkschaft GEW etwa sieht im derzeitigen Bericht wenig Sinn: "Es sind immer die gleichen Länder an der Spitze und die gleichen am Ende", sagte die GEW-Vizevorsitzende Marianne Demmer der dpa. "Warum das so ist, ist auch zehn Jahre nach der ersten Pisa-Studie ein Buch mit sieben Siegeln. Und wie es zu ändern wäre, ist gänzlich unerforscht."

Stattdessen fordert die GEW neue Akzente in der Bildungsforschung. Sinnvoller sei es, nicht komplette Bundesländer, sondern wirtschaftlich und soziokulturell ähnliche Regionen miteinander zu vergleichen. Außerdem müsse der Umbau zu einem inklusiven Schulsystem mit gemeinsamem Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern und einer effektiven Lehrerfortbildung forschend begleitet werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: