Insolvente Nachrichtenagentur:Jeder dritte dapd-Mitarbeiter soll gehen

Die insolvente Nachrichtenagentur dapd will "aus eigener Kraft" alle ihre Dienste fortführen und sich den Herausforderungen der "digitalisierten Nachrichtenwelt" stellen. So heißt es im Sanierungsplan, der heute vorgelegt wurde - und der die Trennung von "rund einem Drittel" der Mitarbeiter vorsieht.

Insolvenzgeschäftsführer Wolf von der Fecht hat seinen Sanierungsplan für die acht zahlungsunfähigen GmbHs und 299 Mitarbeiter der Nachrichtenagentur dapd vorgestellt - und dieser würde etwa hundert Jobs kosten.

Das Restrukturierungskonzept sieht vor, dass sich die Gruppe von "rund einem Drittel" der Mitarbeiter trennt, wie die mit der Öffentlichkeitsarbeit für diese Gesellschaften betraute Consulting-Firma am Montag in Frankfurt am Main mitteilte.

Weiter heißt es, ein "signifikanter Teil der Einsparungen" solle durch eine "Verschlankung der Führungsebenen" erreicht werden. Die dapd werde aber "sämtliche Dienste fortführen und diese in Zukunft noch stärker als bisher an die Anforderungen der digitalisierten Nachrichtenwelt anpassen".

Das Restrukturierungskonzept von der Fechts wurde den Angaben zufolge bereits am Freitag vom Gläubigerausschuss gebilligt. Mit den Umstrukturierungen will es dapd der Erklärung zufolge schaffen, "aus eigener Kraft ihr Geschäft kostendeckend fortführen zu können". Mit den dapd-Arbeitnehmervertretern sollen nun Gespräche über einen Interessenausgleich und die Erstellung eines Sozialplans aufgenommen werden.

Das Einsparziel war vorab auf etwa eine Million Euro pro Monat geschätzt worden: So hoch hatten die Gesellschafter Martin Vorderwülbecke und Peter Löw die Summe beziffert, mit der sie den Betrieb bezuschussten, bevor sie die Zahlungen einstellten und Anfang Oktober den Insolvenzantrag für acht Gesellschaften ihrer Holding bekanntgaben.

Schon Anfang Oktober hatte von der Fecht festgestellt, die Sanierung werde "zumindest zum Teil auch" Stellenabbau bringen müssen. Noch im Sommer war bei dapd massiv ausgebaut und eingestellt worden.

Deutschland gilt als einer der weltweit am härtesten umkämpften Märkte für Nachrichtenagenturen. Neben dem Marktführer dpa und der dapd konkurrieren hierzulande noch die britische Agentur Reuters, die deutsche Tochter der französischen Nachrichtenagentur AFP, die zur AFP-Gruppe gehörende Sportagentur SID, die kirchlichen Agenturen epd und KNA sowie Spezialdienste für Wirtschaftsnachrichten um Kunden aus dem Medienbereich.

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