Italienisches Restaurant Katzlmacher:Mit Amore gekocht

Getrocknetes Pferdefleisch oder Tagliolini mit weißen Albatrüffeln: Der Katzlmacher behauptet sich in der Liga der Nobel-Italiener - nur die Einrichtung könnte geschmackvoller sein.

Marcelinus Sturm

Italienisches Restaurant Katzlmacher: Täglich wechselnde Karte, hochwertige Produkte: Der "Katzlmacher" setzt auf italienische Klassiker.

Täglich wechselnde Karte, hochwertige Produkte: Der "Katzlmacher" setzt auf italienische Klassiker.

(Foto: Stephan Rumpf)

Eigentlich traut man sich rund um das Hofbräuhaus ja schon gar nicht mehr essen zu gehen, weil man denkt, das sei inzwischen alles schon Alfons Schuhbecks Reich. Tatsächlich grinst er einem am Platzl ja aus allen Ecken penetrant entgegen. Und dennoch gibt es hier noch ein paar Lokale, in denen der allgegenwärtige Fernsehkoch nichts zu sagen hat. Eines ist der "Katzlmacher", obwohl der Name doch eigentlich schönstes Schuhbeck-Bayerisch ist.

Der Katzlmacher ist ein sogenannter Nobel-Italiener, sprich: Er gehört in die Liga der gehobenen italienischen Küche mit entsprechenden Preisen, wie etwa die Osteria Italiana, das Hippocampus oder das Acquarello. Und der Katzlmacher hat Tradition: Nächstes Jahr kann er sein 30-jähriges Bestehen feiern. Bis 2006 war er in der Kaulbachstraße in Schwabing beheimatet, nun ist er in der kleinen Bräuhausstraße zu finden.

Und er hat gewaltige Umwälzungen hinter sich: Denn Gründer Claudio Zanuttigh stieg unlängst aus der Betreibergesellschaft aus und überließ den Namen Katzlmacher seinem Partner Giorgio Cherubini. Dummerweise setzte sich Zanuttigh überraschend dann doch nicht zur Ruhe, sondern übernahm gut 100 Meter weiter ein anderes Lokal. Und seinen alten Koch sowie wohl auch den einen oder anderen Stammgast nahm er aus dem Katzlmacher mit. Eine ungute Situation für einen Nachfolger.

Cherubini hat aber das Beste daraus gemacht, so viel konnte Marcelinus Sturm bei seinen Besuchen feststellen. Was aus der Küche kommt, hat nach wie vor hohes Niveau, und im Keller kennt sich der gelernte Sommelier Cherubini, der auch 17 Jahre lang Maître d'hôtel im Königshof gewesen ist, sowieso bestens aus. Der Santa Cecilia zum Beispiel, ein sizilianischer Roter vom Weingut Planeta, hatte zwar den stolzen Preis von 64 Euro, entwickelte sich im Laufe des Abends aber sehr schön und mit wunderbar vielfältigen Geschmacksnuancen. Ein andermal war es ein sehr passabler gemischter Satz aus dem Hause Fosarin (39), also ein Weißwein aus mehreren verschiedenen Rebsorten, der überzeugte.

Überall im Lokal trifft man auf das Motto des Hauses: "Vergiss die Liebe nicht." Das macht den Katzlmacher ersichtlich attraktiv für einen Pärchenabend, wie die gut besetzten Zweiertische zeigen, trifft aber auch auf die Küche zu. Die Karte wechselt so gut wie jeden Tag und orientiert sich erkennbar daran, was gerade an hochwertigen Produkten zu bekommen ist. Dem Neuling wird gerne ein Menü (70 Euro) empfohlen, das durchaus zufriedenstellt. Als Gruß vorneweg gibt es beispielsweise eine hübsche Bastelei mit Schinken vom Reh, sardischem Brot, Thymian und Roter Bete. Das stimmt schön darauf ein, was einen erwartet: Gehobene italienische Küche, die ihre Wurzeln nicht verleugnet.

Schon die Vorspeisen überzeugten: ob frittierte Zucchiniblüten (14,50), marinierte, süßsaure Sardellen (14,50) oder das getrocknete Pferdefleisch namens Sfilacci di cavallo (15) - alles ganz hervorragend. Die Tagliolini mit weißen Albatrüffeln (34) kamen mit wunderbar sämiger Soße, und auch einem vermeintlichen Standardgericht wie den Spaghetti alle Vongole (15,50) weiß die Küche im Katzlmacher neue Qualitäten abzugewinnen. Ähnliches gilt für die Hauptspeisen.

Das Filet vom Schattenbarsch mit Steinpilzen und Knollensellerie (27,50) kam mit krosser Haut und perfekt auf den Punkt gegart, auch das klassische Saltimbocca (26,50) und das Lammfilet (27,50) waren ausnehmend zart und ließen nichts zu wünschen übrig.

Als Dessert kam im Menü eine herbstliche Spielerei zur Pilzsaison. Einen Pilz nämlich bildete sie nach, mit einem Stiel aus Rotweinsorbet, verziert mit Kürbisfäden und einem Hut aus Panettone-Teig. Der schmeckte leider recht fad und staubtrocken, wie Panettone eben. Das erklärt auch, warum dieses beliebte Weihnachtsgeschenk, verpackt in bunte Pappschachteln, den Rest des Jahres in irgendwelchen Speisekammerecken vor sich hinbröselt. Besser hält man sich bei den Dolci an bewährte Klassiker wie Tiramisu oder Semifreddo (jeweils 8,50), an denen gibt es rein gar nichts auszusetzen.

Das alles hat natürlich seinen Preis, und als die Rechnung kam, musste Sturm dann doch trocken schlucken: Der Katzlmacher ist kein Billigheimer. Das ist freilich in Ordnung, so lange die Qualität stimmt. Ein Makel aber muss erwähnt werden: Der Innenarchitekt hat leider keinen ausgesuchten Geschmack. Die geschwungenen Plastiksäulen etwa erinnern an Cinecittàs übelste Zeiten, an Dekorationen für schlechte Sandalenfilme, in denen ein aufgeblasener Herkules herumturnt.

Groucho Marx hat dazu bereits alles gesagt mit den Worten: "Ich mag keine Filme, in denen die Männer größere Brüste haben als die Frauen." Sollte in Anbetracht gehobener Küche und ebensolcher Preise also demnächst etwas Geld für eine Renovierung des Lokals übrig sein: Wir hätten da Verbesserungsvorschläge.

Bräuhausstraße 6, Telefon: 089/24 20 55 38, www.der-katzlmacher.com, Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 12 bis 15 Uhr und 18.30 Uhr bis 1 Uhr, Sa. 18.30 bis 1 Uhr, Sonntag Ruhetag

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